Regensburg
Köstliche Gassenhauer in der Minoritenkirche

07.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:25 Uhr
Andreas Meixner
Sopranistin Daniela Guimaraes vom Ensemble „,...sed vivam!“ −Foto: Jana Melz

Das Ensemble „...sed vivam!“ führt am 15. Oktober (19 Uhr) in der Minoritenkirche in die Renaissance, mit höfischer Musik, sphärischen Bußpsalmen und mitunter derber Volksmusik.

Wer in diesen Zeiten das Ringen der Kulturszene nach neuen attraktiven Konzert- und Präsentationsformen verfolgt, sollte seinen Blick auf das Renaissance-Ensemble „…sed vivam!“ richten. Seit Jahrzehnten verstehen es die elf Spezialisten für Alte Musik, thematisch dichte Konzerte gehaltvoll und kurzweilig aufzubereiten, sei es durch den nach wie vor beeindruckenden Fuhrpark an historischen und zum Teil selten zu hörenden Instrumenten oder durch die feinen Moderationstexte, die den Zuhörer sanft an der Hand nehmen und in längst vergangene Zeiten entführen.

Ursprünglich als „Musica antiqua ambergensis“ vom umtriebigen Musikwissenschaftler und Lehrer Helmut Schwämmlein gegründet, gehörte das Ensemble einst zu den Pionieren der historischen Aufführungspraxis in der Oberpfalz und weit darüber hinaus. Viele Schätze und Raritäten würden ohne Schwämmleins Forschergeist wohl bis heute unentdeckt in Archiven und Bibliotheken schlummern. Etliche Einspielungen auf Platte und unzählige Aufnahmen für den Rundfunk zeugen von der hohen Wertschätzung, die ihm zeitlebens für sein immenses Engagement um vergessenes Kulturgut entgegengebracht wurde. Das „Spectaculum Musicae“ im Runtingerhaus und später in der Minoritenkirche des Historischen Museums war mit Wandelkonzerten, Tanz und Schauspiel über Jahrzehnte ein legendärer Höhepunkt des Regensburger Kulturlebens und in der Konzeption seiner Zeit weit voraus.

Nach Schwämmleins viel zu frühem Tod 2003 formierten sich die alten Weggefährten unter dem Ensemblenamen „…sed vivam!“ neu und pflegen seither das riesige Repertoire in Konzerten in historischen Räumen. Am 15. Oktober (19 Uhr) kehrt das Ensemble nun für sein Konzert „Gotteslob und Gassenhauer – Zwischentöne in der Musik der Renaissance“ wieder in die Minoritenkirche zurück und präsentiert die vielfältige Welt der Renaissance, mit höfischer Musik, sphärischen Bußpsalmen und mitunter derber Volksmusik jener Zeit. Mit Poesie und frechen Anmerkungen steht den Instrumentalisten und Sängern die junge Schauspielerin Floria Pulina in der Rolle der im 17. Jahrhundert gefeierten und bemerkenswerten Sopranistin und Komponistin Barbara Strozzi zur Seite.

Wenn die Zählung stimmt, dürfte die Idee von Helmut Schwämmlein, ein eigenes Renaissance-Orchester zu gründen, 2023 ihr 50-jähriges Jubiläum feiern. Und auch nach so langer Zeit ist das Zusammenspiel aus hohem Repertoirewert, wohldurchdachter Konzertdramaturgie und spürbarer Musizierfreude eine tragfähige Konzeption, die hoffentlich noch lange den regionalen Kulturraum bereichern wird. Denn „…sed vivam!“ ist zweifellos der weithin sichtbare Leuchtturm der Alten Musik in Regensburg und ein Juwel der Stadtkultur!