Ukraine-Hilfe
Geflüchtete brauchen „sicheren Hafen“

Viele Kinder leiden unter traumatischen Erlebnissen. Genügend Wohnraum zu finden ist aktuell drängendstes Problem in Amberg.

23.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:21 Uhr
Gemeinsam wurde besprochen, was für Menschen getan werden muss, die aus der Ukraine geflüchtet sind (Symbolfoto). −Foto: Marcus Brandt/picture alliance/dpa

Allen Helferinnen und Helfern Danke zu sagen, vor allem aber auch gemeinsam zu überlegen, was noch getan werden kann, um die richtigen Weichen für die Aufnahme und Integration der ukrainischen Flüchtlinge in Zukunft zu stellen – das war der Anlass für ein Gespräch von MdL Harald Schwartz (CSU), Oberbürgermeister Michael Cerny, dem stellvertretenden Sozialreferenten und Jugendamtsleiter der Stadt, Thomas Boss, sowie Alona Baumbach, die stellvertretend für die vielen ehrenamtlichen Unterstützer aus allen Bereichen eingeladen war. Wie es in einer Mitteilung der Stadt heißt, hat Baumbach die Menschen, die aufgrund des Krieges aus ihrem Heimatland fliehen mussten, von Anfang an begleitet und konnte auch aus ihrer eigenen Erfahrung Hinweise geben.

So habe sich schnell gezeigt, dass es sich bei einem Großteil der Neuankömmlinge um Kinder handle, die – auch aufgrund der traumatischen Erlebnisse – dringend einer Betreuung bedürfen. Dabei werde es nicht einfach, sie in den Kindertageseinrichtungen und Schulen aufzunehmen, zumal gerade in Sachen Kinderbetreuung schon jetzt eine Lücke vorhanden ist. Cerny hofft deshalb, dass der Betreuungsschlüssel temporär angehoben wird, um eine Eingliederungsmöglichkeit für die Kinder zu schaffen. Baumbach riet dringend davon ab, „Welcome-Klassen“ einzurichten, in denen die ukrainischen Kinder separat unterrichtet würden. „Integration funktioniert nur, wenn die Kinder einzeln in bestehende Klassen eingegliedert werden“, betonte sie, wohl wissend, dass damit weitere Herausforderungen verbunden sind.

Die Frage von Schwartz, was jetzt als drängendste Maßnahme in Angriff genommen werden müsste, beantwortete sie mit dem Hinweis auf die seelischen Nöte der jungen Geflüchteten. „Viele von ihnen sind alleine oder nur mit ihren älteren Geschwistern gekommen, weil die Eltern das Land nicht verlassen dürfen. Sie sind daher voller Angst und brauchen schnell einen sicheren Hafen“, erläuterte die gebürtige Ukrainerin, die bereits seit vielen Jahren in Deutschland und Amberg lebt. Ein Ziel müsse es daher sein, schnell die Verbindung zu den Vereinen herzustellen, denn Sport verbindet und kann so manche Sprachbarriere überwinden.

Auch die Kirchen, allen voran die Paulaner- und die israelitische Kultusgemeinde, haben Baumbach zufolge bereits Familien zu sich geholt. Zudem sei auch die Bereitschaft in der Bevölkerung, geflohene Menschen bei sich aufzunehmen, beispiellos, machte Boss deutlich. Die Tatsache, dass viele zwangsläufig nur eine Übergangslösung bieten könnten, mache es aber notwendig, mittelfristig neue Unterkunftsmöglichkeiten zu schaffen.

Inzwischen hat die Stadt Amberg bereits rund 200 Menschen registriert, die in privaten Unterkünften sind. Die Dunkelziffer liegt nach Schätzungen der Behörde jedoch noch weitaus höher. Hinzu kommen nun die Flüchtlinge, die am vergangenen Samstag und Montag mit Bussen von Regensburg nach Amberg gekommen sind. „Für sie muss nun möglichst schnell Wohnraum gefunden werden“, sprach Boss eines der aktuell drängendsten Probleme an.

Parallel dazu werden derzeit bei der Stadt die Strukturen geschaffen, um den Geflüchteten Unterstützung auf allen Ebenen zu leisten. „Deshalb wäre es jetzt ganz besonders wichtig, dafür die finanzielle und personelle Ausstattung zu bekommen“, verdeutlichte OB Cerny. Die aktuell mit dieser Aufgabe betrauten Beschäftigten der Stadt seien bereits bis zum Anschlag im Einsatz. Schwartz verwies darauf, dass die Bayerische Staatsregierung für die Flüchtlingsunterbringung eine Milliarde Euro bereitgestellt habe, wobei diese Angelegenheit in die originäre Zuständigkeit des Bundes falle.

Alle Anwesenden dankten Andrea Schröther, Koordinatorin für kommunale Integrationspolitik bei der Stadt, und ihrer Kollegin Ramona Lettner nochmals namentlich für ihren Einsatz. „Sie haben in Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen wirklich Großartiges geleistet“, so Baumbach und OB Cerny. Sie bezogen aber auch alle weiteren Helferinnen und Helfer in diesen Dank mit ein.