Forderungen an Berlin
Füracker und Löffler zu Besuch in Schönthal: Politiker hören sich Sorgen der Baubranche an

05.05.2023 | Stand 15.09.2023, 0:13 Uhr
Gruppenbild mit E-Gapelstaplern: Bayerns Finanzminister Albert Füracker und Landrat Franz Löffler (Dritter und Vierter von rechts) tauschten sich auf Initiative von Max Heimerl (Fünfter von links) mit Vertretern der Baubranche aus. −Foto: Schoplocher

Es sind deutliche Aussagen gewesen, die Finanzminister Albert Füracker am Donnerstag aus Schönthal mitgenommen hat. Und das gleich zweimal, erst hinter verschlossenen Türen und dann in einem Fazit vor Pressevertretern. Grundtenor: Die Baubranche macht sich große Sorgen – und zwar durch alle Ebenen.

Deren Gesichter waren bei der Gesprächsrunde von Gastgeber und Initiator Max Heimerl als regionalem Unternehmer, Franz Wilhelm als Innungsobermeister der Bauinnung Cham und Andreas Demharter, Hauptgeschäftsführer des Landesverbands bayerischer Bauinnungen. Letzterer berichtete von zehn Monaten, in denen die Zahl der Bauanträge zurückgegangen wäre.

Mehr öffentliche Bauten sollen Mut machen

Ein Trend, den Franz Wilhelm und Landrat Franz Löffler für den Landkreis („ein Höchstmaß an Rückgängen im Januar und Februar“) bestätigten. Dies müsse abgefedert werden, betonte Wilhelm, der „eine Delle auf uns zukommen“ sah. Möglichkeiten sah er unter anderem in mehr öffentlichen Bauten, „damit sich wieder Mut breit macht“.

Die Branche könne es sich nicht leisten, Personal zu verlieren, schließlich würden am Ende des Tunnels große und vielfältige Projekte warten.

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Um konsequent technologieoffene und baustoffneutrale Ausschreibungen bei öffentlichen Bauten warb Andreas Demharter für den Landesverband. Das helfe zudem als Nebeneffekt, die Kosten im Rahmen zu halten.

Klare Forderungen an Berlin

Die meisten Forderungen richteten sich indes klar – und unisono – an Berlin. Praktisch über Nacht hätte die Ampelregierung die KfW-Förderung gekippt. „Die muss wieder aufleben“, formulierte es Albert Füracker, der postwendend gleich denen den Wind aus den Segeln nehmen wollte, die Bayern unterstellten, immer nur zu fordern. „Wir zahlen ja auch!“

Füracker brach zudem eine Lanze fürs Eigenheim, das zuletzt einen Imageschaden erlitten habe. Ein solches sei kein Flächenverbrauch, sondern eine Wohlfühloase und „die beste Altersvorsorge“.

Er sei zwar nicht der Bauminister, als Oberpfälzer liege ihm das Thema Handwerk/(Aus)Bildung aber am Herzen, zudem sei die Baubranche ein Flaggschiff der bayerischen Wirtschaft. Der CSU-Politiker sicherte aber zu, seinem zuständigen Kollegen Christian Bernreiter zu unterrichten und am Ball zu bleiben. „Wir werden über diese Probleme nicht zum letzten Mal gesprochen haben.“

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Franz Löffler gab zu bedenken, dass der Bauantrag von heute der Auftrag in sechs Monaten sei, das mache das Problem noch dringlicher. „Wenn wir uns da auch noch zurückziehen würden...“ Das sei aber nicht der Plan, im Gegenteil: Der Landkreis halte trotz der unsicheren Lage an seinen Millionenprojekten wie der Sanierung des Schumann-Gymnasiums fest. Er appellierte, beim Bauen mit Holz – dem er offen gegenüberstehe – auf Regionalität zu achten, statt das Holz aus 600 Kilometern Entfernung „herzukarren“.

Max Heimerl meinte nachdenklich: Wenn eine Familie in einem neuen Haus leben möchte, müsse ihr das doch möglich sein. Nur würden die momentanen Förderrichtlinien dafür nicht reichen, so seine Einschätzung.

Nach fast zwei Stunden Austausch in großer Runde sprach er von einem guten Dialog und hoher Wertschätzung, die er aus dem Besuch und dem Interesse der hochrangigen Delegation ablas. Zwei Hoffnunggeber.