Soziales
Hilfe für Ukraine aus Neukirchen b. Hl. Blut

Die Familie Dominte organisiert Transporte in das 1300 Kilometer entfernte Cernauti – ein weiterer ist derzeit in Planung.

28.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:10 Uhr
Helga Brandl
Solidarität mit den Familien bekundeten Spender mit diesem Satz: „Ihr seid nicht allein!“ −Foto: Helga Brandl

bEine Welle der Hilfsbereitschaft schwappt auch aus Neukirchen in die Ukraine über, um dort mit Lebensmitteln und dem Nötigsten das größte Leid der Menschen zu lindern. George Dominte fasste den Mut, diese Spenden persönlich dorthin zu bringen. Er hat sich mit seiner Frau Benonia dazu entschlossen, den Familien im Kriegsgebiet mit Naturalspenden zu helfen, und Flüchtlingen im Wallfahrtsort an der tschechischen Grenze Wohnung und Essen zum Nulltarif zu bieten.

„Wir sind gerne bereit, den Kriegsflüchtlingen zu helfen, sich zu integrieren. Aber wenn die Regularien des Aufenthalts in Deutschland abgewickelt sind, müssen sie lernen, selbstständig zu werden und sich in angemessener Weise finanziell zu beteiligen“, so Benonia Dominte.

Mitgefühl und Dankbarkeit

Anhand eines Beispiels zeigte sie auf, wie schnell die Auswanderer lernten, Mitgefühl und Dankbarkeit zu zeigen. War es für die ausgereisten ukrainischen Familien erst nicht verständlich, dass es so viele Menschen in Deutschland gibt, die humanitäre Hilfe leisten, halfen sie beim zweiten Transport in ihr Heimatland tatkräftig mit und übten sich im Miteinander, Pakete zu schnüren oder den von Stefan Aschenbrenner zur Verfügung gestellten Kleinbus mit Hilfsgütern vollzupacken.

„Wir sollten uns in ihre Lage versetzen und fragen: Was würden wir in dieser Situation machen?“, gab Familie Dominte zu bedenken, die Ende Februar eine Spendenaktion über facebook startete. Die Resonanz war riesig, und so fuhr George am 1. März mit voll bepacktem Privat-Pkw erstmals in die Ukraine. Von dort kehrte er mit vier Leuten zurück.

Ein zweiter Transport konnte in den Dörfern im westlichen Teil der Ukraine persönlich verteilt werden. Bei der Einreise musste er sich an die Anweisungen des Militärs halten. Seine rumänischen Wurzeln waren Dominte sprachlich eine große Hilfe, die Grenze zur Ukraine passieren zu können. Von dort wurden die Kontakte mit jener Familie hergestellt, die ihn beherbergte.

Inzwischen kamen 15 Personen nach Neukirchen. Neun Erwachsene und sechs Kinder im Alter zwischen eineinhalb und 15 Jahren sind derzeit auf Privatwohnungen verteilt. „Die große Hilfsbereitschaft in der Marktgemeinde ist beispielhaft“, freut sich das Ehepaar Dominte. Sachspenden werden im Bistro zum Dominte am Baderplatz in Neukirchen angenommen. Auch wer Wohnraum zur Verfügung stellen will, erhält Infos unter Tel. 0171-7774412.

Eine weitere Spendenlieferung

In Kürze will der mutige Mann erneut mit einer Spendenlieferung die 1300 Kilometer nach Cernauti auf sich nehmen. Für ihn überwiegt das Gute, das er den Menschen damit erweist. Ein großes Problem ist dabei nicht nur die Sprache, sondern auch die kyrillischen Schriftzeichen. Wenn es wichtige Dinge mit den Flüchtlingen zu besprechen gibt, hilft eine befreundete Dolmetscherin aus Rumänien. Ansonsten komme man mit „Google translate“ ganz gut über die Runden. „Ich bin vorsichtig, damit ich wieder wohlbehalten zu meiner Familie in Neukirchen zurückkehren kann,“ betont der dreifache Familienvater und verweist auf die Angst der Menschen und ihre Schicksale im eigenen Land. So unterrichtet ein Lehrer die Kinder im Online-Modus, solange es im Westen der Ukraine noch ruhiger ist und er anderen Familien damit helfen kann. „Es sind normale Menschen wie du und ich, die ein normales Leben verdienen würden“, sieht George Dominte den zwischenmenschlichen Aspekt und denkt an die bei minus 10 Grad Kälte frierenden Menschen in der Warteschlange an der Grenze, die auf Hilfe jeglicher Art angewiesen sind. (kbr)