Tipps der Neumarkter Feuerwehr
Wie sich Bürger auf Katastrophen vorbereiten können

28.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:14 Uhr
Auch ein Stromausfall stellt eine Katastrophe dar – erst recht, wenn er großflächig und längerfristig eintritt. −Foto: Christian Burkert/dpa

Das Thema Katastrophenschutz ist derzeit in aller Munde. Was Bürger zur Vorsorge tun können, erklärt der Kreisfeuerwehrverband Neumarkt und gibt Tipps für fünf Krisenszenarien.

Als mögliches Szenario nennen die Einsatzkräfte zum einen Unwetterkatastrophen oder extreme Lagen bei Hochwasser, Sturm, Trockenheit, Schneefall oder Starkregen. Letzterer könne im Unterschied zum Hochwasser an jedem Ort auftreten, unabhängig von Gewässern. Zum anderen könnten auch Brände in Gebäuden, auf Freiflächen oder in der Natur kleine Katastrophen darstellen, ebenso wie Evakuierungen beispielsweise wegen Kampfmittelfunden oder vorsorglich bei Unwetterlagen.

Wegen der „vielfältigen negativen Auswirkungen“ zähle auch ein Stromausfall zu einer Katastrophe – erst recht, wenn er großflächig und längerfristig eintrete. Auch für Gefährdungen durch Gefahrstoffe, die bei Bränden, Unfällen oder möglichen Anschlägen ausgehen, gibt der Feuerwehrverband Ratschläge zur Vorsorge.

• Nahrungsmittel-Vorrat sollte zehn Tage lang reichen

Die Feuerwehr rät einerseits dazu, sich einen Zehn-Tages-Vorrat mit Essen und Getränken für alle Bewohner und Haustiere des Haushalts anzulegen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt pro Person zwei Liter Getränke je Tag, 3,5 Kilo Getreideprodukte, vier Kilo Gemüse und Hülsenfrüchte, 2,5 Kilo Obst oder Nüsse, 2,6 Kilo Milch und Milchprodukte, 1,5 Kilo Fisch, Fleisch oder Volleipulver sowie 0,35 Kilo Öle und Fette. Nach Belieben können auch Schokolade, Fertiggerichte, Jod, Salz, Zucker, Honig, Marmelade, Salzstangen oder Kekse bevorratet werden.

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• Ausreichend Hygienematerial bevorraten

Die Einsatzkräfte weisen zudem darauf hin, dass besonders in Notzeiten auf ausreichende Hygiene zu achten sei, zumal die Trinkwasserversorgung beeinträchtigt sein könnte. Vorgehalten werden sollten genügend Seife, Waschmittel, Zahnpasta, Toilettenpapier und Desinfektionsmittel.

• Diese Medikamente gehören in die Hausapotheke

Für Krisenfälle benötigt würden auch vom Arzt verordnete Medikamente für zehn Tage im Vorrat. Darüber hinaus sollten für kleine Erkrankungen und Verletzungen Schmerzmittel oder fiebersenkende Mittel, Mittel gegen Durchfall, Übelkeit und Erbrechen sowie gegen Insektenstiche und ein Fieberthermometer und Verbandmaterial vorhanden sein.

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• So sorgt man für einen Stromausfall vor

Mit Blick auf einen möglichen Stromausfall empfiehlt die Feuerwehr, LED- oder Solarleuchten, Batterien, Streichhölzer, Feuerzeuge und Kerzen im Haus zu haben. Selbiges gilt für einen Camping-Kocher, eine Bargeldreserve und ein batterie- oder Kurbel-betriebenes Radiogerät. Ein besonderes Augenmerk sei auf lebensnotwendige elektrische Geräte wie Beatmungs- oder Dialysegeräte zu richten.

• Katastrophen-Warnapps herunterladen

Empfohlen wird außerdem, sich die verfügbaren offiziellen Katastrophen-Warnapps wie Nina oder Katwan herunterzuladen. Diese warnen nicht nur im Katastrophenfall, sondern werden auch bei Unwetter und anderen Krisenszenarien zur behördlichen Informationsverbreitung genutzt. Bürger sollten zudem auf Sirenensignale achten. Damit werden nicht nur Feuerwehren alarmiert; auch die Bevölkerung kann so gewarnt werden.

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• Auch bauliche Vorsorge betreiben

Darüber hinaus könnten sich Bürger mit vorbeugenden baulichen Schutzmaßnahmen vorbereiten. Gerade mit Blick auf Starkregen oder Hochwasser gelte es, das Gebäude dahingehend zu prüfen, ob es gegen einen Wasserrückstau aus der Kanalisation ausreichend gesichert ist.

Die Feuerwehr rät unter anderem dazu, sich Rückstauklappen einbauen zu lassen und das Gebäude über eine Hebeanlage zu entwässern, sodass ein Rückdrücken aus den Kanälen ins Gebäude ausgeschlossen ist. In gefährdeten Bereichen mit hohem Grundwasserspiegel sollte notfalls ein Pumpensumpf errichtet werden, der von unten eindringendes Wasser zurückhält. Empfindliche oder wertvolle Gegenstände sollten höher gestellt oder in Regalen gelagert werden, so dass ein einige Zentimeter hoher Wasserstand keine großen Schäden auslöst.

• Rauch- und Wassermelder installieren

Davon abgesehen sollten Bürger in allen Wohn- und Schlafräumen sowie in Fluren, die zu den Zimmern führen, Rauchmelder installieren. In den Kellergeschossen sollten Wassermelder die Bewohner frühzeitig vor eindringendem Wasser warnen beziehungsweise einen Leitungsschaden erkennen lassen.

• Wichtige Dokumente griffbereit halten

Um im Notfall binnen weniger Minuten die Wohnung verlassen zu können, sollte man persönliche Unterlagen wie Ausweis, Versicherungskarte, Medikamentenplan oder Kontaktdaten der Verwandtschaft griffbereit halten und zusammen mit benötigten Medikamenten oder Hilfsmitteln in einen Rucksack verpacken.

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• Bürger sollten den Versicherungsschutz prüfen

Wer eine Elementarschaden- oder eine Hausratversicherung hat, sollte überprüfen, was der Versicherungsschutz beinhaltet, ob dieser verbessert werden kann und ob die vereinbarten Versicherungssummen noch ausreichen.

• Leisten Sie Hilfe zur Selbsthilfe

Andere Menschen, die die solche Informationen nicht zur Kenntnis genommen haben oder aus anderen Gründen hilfsbedürftig sind, sollten gewarnt werden. Die Feuerwehr ruft dazu auf, Notrufnummern nur für echte Notfälle zu nutzen. Zudem wird empfohlen, sofern noch gefahrlos möglich sein Eigentum in Sicherheit zu bringen: beispielsweise Autos aus Tiefgaragen fahren oder Dinge aus dem Keller in höhere Geschosse stellen.

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Die Begrifflichkeit des Katastrophenszenarios könne örtlich größere Schadenereignisse meinen, heißt es in der Mitteilung weiter. Jedoch seien von dem Begriff auch Einzelpersonen, Familien und persönliche oder kleinräumige Katastrophen erfasst. Eine persönliche Notfallplanung betreffe daher jeden, betont Kreisbrandrat Jürgen Kohl.