Aktionstag
Das Hammerschloss ist den Besuch wert

Mit der Sanierung haben sich die Schmidmühlener schwer getan. Am „Tag des offenen Denkmals“ ist es eine große Attraktion.

07.09.2016 | Stand 16.09.2023, 6:51 Uhr
Josef Popp

Schmidmühlen beteiligt sich am Aktionstag mit dem Hammerschloss-Areal, das die Kommune, die Pfarrei und viele Vereine nutzen. Foto: ajp/Archiv

Sie sind oft vom Verfall bedroht, „Schandflecke“, Orte des Verdrusses und des Ärgers: Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen. Oft. Fachgerecht, mit viel Aufwand restauriert, sind sie Blickfang, Touristenattraktion, Schatzkästchen. Am „Tag des offenen Denkmals“ sollen die Arbeit der Denkmalschutzämter und gelungene Restaurierungen in den Vordergrund rücken. Am Sonntag ist es so weit. Auch der Markt Schmidmühlen nimmt wieder am Tag des offenen Denkmals teil. Nicht zum ersten und sicher nicht zum letzten Mal.

Fünfmal hat sich der Markt in den vergangenen 15 Jahren an diesem europaweiten Projekt beteiligt, zuletzt vergangenes Jahr, mit der alten Dorfschmiede in Winbuch. Die Resonanz war immer sehr groß. Im Kulturausschuss des Marktrates wurden die Vorbereitungen zu diesem Denkmalschutztag 2016 abgeschlossen.

Das Thema 2016 orientiert sich am Europarat, der die European Heritage Days schwerpunktmäßig dem internationalen Motto „Heritage and Communities“ widmet. Im Mittelpunkt steht dabei das gemeinsame Bemühen, unser kulturelles Erbe zu schützen. Es soll die Zusammenarbeit von Privatleuten und lokalen Gruppen oder Vereinen bei Denkmalschutz und Denkmalpflege in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden.

Zum Schloss gehören mehr Bauten

Der Markt beteiligt sich am Aktionstag mit dem Hammerschloss-Areal, das die Kommune, die Pfarrei und viele Vereine nutzen. Es entspricht nach Meinung des Marktrates exakt dem Motto. Zum Hammerschlossareal gehört nicht nur das Schloss, sondern auch einige Gebäude im Umfeld. Hierzu zählt der Stadel der Hammermühle, in dem einst das einzige Kino (1948 bis 1967), später ein Tanz- und Theatersaal und jetzt der Probenraum der Blaskapelle St. Ägidius untergebracht ist. Die Theatergruppe von Kolping nutzte übrigens den Saal von 1949 bis 1954 für Theateraufführungen. Eine Besichtigung ist leider nicht möglich. Ein früheres landwirtschaftliches Anwesen, zuletzt der Familie Fochtner, gehört dazu und wird vom Trachtenverein genutzt. Da kann man die Trachtenstube besuchen, Getränke kaufen, und die Trachtler grillen am Nachmittag noch Bratwürstl.

Hier geht es zur Karte mit den Veranstaltungen zum „Tag des offenen Denkmals“ im Landkreis Amberg-Sulzbach:

Natürlich kann man das Hammerschloss besichtigen. Mit dem Schloss, besonders der Sanierung, haben sich die Schmidmühlener lange schwer getan. Das Thema war – passend zur Geschichte – in den 1990er Jahren wahrlich ein „heißes Eisen“. Ende der 90er-Jahre wurde schließlich mit der Planung und Sanierung begonnen, die vier Jahre dauerte. Mehr als drei Millionen Euro kostete das. Genauso schwierig: die Sanierung des Hammerschlossstadels („Fochtnerstadel“). 2015 bekam der Marktrat bei einem Bürgerentscheid den Auftrag, dem Stadel als Kultur- und Veranstaltungszentrum eine Zukunft zu geben.

Wohl dienstältestes Wasserrad der Region

Überhaupt ist das Hammerschlossareal sehr interessant. Neben Schloss und Hammerwerk waren die Papiermühle und eine Glasschleife im Ortsteil daheim. Ein echtes Handwerker-, fast schon ein Industrieviertel, mit direktem Zugang zum damaligen Vilshafen. Und gerade, was diese ehemalige Papiermühle anbelangt, wartet Schmidmühlen bei diesem „Tag des offenen Denkmals“ mit einem besonderen historischen Schmankerl auf.

Die Zimmerei Fischer gewährt einen Blick auf das wohl „dienstälteste“ Wasserrad der Region, immer noch in Betrieb! Mit 5,50 Metern Durchmesser arbeitet das Wasserrad wohl schon mehr als 200 Jahre. Das Rad drehte sich im 19. Jahrhundert sicher bereits, also zu einer Zeit, als die Papiermühle kurz hintereinander von verheerenden Großfeuern heimgesucht wurde. Es ist sicher ein einmaliges und beeindruckendes Erlebnis, Historie hautnah zu erleben. Seniorchef Baptist Fischer wird einen Blick auf das Wasserrad gewähren und dabei sicherlich die eine oder andere Frage zur Geschichte oder Technik beantworten.

Papiermachergeselle Frieß erzählt

Als erster Besitzer der Papiermühle wurde Johann Adam von Senglau (1667 bis 1679) genannt. 1848 kam es zum ersten verheerenden Großfeuer. Besitzer der Papiermühle war zu dem Zeitpunkt ein gewisser Nepomuk Valta. Er wird in den Kammerrechnungen der Gemeinde nach 1840 als Besitzer genannt. Die Papiermühle war im Jahr des Großfeuers in einem sehr guten Zustand und war wohl auch sehr gut geführt. So kann man aus einem Tagebucheintrag des wandernden Papiermachergesellen Louis Frieß aus Herzberg, wenige Jahre, bevor sie abbrannte, nachlesen. Dort heißt es: „Die Mühle liegt an einem sehr guten Wasser. Sie ist noch ziemlich neu und die Werker sind sehr gut. Hat 1 Bütte, 1 Holländer (Maschine zum Zerreißen der Lumpen), 6 Loch Geschirr und eine schöne Kammpresse mit Spindel. Ich wurde sehr gut aufgenommen sowohl vom Herrn Voraus als auch von seinen Gesellen.“ Franz Xaver Voraus war der Besitzer der Papiermühle von 1810 bis 1834. Nachdem die Papiermühle nach dem Brand wieder neu aufgebaut war, kam es sieben Jahre später 1855 erneut zu einem Feuer in der Mühle.

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