Vortrag
Wo in der Wüste Menschen ertrinken

Dr. Wolfgang Zielonkowski berichtete beim Einkehrtag der Männer in Lohberg über seine Afrika-Reisen –mit kuriosen Erkenntnissen.

02.12.2016 | Stand 16.09.2023, 6:38 Uhr
Dr. Wolfgang Zielonkowski −Foto: kfl

Die Sahara ist mit neun Millionen Quadratkilometern die größte Trockenwüste der Erde. Das entspricht knapp der Fläche der USA oder etwa der 26-fachen Fläche Deutschlands. Dr. Wolfgang Zielonkowski aus Hohenwarth, Biologe, Garten- und Landschaftsarchitekt und ehemaliger Direktor der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege, aber genauso begeisterter Fotograf, kennt den Norden Afrikas von vielen Reisen. Über seine Eindrücke in der Sahara referierte er beim Einkehrtag der Männer.

In Afrika gibt es keine Kakteen, nur Wolfsmilchgewächse. Zielonkowski spannte einen weiten Bogen und schwenkte 3,2 Milliarden Jahre zurück. Aus dieser Epoche stammen die Stromatolithen in Marokko, die wie Kuhfladen anmuten, aber versteinerte Blaualgen sind. Der Hohenwarther stieß immer wieder auf Spuren menschlicher Aktivitäten in Form von Felsgravuren. An den Oasen gelten für die Verteilung des Wassers verschiedene Rechte. Bei Flussoasen funktioniert die Rationierung ohne Wassermeister. Salz war eines der wertvollsten Güter, die seinerzeit in der Wüste transportiert wurden. Der Referent ließ auch Kurioses aus der Botanik einfließen, beispielsweise Schmarotzerpflanzen, die unterirdisch von anderen Arten Nährstoffe und Wasser saugen.

Zwischendrin findet man Brunnenanlagen, für die unterirdische Quellen in 25, 30 oder 40 Meter angezapft wurden. „Wie viel Sand gibt es in der Sahara?“, fragte Zielonkowki. Hier täusche man sich zu leicht. „Die Sahara besteht nur zu zehn Prozent aus Sand, Dünen sind daher etwas Seltenes. Alles andere ist Fels, Kies und Gestein.“ Durch den Wind gelangt der Sahara-Staub bis nach Europa.

Nach einem Regenfall sammelt sich in Senken das Wasser. Sehr schön wirken die Faltungen in den Gebirgen auf den Betrachter, die durch Erdbewegungen entstanden. Auch das wesentlich größere Algerien stand im Fokus. Zielonkowski hielt sich vorwiegend in Tamanrasset auf, wo die Tuareg zu Hause sind. Bei diesem Volk sind die Männer verhüllt. Das ganze Besitztum gehört der Frau. Wenn einer Unfug treibt, wird er im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste geschickt und besitzt nichts mehr. Tuaregs sind eigenständige Stämme, die unter anderem in Lybien, Niger und Mali leben.

Die Wetterphänomene haben es in sich. Mitunter fallen massive Niederschläge, dann laufen die Täler voll mit Wasser. Ein regelrechter Schwall läuft von den Bergen herunter. „Es ist erwiesen, dass in der Sahara mehr Leute ertrinken, als verdursten“, betonte Zielonkowski. Durch Meeresüberschwemmungen lagerten sich Sande ab, die zu Sandstein gepresst wurden. Auch in Bayern gebe es Ähnliches, nämlich in der Rhön oder bei Weiden.

„Die Sahara hat wirklich viel zu bieten, auch Urzeitkrebse, die seit etwa 400 Millionen Jahre existieren, genannt Triops (Dreiäugiger). Wenn das Wasser kommt, werden sie lebendig und vermehren sich. Wenn es sich zurückzieht, kapseln sie sich ab, machen Larven und verschwinden wieder im Sand bis der nächste Regen eintrifft“, so der Biologe weiter. (kfl)