Riedenburg.Eine eingängige Melodie, ein Kehrvers, den Kinder leicht mitsingen können, dazu noch eine kleine Choreografie: Fertig war das pädagogisch wertvolle Kinderlied. „So a schöner Tag“ nannte der Lehramtstudent aus Riedenburg in Niederbayern sein Werk. Dass sich der Song unter dem Namen „Fliegerlied“ einmal zum internationalen Chartstürmer entwicklen würde, wusste Andreas Donauer damals noch nicht. Das alles war vor genau zehn Jahren.
Im gleichen Jahr, 2001, gründete Donauer, genannt „Donikkl“, seine Band, die Weißwürschtl. Heute nennt sich die Formation auf ihrer Homepage stolz „Europas erfolgreichste Kindermusik-Band“. Den Aufstieg möglich gemacht hat ein einziges, kleines Lied.
Kinder liebten den Song schon immer. Vor zwei Jahren aber begann der Steigflug des Fliegerlieds auch in der Erwachsenenwelt. Party-Bands und Bierzeltkapellen hatten die Nummer entdeckt. Plötzlich tobten und hüpften die Menschen auf dem Münchner Oktoberfest und am Ballermann zu Donikkl-Rhythmen. Kein anderes Lied im deutschsprachigen Raum wurde in den vergangenen Jahren häufiger nachgespielt. Donauer selbst weiß von 50 Coverversionen anderer Gruppen, in Wahrheit sind es wohl deutlich mehr.
Fliegerlied auf polnisch und schwedisch
Auch im Ausland startete das Fliegerlied durch. Es gab bereits Chartplatzierungen unter anderem in Südafrika, Polen und Slowenien, zuletzt erschien eine Version auf Schwedisch. „Unser kleines Lied hat Flügel bekommen“, sagt der zweifache Vater Donauer über seinen mit mittlerweile zwei goldenen Schallplatten ausgezeichneten Hit.
Der Donikkl begegnet dem ganzen Trubel um seine Band mit eher kindlichem Staunen. Zwar wird Donauer jetzt immer öfter beim Einkaufen oder am Badesee erkannt. „An unserem Status hat sich aber nichts geändert.“ Donikkl und die Weißwürschtl spielen Kinderkonzerte, die Auftritte bei den Erwachsenenpartys auf der Skihütte und am Ballermann überlässt man anderen. Auch auf einen Vertrag mit der Plattenindustrie will die Band weiterhin verzichten.
Donauer bedauert Überschwemmung des Marktes mit Billigware
Der studierte Realschullehrer Donauer hat sich nicht nur als Bandleader, sondern auch theoretisch mit Musik für Kinder befasst. Bereits im Jahr der Bandgründung legte er an der Universität Regensburg eine Zulassungsarbeit über „Entwicklungen und Tendenzen auf dem Kindermusikmarkt“ vor. Zehn Jahre später fällt der Experte ein kritisches Urteil über die deutsche Szene für Kindermusik: „Es gibt keine Grenze mehr zwischen Ballermann-Musik und Kinderliedern. Das ist schade.“ Der Markt werde überschwemmt mit schnell produzierter Billigware.
Bei seinen eigenen Songs legt der Pädagoge Donauer deshalb strenge Maßregeln an: Ein Kinderlied sollte im Idealfall Selbstbewusstsein, und soziale Kompetenz seiner Hörerschaft fördern, die Kinder müssen sich außerdem dazu bewegen können – „und dann muss das ganze natürlich auch noch leicht und schwungvoll daherkommen“, gibt der Donikkl als Devise aus.
Sein Rezept scheint aufzugehen: Die Weißwüschtl waren schon kurz nach ihrer Gründung regelmäßig in den Kinderprogrammen von Radio- und TV-Sendern präsent. Mittlerweile sind acht Platten erschienen. In den vergangenen zehn Jahren strömten nach Schätzungen der Band rund 500.000 Kinder in Donikkl-Konzerte.
Sportfreunde sollen Donikkl covern
Zum Band-Jubiläum plant Donauer ein Benefiz-Album zugunsten der „Sternstunden“-Aktion. Die erste Garde der bayerischen Rock- und Kabarettszene ist eingeladen, Donikkls schönste Kinderlieder neu einzuspielen. Prominente wie die Sportfreunde Stiller, Martina Schwarzmann und die Bananafishbones haben Donauer zufolge bereits ihr Interesse an dem Projekt bekundet.
Im September, als Höhepunkt des Jubiläumsjahres, ist ein großer Auftritt im Münchner Circus Krone geplant. Zuvor aber geht die Band auf eine ausgedehnte Tournee. „Wir feiern einfach so gerne. Deswegen machen wir in diesem Jahr aus jedem Konzert eine Geburtstagsparty“, verspricht der Donikkl.
