Geschichte
Auf den Spuren alter Wälle: Bauwerke bei Ursensollen sollten Österreicher aufhalten

22.05.2023 | Stand 14.09.2023, 23:58 Uhr
Die Wanderung im Girgltal verband Heimatgeschichte mit einem besonderen Naturerlebnis. −Foto: Schmaußer

Vor kurzem führte der Heimatpfleger der Gemeinde Ursensollen, Josef Schmaußer, für die Seniorennetzwerke Ammerthal und Ursensollen eine etwa eineinhalbstündige Wanderung auf den Spuren der Kurbayerischen Landesdefensionslinien von 1702 zwischen Oberhof und Weiherzant.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts sollten dort – wie im gesamten Land – zusammenhängende Verschanzungen in Feldbefestigungsbauweise errichtet werden. Der Nutzen hielt sich sehr in Grenzen, wusste der Heimatpfleger. Als im Frühjahr 1703 die feindlichen österreichischen Truppen in die Oberpfalz einfielen, wurde der Bau eingestellt und Bayern kam für über ein Jahrzehnt unter Österreichische Verwaltung.

Schmaußer erläuterte auch den geschichtlichen Hintergrund. Als im Jahr 1700 König Karl von Spanien kinderlos starb, hinterließ er ein gewaltiges Reich. Sowohl Kaiser Leopold I. – er verbündete sich mit mit Österreich und dem Deutschen Reich –, als auch König Ludwig XIV. von Frankreich erhoben Ansprüche auf das Erbe.

Durch die Zusicherung von reichem Landgewinn und der Königskrone gelang es LudwigXIV., Kurfürst Max Emanuel von Bayern als Bundesgenossen zu gewinnen.

Anlagen nutzten wenig

Bis zum Eintreffen der Truppen des Sonnenkönigs musste das Land allerdings gehalten werden. Das sollte durch umfangreiche Feldbefestigungen wie Schanzen, Wälle und Gräben erreicht werden. Diese Landesdefensionslinien, wie diese Verteidigungswerke amtlich hießen, zogen sich über Ingolstadt und Neumarkt und die Region Amberg-Sulzbach – das Herzogtum Sulzbach stand zum Kaiser – bis zum Fichtelgebirge. Weitgehend fertiggestellt war in der Region der Abschnitt von Ursensollen über Girgltal und Rammertshofer Mühle bis zur „nassen Grenze“, der Vils.

Als 1703 die Österreicher in die Oberpfalz einfielen, stellten die starren Befestigungsanlagen, die obendrein nur zum Teil fertiggestellt waren, kein ernstzunehmendes Hindernis dar. Im November 1703 musste sich Amberg geschlagen geben. Die Schlacht bei Höchstadt im August 1704 besiegelte dann für zehn Jahre das Schicksal Bayerns. Es kam unter österreichische Verwaltung. Erst 1714 verließen nach dem Frieden von Rastatt die Besatzungstruppen das Land. Die Ereignisse um die „Sendlinger Mordweihnacht von 1705“ erinnern noch heute an die schwere Besatzungszeit.

Erinnerungstafel errichtet

Die Wallanlagen mit den vorgelagerten Gräben sind immer wieder unterbrochen oder wurden durch Wald- oder Feldarbeiten abgetragen. Auch die verschiedenen Schanzen, Spirone und anderen Erdwerke sind im Lauf der vergangenen Jahrhunderte zum Teil erodiert.

Eine Erinnerungstafel zwischen Oberhof und Kotzheim erinnert am Wanderweg mit dem Gelbring an dieses Stück Heimatgeschichte. Erarbeitet hat die Inhalte im Wesentlichen vor sechs Jahren Mathias Conrad, damals noch Kreisheimatpfleger für Bau- und Bodendenkmäler.

− asj