Kabarett
Die Gruberin lebt gern barock

Monika Gruber begeisterte in der Donau-Arena. Sie steht zu ihrem hedonistischen Lebensstil, aber auch ernste Töne klangen an.

28.04.2019 | Stand 16.09.2023, 5:40 Uhr
Angelika Lukesch

Monika Gruber erklärte 4000 Menschen in Regensburg, wie sie die Welt sieht – aller Political Correctness zum Trotz. Fotos: Jens Niering

Dutzende Male hat die oberbayerische Kabarettistin Monika Gruber schon ihr Bühnenprogramm „Wahnsinn!“ gezeigt und dennoch hat sie nichts von ihrer Kraft verloren. Laut, übersprudelnd und lebendig agierte die Künstlerin auch am Samstagabend in der mit mehr als viertausend Fans gefüllten Donau-Arena und gab ihren Bewunderern alles, was sie erwarteten.

Monika Gruber ist der lustig-konservativ-tolerante Fels in der Brandung des modernen Lebens. Sie bietet denen einen Anker, die sich im Geflecht von Social Media und sich selbst überbietender Political Correctness nach den Zeiten sehnen, in denen mit „Influencer“ noch eine Krankheit gemeint war, wie Monika Gruber bemerkte. Ihre Tiraden über Florian Silbereisen als Traumschiff-Kapitän – „Ich wusste gar nicht, dass wir Schiffe mit biologischen Waffen bestücken!“ – oder „die heilige Greta“ rissen mit und verleiteten zum ketzerischem Gedanken, dass möglicherweise nicht alles, was gehypt wird, den Hype auch wirklich wert ist.

Heimat ist für sie ein Gefühl

Der Klimawandel, räsonierte Gruber, gehe nicht nur draußen vonstatten, sondern auch in den Menschen selbst. Als „Teilzeit-Autisten“ bezeichnete Gruber all jene, die überallhin mit Kopfhörer erscheinen. Ob Piercings am Körper unter technischen Fortschritt fallen würden, stellte sie infrage und die #MeToo-Diskussion hält sie für gänzlich übertrieben. „Ich mache mich schön, auch um Männern zu gefallen“, stellt die Kabarettistin selbstbewusst fest. Lediglich Selbstbewusstsein sei vonnöten, um allzu aufdringliche Männer in ihre Schranken zu verweisen.

Monika Grubers Familie spielt eine große Rolle in ihren Shows. An ihr misst sie das Leben, durch sie sei sie das, was sie darstelle. Bodenständig, rotzfrech, selbstbewusst und dem Schönen und Guten gegenüber demütig, wobei zum Schönen auch all die leiblichen Genüsse zählen wie Bier, Schokoladenkuchen mit flüssiger Füllung und der allgegenwärtige Prosecco oder Aperol Spritz.

„Der gesunde Menschenverstand ist der Diktatur der Toleranz gewichen!“Monika Gruber

Monika Gruber schaffte es, ihre Energie über mehr als zwei Stunden auf höchster Flamme zu erhalten. Sie geißelte die Beschwerdekultur und fragte: „Der Meinungskompass hat sich um 180 Grad gedreht. Was normal war, ist jetzt ewig gestrig. Der gesunde Menschenverstand ist der Diktatur der Toleranz gewichen!“ Dass Türken, die seit vielen Jahren in Deutschland leben und die Vorteile der Freiheit genießen können, trotzdem Erdogan wählten, sei so, als würde ein Freilandhuhn für Käfighaltung stimmen. Eigentlich müsse, meinte Gruber, eine Gebühr für die Nutzung der Demokratie gefordert werden, denn: „Was nichts kostet, ist nichts wert. Das hat schon meine Oma gesagt!“

Am Thermomix entzündete sich Grubers Sarkasmus: Das müsse wohl so eine Art Religion sein, ätzte sie. Das moderne Leben liefert der Kabarettistin viele Steilvorlagen, die sie mit Leidenschaft nutzt. Zum Beispiel die Eventkultur, die sie mit Begeisterung verhöhnte. „Ich bin so froh, wenn amal nix ist“, sagte sie. Ihr genüge es, im Urlaub dem Meer zuzuschauen, wie es hin- und herfließt.

Kein Wunder, dass die Veganer auch ihr Fett abbekamen. Veganer sind für Monika Gruber, bekennende Leberkässemmelesserin, ein gefundenes kabarettistisches Fressen. Sie äßen ja nichts, das einen Schatten werfe. Aber warum basteln sich die Veganer Würste ohne Fleisch oder Schnitzel aus Ersatzfleisch? „Ich schnitze mir schließlich auch keinen Brokkoli aus Leberkäse“, spottete die Gruberin.

Sie lebe schließlich lieber barock-hedonistisch anstatt asketisch-spartanisch. Dann lieber nicht ganz so alt werden, ist Grubers Devise. Hier mischten sich leisere, wehmütige Töne ganz unbemerkt in ihre lebensvollen Tiraden. „Wenn man ganz alt ist, dann redet dich keiner mehr mit deinem Vornamen an. Den kennt dann keiner mehr.“

Man kann nicht alle retten

Ihre Abrechnung und ihre Begeisterungsreden trafen noch die F.X.Mayr-Kur, die Psychotherapie, die Über-Akademisierung und die Anziehungskraft von gestandenen Handwerkern. Hier kommt Monika Gruber zu einem ihrer Hauptthemen: Die Verweichlichung der Männer, die die Frauen verursachen würden. Tatsächlich sei es doch so, dass Männer von den Frauen kastriert würden.

Und weiter ging es mit Alexa, der körperlosen Frauenstimme der totalen Überwachung. Die Verachtung der Kabarettistin triefte aus jedem Wort. Monika Gruber riet ihren Fans, sich „kleine Inseln zu schaffen, wo Sie mit Ihren Lieben sein können und sich wohl fühlen“.

„Liebe deinen Nächsten“ ist die Bibelstelle, die Monika Gruber am meisten beeindruckt. Sie hat sich entschlossen, dies mit Nachdruck zu tun, denn „die ganze Welt kannst du nicht retten.“

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