Natur
Die Rodinger Störche sind da

Im Storchenhorst auf dem alten Landratsamt ist wieder Leben eingekehrt, informierte „Betreuer der Störche“, Herbert Biendl.

14.02.2022 | Stand 15.09.2023, 21:05 Uhr
Jakob Moro
Beide Störche sind komplett - Einer befindet sich im Nest, der andere oben auf dem First. −Foto: Jakob Moro

Seit 70 Jahren haben Störche in Roding eine Heimat, einen Horst am alten Landratsamt. Seit 14. Februar sind die Rodinger Störche komplett. Am Donnerstag, 10. Februar, wurde der erste Rodinger Storch oben am altehrwürdigen Gebäude des vormaligen Landratsamtes - ehemaliges Bezirksamt, vormals Meierhof - in der Landgerichtsstraße gesichtet, informierte Rodings „Betreuer der Störche“, Herbert Biendl. Biendl hat die Störche das ganze Jahr über von seiner Wohnung aus in Blick. Den 14. Februar kam der zweite Storch in Roding an. Biendl: „Ob es Herr Storch und Frau Storch sind, lässt sich derzeit noch nicht sagen“. So früh kamen die Störche noch nie, wie aus dem Schaukasten beim alten Landratsamtsgebäude zu sehen ist. Gebrütet wurde bisher so ab Mitte März bis Anfang April.

Im vergangenen Jahr hatten die Rodinger Pech, ein Junges schlüpfte zwar, aber dann starb es vermutlich an Unterkühlung, meint Biendl. 2020 kam ein Junges auf die Welt und wurde von seinen Eltern großgezogen. 2019 und 2018 hatte Roding absolutes Storchenglück, es waren jeweils drei Störche im Nest, die anschließend zur Freude der Rodinger ihre Kreise über Roding zogen. 2017 blieb das Nest leer. 2016 kamen von drei jungen Störchen nur zwei durch. 2015 war ein Storch geschlüpft, der flog anschließend auch aus. Schlüpften 2014 vier Junge, doch es überlebte keines. Die Rodinger Störche dürften wie viele ihrer Artgenossen in Afrika überwintern. Jetzt geht es ans Nest herrichten, ergänzen, damit anschließend die Brut gelingt. Störche brüten in der Regel um die 33 Tage. Männchen und Weibchen wechseln sich beim Brüten ab. Während der Brutzeit kann man beobachten, wie das Nest weiter instand gesetzt und ausgepolstert wird.

Es ist immer wieder ein Schauspiel mit anzusehen, wenn die Brutablösung kommt und die Begrüßung stattfindet. Die Rodinger Störche sind neben Untertraubenbach und Furth im Wald eine der zuverlässigsten im Landkreis. Wo überwintert der Storch? Der Weißstorch legt als Zugvogel auf dem Flug zu seinen Winterquartieren Strecken von bis zu 10.000 Kilometern hinter sich und ist damit eindeutig ein Langstreckenzieher. Allerdings bewegen sich die Storchenschwärme nicht per Flügelschlag durch die Luft, was viel zu anstrengend wäre, sondern nutzen warme Aufwinde für ihren Segelflug. Diese Aufwinde entstehen nur über Land, weswegen die allermeisten Weißstörche nicht den direkten Weg über das Mittelmeer wählen, sondern sich für eine feste Ost- oder eine Westroute entscheiden. Storche wählen eine Flugroute über Land, Westroute geht über Gibraltar, die Ostroute ist der Weg über den Bosporus. Sie nutzen warme Aufwinde für ihren Segelflug und nicht den Flügelschlag.

Die Historie der Rodinger Störche - Ansiedlung- und Horstgeschichte: Den derzeit greifbaren Unterlagen zufolge haben die Störche im Jahr 1950 einen ersten Ansiedlungsversuch in Roding unternommen. Die ersten Nestbauversuche erfolgten auf dem Kamin der Brauerei Brantl und dem Dach der ehemaligen Baywa Lagerhauses. Endgültig und bis heute benutzt errichteten sie ihren Horst auf dem Kamin des ehemaligen Landratsamtes. Der damalige Rodinger Landrat Dr. Kiener ließ den Kamin storchengerecht umbauen und eine Horstunterlage anbringen. In der Fachliteratur wird Roding als Horst-Standort erstmals 1952 erwähnt. Im Laufe der Zeit mussten die morsch gewordenen hölzernen Horstunterlagen immer wieder abgetragen und erneuert werden. 1987 wurde von der Unteren Naturschutzbehörde mit Hilfe des Bund Naturschutz in Bayern e.V. letztmals ein geflochtener Weidenkorb als Horstunterlage angebracht. Im Oktober 1994 tauschte die Naturschutzbehörde wieder mit Unterstützung der Rodinger Feuerwehr und deren Drehleiter den inzwischen durchgebrochenen Weidenkorb gegen eine dauerhafte Metallkonstruktion aus. (rjm)