Ausstellung
Wenn Steine Geschichten erzählen

Der Velburger Bildhauer Oskar Reithmeier zieht im KunstRaum Klostertor in Neumarkt einen Querschnitt durch sein Wirken.

01.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:29 Uhr
Lothar Röhrl
Bildhauer Oskar Reithmeier neben seinem Kalkstein-Werk "Verbandelt" −Foto: Lothar Röhrl

Oskar Reithmeier liebt offensichtlich Gegensätze: Mal sind seine Skulpturen filigran. Sie wirken damit zerbrechlich. Dabei macht er weibliche Akte mit hyperschlanken oder drallen Körperproportionen zum ästhetischen, aber nicht sexistischen Blickfang. Mal sind seine Werke aus massiven Naturstein-Blöcken geschnitten, gefräst oder gehauen. Die Ergebnisse lassen Wucht und Gewicht des Rohmaterials vergessen.

Die Überlegung, wie lange der freischaffende Bildhauer aus Velburg an jedem Werk gearbeitet hat, ist ein spannendes Detail, dem sich der Besucher bei Reithmeiers neuer Ausstellung stellt. Diese Schau ist eine Premiere. Zum ersten Mal stellt der Steinbildhauer-Meister im „KunstRaum“ Klostertor aus.

Die Schau umfasst 36 Werke. Deren jeweilige Größe bestimmt das Wie und Wo ihrer Präsentation. Viele stehen nebeneinander auf kleinen Tischen. Oder sie kommen mit dem für sie knapp bemessenen Anteil eines Fensterbretts aus. Die größten Objekte sind zentral platziert. Allein das Detail, wie die Ausstellung räumlich präsentiert wird, ist ein spannender Moment der Schau.

Sie bietet noch weitere Momente, denen sich jeder Besucher je nach Gusto widmen kann. Etwa die Freude darüber, dass sich Reithmeier bei seinen großformatigen Werken auf im Neumarkter Raum gebrochenes Gestein konzentriert. Dessen Farben und dessen Härtegrade haben ihn wohl zu diesem Motto inspiriert: Es muss nicht immer Marmor aus Carrara sein.

Dauer:Öffnungszeiten:Künstler:
Die Ausstellung ist im Klostertor vom 29. April bis 21. Mai zu sehen.Die Schau ist täglich zwischen 14 und 17 Uhr geöffnet.Oskar Reithmeier ist persönlich in der zweiten Woche seiner Ausstellung (ab heute in einer Woche) und ab da bis Ende der Ausstellung im „KunstRaum“ anwesend. (nlr)

Und es gibt den Moment der Schau, der die Entwicklung des Künstlers Oskar Reithmeier zeigt. Dass er sich nicht immer ausschließlich der Bildhauerei verbunden gefühlt hat, zeigt die Tusche-Zeichnung „Karl“. Bei dieser hat sich Reithmeier auf Konturen beschränkt, mit denen die Modeschöpfer-Ikone Karl Lagerfeld unzweideutig erkennbar ist: Körperhaltung und Pferdeschwanz-Frisur.

Oder: Welch ein Knäuel über ein Tor jubelnde Fußballspieler bilden können, hat Reithmeier in das wie eine Momentaufnahme wirkende Werk „Welch eine Freude“ in einen blüten-weißen Stein gemeißelt. Die Summe dieser Momente ergibt den Titel der Ausstellung: „Moments“. (nlr)