Blaue Bänder aus Hyazinthen
Auf der Streuobstplantage in Dieterskirchen erfreuen 120.000 Blumenzwiebeln Insekten – und Rehe

06.04.2024 | Stand 06.04.2024, 11:00 Uhr
Ralf Gohlke

Günter Gilch und seine Frau Gabi wollten mit den Traubenhyazinthen möglichst früh dafür sorgen, dass sich die Bienen auf dem Gelände wohlfühlen. Foto: Ralf Gohlke

Die Saat ist aufgegangen: Wie ein blaues Band ziehen sich die Blüten der Traubenhyazinthen zwischen den Bäumen der Streuobstplantage von Günter Gilch dahin. Zusammen mit seiner Frau Gabi hatte er im Oktober 2023 rund 120.000 Blumenzwiebeln an nur einem Tag gepflanzt – unterstützt von einer Maschine.

Die Traubenhyazinthen bilden das Gros neben anderen Frühblühern wie zum Beispiel dem sibirischen Blaustern. Die Zielsetzung war klar: Um bestäubende Insekten für die Obstbäume anzulocken, sollte ein großes Nahrungsangebot zur Verfügung stehen. Insbesondere die Bienen eines Imkers sollten profitieren. Auch bei der Familie Gilch wurde das Ergebnis mit Spannung erwartet. Sie musste allerdings feststellen, dass nicht nur die Insekten reges Interesse gezeigt hatten. „An einigen Stellen hatten sich offenbar schon die Rehe aus dem angrenzenden Wald an den Blumen gütlich getan“, sagt Günter Gilch auf Nachfrage.

Dem trat er mit einem biologischen und ansonsten harmlosen Wirkstoff entgegen. Zwischenzeitlich konnte der Verbiss eingedämmt werden. Dafür haben, wie erhofft, die Bienen und andere Insekten die Futterquelle für sich entdeckt, vor allem an warmen Tagen. „Da summt und brummt es nur so“, meint Gilch.

Die Obstbäume blühen zu unterschiedlichen Zeiten, weil es sich um ganz viele verschiedene Sorten handelt



Ihm und seiner Frau war klar, dass die Blütezeit relativ kurz sein würde. Es habe sich jedoch gezeigt, das die Bäume inzwischen schon „nachgezogen“ haben und ebenfalls in voller Blüte stünden. Dass beim flüchtigen Betrachter der Eindruck entstehe, viele der Obstbäume würden nicht austreiben und Blüten ansetzen, läge vor allem an den unterschiedlichen Sorten. Bei der Bepflanzung sei es schließlich nicht um einen profitablen Ertrag mit wenigen, gut zu vermarktenden Sorten gegangen.

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Für Günter Gilch stand seinerzeit die Erhaltung möglichst vieler Sorten, gerade auch älterer, im Vordergrund. „Ich schätze mal, dass es über 100 Sorten sind, genau Buch geführt haben wir darüber nicht“, meint er. Die Pläne für eine Gerätehalle und vor allem für einen Bewässerungsteich stünden derzeit nicht mehr so im Vordergrund, wie noch bei der Antragstellung bei der Gemeinde Dieterskirchen 2023. Sie seien aber nur aufgeschoben, nicht aufgehoben, zumal die Bewässerung ein wichtiges Thema geworden sei. Obstbäume könnten mit Trockenstress relativ gut umgehen, würden aber irgendwann mit Ausfällen reagieren.

Vielleicht gibt es irgendwann einen eigenen Hyazinthenblüten-Honig



Ob er sich aufgrund der Mengen an Hyazinthenblüten nun sogar eine spezielle Honigsorte vorstellen könne, verneinte er. Zum einen reiche dafür selbst die große Zahl an Blüten nicht aus und zum anderen nutzten die Bienen das Erstangebot weniger zur Honigeinlagerung, als zur Ernährung der Brut und Stärkung des Volkes nach dem Winter.

Weil allerdings darauf geachtet wurde, bei der Auswahl der Frühblüher auf solche Sorten zu setzen, die sich selbstständig weiter vermehrten und ausbreiten, wollte er nicht ausschließen, dass dies in künftigen Jahren möglich sein könnte. Die langfristige Zielsetzung läge allerdings eher auf einer ertragreichen Obsternte.