Krieg gegen Ukraine ein Thema
Antikriegstag: Auf dem KZ-Gedenkfriedhof in Neunburg innegehalten

04.09.2023 | Stand 12.09.2023, 22:18 Uhr
Ralf Gohlke

In Neunburg wurden 600 KZ-Häftlinge auf ihrem Marsch getötet. An dieser Stelle gedachten Thomas Hiltl, Christian Dietl, Franz Schindler, Willi Rester und 2. Bürgermeisterin Margit Reichl (v. l.) der Opfer und sprachen über aktuelle Kriege. Foto: Ralf Gohlke

„Wir tragen nicht mehr die Verantwortung dafür, was geschehen ist, aber wir tragen sie dafür, dass sich das Geschehene nicht wiederholt.“ Dieser Satz des ehemaligen SPD-Landtagsabgeordneten Franz Schindler kennzeichnete am Freitag die traditionelle Feierstunde auf dem KZ-Gedenkfriedhof am Plattenberg.

Nie war das Motto „Die Welt braucht Frieden“ so aktuell wie heuer.

Die Forderung sei nie so dringlich gewesen, wie jetzt, angesichts des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine. Schindler listete eine ganze Reihe weiterer aktueller Kriegsschauplätze und Krisenherde auf. Er sagte das Ende der Menschheit voraus, wenn nicht durch den Klimawandel, dann durch imperialistisches Machtstreben in Verbindung mit wirtschaftlichen Interessen. Schindler warnte zugleich vor jenen Kräften im Inneren, die es sich zur Aufgabe machten „die Demokratie zurück zu holen“, damit aber ganz andere Ziele verfolgten und bedauerte vor allem, dass viele Menschen es einfach ablehnten, aus der Geschichte zu lernen.

Deutlich schloss Schindler mit den Worten: „Der Frieden hängt nicht mehr am seidenen Faden, er ist längst gerissen.“ Für Neunburg erinnerte 2.Bürgermeisterin Margit Reichl (CSU) an das dunkelste Kapitel der Stadt, als an dieser Stelle über 600 KZ-Häftlinge auf ihrem Marsch erschlagen oder erschossen und hier zunächst verscharrt wurden. 70Jahre habe in Europa Frieden geherrscht, bis ein größenwahnsinniger Putin vor genau 555 Tagen den Krieg gegen die Ukraine entfacht habe, um Europa zu spalten. Reichl warnte eindringlich davor, sich an die Bilder der Gewalt zu gewöhnen. Leider seien nicht alle Deutschen dankbar für den Frieden.

DGB-Gschäftsführer Christian Dietl erinnerte an die rund 80Millionen Toten in beiden Weltkriegen, bei denen es sich in Masse um die sogenannten kleinen Leute gehandelt habe. Sie sollten als Mahnung für die Förderung nationalistischer Strukturen dienen. Er fügte an, dass es derzeit mehr offene Fragen als befriedigende Antworten gäbe. Er sah vor allem die Gefahr, dass die Mittel, die jetzt für die Waffen und Kriegsführung verbraucht würden, für soziale Aufgaben fehlen werden.

Willi Rester, Sprecher der Ortsgruppe Oberpfalz der Deutschen Friedensbewegung, stellte heraus, dass die massiven Waffenlieferungen an die Ukraine bislang nicht den prognostizierten Erfolg gebracht hätten. Gerade zerschlage sich die Hoffnung, dass durch militärische Erfolge eine bessere Verhandlungsbasis zu erzielen sei. Als „Gewinner“ sah Rester die Nato, die dadurch ihre teuren Verteidigungsstrategien begründen könne.

Thomas Hiltl, DGB-Kreisvorsitzender, bedankte sich bei den Rednern, ebenso wie bei Hans Deml, der die musikalische Begleitung übernommen hatte.