Engagement
Rehkitze retten

Die Schorndorfer Jagdpächter setzen künftig auch eine Drohne ein.

19.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:55 Uhr
Leonhard Schmidbauer
Das Rehkitz wird, umgeben von Grasbüscheln, in das angrenzende Getreidefeld abgelegt. Dort kann es später die Rehgeißmutter wieder finden. −Foto: cls

Auch die drei Schorndorfer Jagdpächter zeigen viel Einsatz und Herz, um junge Rehkitze vor dem Mähtod zu retten. Wenn jetzt die erste Mahd ansteht, fällt dies mit der Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere zusammen, und so ist der Nachwuchs an Kitzen und Junghasen in großer Gefahr.

Die Jagdpächter Jürgen Piendl, Karl-Heinz Schlecht und Josef Himmelstoß setzen zusammen mit den Mitjägern Peter Raith und Daniel Kneitinger im Schorndorfer Revier künftig auch eine Drohne als technische Unterstützung mit ein. Das Fluggerät samt Wärmebildkamera schwirrt leise in stattlicher Höhe über die Flächen. Die Suche muss bereits am frühen Morgen in Angriff genommen werden, denn die Tiere zeichnen sich nur deutlich vom kühleren Gras ab, solange der Boden nicht zu warm ist. Mittelns eines Bildschirms und über Funk können die Kitzretter zu den auffälligen Stellen dirigiert werden.

Ohne Drohne sind die eingerollten und geruchlosen Kitze oft selbst aus einem Meter Entfernung nicht zu sehen. Wird ein vom Muttertier verstecktes Kitz im hohen Gras entdeckt, füllt der Helfer seine Handflächen mit Grasbüscheln und bringt das Rehkitz zum Beispiel in ein nahegelegenes Getreidefeld. Das Gras verhindert, dass das Kitz den menschlichen Geruch annimmt. Dort kann es von der Rehgeiß später wieder gefunden werden. Andernfalls werden die Kitze wie Tausende weitere jedes Jahr beim Mähen getötet oder schwer verletzt. Den Rehkitzen wird ihr Instinkt zum Verhängnis, denn bei Gefahr verstecken sie sich im hohen Gras und flüchten nicht.

Das Aufspüren mit einer Drohne und moderner Technik ist wesentlich gezielter möglich als die Suche mit dem Jagdhund. Nichtsdestotrotz werden von den Jägern bereits einige Tage vor den Mähaktionen durch die Landwirte auf den Wiesenschnittflächen als Vergrämungsmittel schon Scheuchen mit Flatterbändern aufgestellt. Die Schorndorfer Jäger unterstützen gerne mit sämtlichen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die Landwirte. Das geht aber nur, wenn sich die Jagdgenossen bei den Revierinhabern rechtzeitig melden.

Werden Jungtiere bei der Mahd verstümmelt oder getötet, ohne dass die Landwirte im Vorfeld versucht haben, dieses Tierleid zu verhindern, verstoßen sie gegen das Tierschutzgesetz und es drohen hohe Strafen. Für den Landwirt gelten hier sowohl das Verursacherprinzip als auch die Hegeverpflichtung. Nach der Rechtsprechung hat der Landwirt alle Vorsorgemaßnahmen zu treffen, um das Ausmähen von Kitzen zu vermeiden. Die Jagdausübungsberechtigten haben eine Mitwirkungspflicht.

Am Sonntag, 24. April, veranstaltet die Jägerkameradschaft Cham am Festplatz in Sattelpeilnstein von 11 bis 18 Uhr einen Jungwildrettungstag. Programm u.a.: Vorführung neuester Drohnentechnik, Mähvorführungen, akustische und optische Wildretter, tragbarer Wildretter, Vergrämungsmittel, Funktionskleidung, Workshop „Kitzsuche mit Menschenkette“, Einsatz der Jagdhunde bei der Wildrettung. Mit regionalen Schmankerln wird für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt. (cls)