Kultur
Zündende Gags und brandheiße Reime

Die Altneihauser Feierwehrkapelln beweist im Festzelt der Neumarkter Lammsbräu, dass sie ihr Handwerk beherrscht.

09.10.2016 | Stand 16.09.2023, 6:44 Uhr

Das ist ihr Charme: Möglichst gelangweilt schauen – und dabei leidenschaftlich spielen. Foto: Gaupp

Eine Aufwärmphase braucht sie nicht. Die Truppe der Altneihauser Feierwehrkapelln ist durchtrainiert. Sie sind Profis für brandheiße Themen. Kommandant Norbert Neugirg führt sie an, übernimmt das Kommando und seine Kameraden folgen ihm aufs Wort. Die ausgemusterten Retter, die heute Dank moderner Pränataldiagnostik gar nicht auf der Bühne stünden, bescheren am Samstag einem begeisterten Publikum im Festzelt der Neumarkter Lammsbräu einen fulminanten Abend.

Und genau davon lebt ihr Programm: Während Neugirg reimreich zweieinhalb Stunden lang versucht, den Zuhörern die Unzulänglichkeiten seiner Kameraden nahezubringen, beweisen diese am Instrument, in Mimik und Gestik, stimmlich und kabarettistisch ihr Geschick. Es sind die Widersprüche, das Spiel mit Sinn und Unsinn, die die Komik der neun Musiker prägen. Und dabei spielt es keine Rolle zu wissen, dass die „spontanen“ Zwischenfälle auf der Bühne lange einstudierte und bewährte Lacher sind. Running Gags wie der permanent zusammenbrechende Klappständer für die große Trommel sorgen nicht nur in Neumarkt für tosenden Applaus.

Und die Gäste aus Deusmauer haben dem Kommandanten schon nach dem ersten Witz verziehen, dass er sie für diese Show als Prügelknaben auserkoren hat. Wenn es darum geht, dass jemand schwer von Begriff ist, eine Anspielung nicht versteht, dann müssen die Deusmauerer herhalten. Da liegt es nahe, dass der Trottel der Kompanie an der großen Trommel Verwandte in Deusmauer haben muss. Doch das nimmt Neugierg niemand krumm, denn der Betroffene Reinhard Stummreit besticht durch sein komödiantisches Talent und gewinnt die Herzen der Zuschauer im Nu. So gerät der Hohn zur Auszeichnung.

Apropos Auszeichnung: Wer bei einem Starkbierfest nicht derbleckt wird, verschwindet in der Bedeutungslosigkeit. So auch bei der Löschtruppe aus Windischeschenbach. Sie ziehen Oberbürgermeister Thomas Thumann genauso durch den Kakao wie die SPD und die Neumarkter Bürgerschaft, verschonen auch den Gastgeber Dr. Franz Ehrnsperger nicht, der sich in der ersten Reihe zusammen mit seiner Frau Hemma und OB Thumann vor Lachen auf der Bierbank krümmt.

Oh ja, Norbert Neugirg ist gut vorbereitet: „Bürger, die an Bier sich laben, nicht so viel zu nörgeln haben“, beschreibt er die Neumarkter mit ihren drei Brauereien in der Stadt. Thumann hingegen sei wohl am Ruder, „weil man keinen Besseren fand, als Karl von der CSU verschwand“. Und: „Neumarkt versucht trotz OB Thumanns Treiben halbwegs bei Verstand zu bleiben“. „In allen Amtsstuben wird spekuliert, ob er noch mal Vater wird.“

Natürlich dürfen schlüpfrige Anspielungen nicht ausbleiben: Da die Jurastadt es noch immer nicht geschafft habe, die 40000-Einwohner-Marke zu knacken, versuche die Lammsbräu es mit einem aphrodisierenden Bier. Jedoch: „Das Lammsbräu Zisch hält nicht, was das Viagra drin verspricht“.

Das Publikum erfährt noch mehr Geheimnisse an diesem Abend: Warum ein vom Sauerkraut geplagter Jäger doch noch erfolgreich ist, dass der oberpfälzische Dialektlaut „ou“ mit Kolumbus ins Englische übernommen wurde und dass der legendäre Sänger Freddy Mercury eigentlich aus Georgenberg stammt. Begleitet werden die Verse von schmissiger Musik, mal im Seemannsgroove, mal rockig, mal getragen, immer passend, als perfekte Ergänzung, wenn die Kapelle zum Beispiel nach den Reimen über die SPD das „Knallrote Gummiboot“ anstimmt.

Charmant zündeln die Feuerwehrler ein bisschen in der lokalen und überregionalen Politik, löschen zwischendurch ihren Durst mit einem Schluck Lammsbräu und zünden einen Gag nach dem anderen. Angesichts der „Zugabe“-Rufe strafen sie sich am Schluss selbst ein letztes Mal Lügen, wenn Neugirg behauptet: „Diesen Abend hätten Sie sinnvoller verbringen können.“

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