Politik
Zoff um Neumarkter Festwirt

Mehr Pacht, günstigeres Bier und ein neues Konzept – im Stadtrat scheitert Marco Härteis ganz knapp mit seinen Ideen.

04.12.2018 | Stand 16.09.2023, 5:53 Uhr

Oberbürgermeister Thomas Thumann und Festwirt Albert Zollbrecht präsentierten sich stets als eingespieltes Team. Foto: Lothar Röhrl

Für viele Neumarkter ist es der Höhepunkt des Jahres: das Jura-Volksfest. Inzwischen zieht es im Hochsommer rund 300000 Besucher an – und das aus der ganzen Region. Auch wenn sich Größe und Angebot seit der Premiere auf dem Festplatz 1980 verändert haben, ist eine Tradition schon viele Jahre geblieben: der Festwirt. Albert Zollbrecht hatte diese Aufgabe 1984 übernommen. Und daran wird sich wohl auch nichts ändern, denn im nichtöffentlichen Teil der Stadtratssitzung wurde vergangene Woche mehrheitlich dafür plädiert, Albert Zollbrecht für die nächsten drei Jahre erneut den Zuschlag zu geben.

Eine Entscheidung, die sehr knapp mit 19 zu 17 Stimmen ausgefallen ist und zu sehr viel Unmut geführt hat, wie die Mittelbayerische Zeitung erfahren hat. Kritik gab es vor allem an der Bewertung der Bewerber. Denn neben einem Kandidaten aus dem Allgäu hatte sich auch der Neumarkter Unternehmer Marco Härteis beworben, der sich als Festwirt nicht nur in Berching einen Namen gemacht hat, sondern auch in Beilngries, Ingolstadt und beim Gillamoos in Abensberg, wo er das Jungbräu-Festzelt betreibt.

Günstigeres Bier und eine Hütte

Nach Recherchen der Mittelbayerischen soll er neben einem niedrigeren Bierpreis von 7,30 Euro – pro Maß wären das 60 Cent weniger im Vergleich zu seinem Mitbewerber –, eine um 25000 Euro höhere Pachtzahlung geboten haben. Außerdem soll er ein neues Konzept für das Volksfest vorgestellt haben. So plante er zum Beispiel, anstelle des Weinzelts einen Weinstadel aus Holz zu errichten. Alles Neuerungen, die fast die Hälfte der Stadträte als sehr interessant einstuften. Die Verwaltung indessen äußerte Bedenken unter anderem wegen des Brandschutzes.

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Allerdings: Stadträte sind verpflichtet, offiziell Stillschweigen zu wahren über Punkte, die in der nichtöffentlichen Sitzung behandelt werden. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich mich zu dem Vorgang nicht äußere“, sagte Festreferent Richard Graf. Nur so viel: „Das Volksfest ist und bleibt das größte Fest, auf das sich alle freuen“. Und deshalb wolle er nicht, dass sein Image durch eine Debatte Schaden nehme.

Einen Einblick in die Arbeit hinter den Kulissen gibt dieser Rundgang mit Festwirt Albert Zollbrecht.

Auch die Vertreter der anderen Parteien hielten sich gegenüber Nachfragen bedeckt. FLitZ-Stadtrat Johann Georg Gloßner sagte nur, dass er sich gefreut hätte, wenn die Bewerber im Stadtrat ihr Konzept präsentiert hätten. „Diese Zeit hätte ich mir gern genommen.“ Dann hätte Gelegenheit bestanden, Fragen direkt zu klären. Und er machte aus seinem Ärger keinen Hehl: „Diese Stadtpolitik ist unmöglich und einer Stadt nicht würdig“.

Die Stadt werde sich ebenfalls nicht über die Causa „Festwirt“ äußern bis zur amtlichen Bekanntgabe, informiert Pressesprecher Dr. Franz Janka. Die Entscheidung werde erst öffentlich, wenn die Vergabe rechtskräftig sei – und das könne mehrere Wochen dauern.

Herbert Fischer: Plädoyer für Zollbrecht

Getränkelieferant und Festwirt Marco Härteis gab sich im Gespräch mit der MZ enttäuscht über die Absage. Weiter wollte er sich nicht zu dem Thema äußern. Die Wunde sei noch tief. Wie Albert Zollbrecht zu dieser hitzigen Debatte steht, war gestern nicht zu erfahren, da der Hotelier und Gastronom nicht erreichbar war.

Das waren dieAnfängevor mehr als 50 Jahren auf dem Volksfestplatz.

„In München kommt keiner auf die Idee, den Festwirt zu wechseln“, kommentierte Herbert Fischer die Thematik. Der ehemalige CSU-Stadtrat und Landtagsabgeordnete war 1984 zum Festreferenten gewählt worden. „Albert Zollbrecht und ich haben zusammen angefangen.“

Während seiner Amtszeit habe die Stadt großartig mit Zollbrecht zusammengearbeitet. Dieser habe sich nie gesperrt, wenn die Stadt und der Festausschuss Vorschläge gemacht hätten. Und bei vergleichbaren Volksfesten liege der Bierpreis in Neumarkt noch immer an der Untergrenze, betonte Fischer. Der Preis sei stets im Einvernehmen mit der Stadt zustande gekommen. Das sei auch nicht selbstverständlich. Darüber hinaus habe sich das Jura-Volksfest sehr stark vergrößert. „Auch das muss ein Festwirt erst mal mitmachen.“

Neue Wege in Parsberg

Werner Semmler ist seit 2017 neuer Festwirt beim Volksfest in Parsberg. Er hat Erfahrung darin, bei einem traditionellen Volksfest neue Akzente zu setzen. In Parsberg änderte er zum Beispiel das Musikprogramm und sogar den traditionellen Zeitplan des Fests. „In Parsberg war ein neuer Wind gewünscht. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass man sich wo anders mit Neuerungen schwer tut“, sagte Semmler. Er organisierte schon früher Feste und Musikveranstaltungen. „Wir haben es heute nicht mehr so leicht“, sagte er. Man müsse immer mal wieder etwas Neues probieren, um die Gäste bei der Stange zu halten.

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