Wanderausstellung
Sie wollen miteinander Europa stärken

In Kötzting ist jetzt ein Spaziergang durch die Werte der EU möglich. Die Badstadt-Jugend diskutierte mit Ministerin Huml.

03.10.2021 | Stand 16.09.2023, 0:10 Uhr
Alois Dachs
Europaministerin Melanie Huml (4. v.l.) eröffnete die Ausstellung zum Europa-Wanderweg im Bad Kötztinger Kurpark bei Sonnenschein. −Foto: Alois Dachs

Knapp 50 Teilnehmer, darunter viele Jugendliche, die zuvor an einem Workshop zu Europa beteiligt waren, fanden sich am Samstagvormittag zur Eröffnung des deutsch-tschechischen „Europas-Werte-Wanderwegs“ im Kurpark Bad Kötzting mit der Staatsministerin für Europaangelegenheiten und Internationales, Melanie Huml, ein. Die Landesgeschäftsführerin der überparteilich agierenden Europa-Union, Dr. Ute Hartenberger, hatte den Aufbau der Schautafeln organisiert und gemeinsam mit dem Jugendrat der Stadt unter Führung von Stadtrat Julian Preidl einen Workshop mit Jugendlichen zum Thema Europa vorbereitet. Die dabei erarbeiteten Themen waren nach den Reden zur Wanderweg-Eröffnung Gegenstand einer Diskussion mit der Ministerin über „Europas Werte - unsere Verantwortung“.

Vier Wochen im Kurpark präsent

Acht Schautafeln mit kompakten Informationen zu den Werten der Europäischen Union wurden im Kurpark für vier Wochen installiert, alle zweisprachig gestaltet, um die Wanderausstellung später auch in Tschechien präsentieren zu können, erläuterte Dr. Ute Hartenberger bei einem ersten Rundgang. Zusätzliche Informationen können mit Smartphones über QR-Codes abgerufen werden. Die Europa-Union Bayern e.V. sei eine ehrenamtlich organisierte, überparteiliche und überkonfessionelle Bürgerbewegung, die sich seit mehr als 70 Jahren für ein nach demokratisch-rechtsstaatlichen und föderalen Grundsätzen organisiertes, friedliches Zusammenleben der Völker Europas einsetzt.

Bürgermeister Markus Hofmann freute sich in seiner Begrüßung, dass mit der Bundestagsabgeordneten Marianne Schieder und dem Landtagsabgeordneten Dr. Gerhard Hopp sowie mehreren Stadträten auch Politiker den Besuch von Melanie Huml zum Anlass nahmen, mit ihr über Europa zu diskutieren.

Hofmann erinnerte an das Jahr 1991, als Kötzting Gründungsmitglied der inzwischen auf 28 Mitgliedsstädte angewachsenen Douzelage war und erwähnte die seit 1995 bestehende Partnerschaft mit dem tschechischen Sušice, mit dem seit neuestem ein Projekt unter dem Titel „Grenzenlos fit“ initiiert wurde.

Sie sei immer wieder beeindruckt von der Vielzahl an Wanderwegen „in unglaublich schöner Landschaft, hier im Bayerischen Wald“, sagte Europaministerin Melanie Huml. Bad Kötzting sei ein perfekter Ort für den Europa-Werte-Wanderweg und fördere mit der Städtepartnerschaft Douzelage das Zusammenwachsen Europas von der kommunalen Ebene aus. Sie freue sich auch, dass die englische Partnerstadt Sherborne auch nach dem Brexit noch in der Douzelage ist. Der zuvor eröffnete Werte-Wanderweg im Kurpark setze ein für alle Generationen erlebbares Zeichen für ein gemeinsames Europa „für unsere gemeinsamen Werte“, sagte die Ministerin.

Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit bildeten das Fundament der Europäischen Union. Die gute Nachbarschaft mit Tschechien sei auch der Grund gewesen, warum sie ihre erste Auslandsreise nach Amtsantritt nach Prag führte, sagte Melanie Huml. Tschechien sei „einer unserer bedeutendsten Wirtschaftspartner“, so die Ministerin.

Rund 3000 bayerische Firmen pflegten Geschäftsbeziehungen zu Tschechien und Bayern profitiere von 22 000 tschechischen Pendlern, die eine wichtige Säule für die ostbayerische Wirtschaft darstellten, unverzichtbar in Handel, Handwerk, Gastronomie und Industrie. Deshalb danke sie der Europa-Union Bayern für die Organisation dieser Wanderausstellung.

Das größte Friedensprojekt

„Europa ist das größte Friedensprojekt der Neuzeit“, machte die bayerische Europaministerin deutlich. Es stehe für eine Wertegemeinschaft, in der Menschenwürde, Meinungs-, Presse- Glaubens- und Religionsfreiheit ebenso wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit herrschen.

Die stellvertretende Bürgermeisterin Vera Marešova aus Sušice dankte der Stadt Bad Kötzting besonders für ihr Engagement in der Städtepartnerschaft. Die tschechische Republik sei am 1. Mai 2005 zur EU gekommen, und bereits zwölf Tage später sei Sušice in die Douzelage aufgenommen worden. Sie sehe große Vorteile in der Lage an der Grenze, nicht nur wegen der Möglichkeit, in Bayern zu arbeiten. Die tschechischen Pendler hätten auch viele gute Ideen in ihre Heimat mitgebracht und umgesetzt, weshalb sich die Grenzregion besser entwickelt habe, als andere Gebiete in Tschechien.

In der abschließenden Diskussion kamen viele Themen zur Sprache, von den unzureichenden Bahnverbindungen zwischen Bayern und Tschechien, über die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Partnerschaften bis hin zum Wahlalter, das nach Ansicht vieler Workshop-Teilnehmer auf 16 Jahre heruntergesetzt werden sollte. Auch die neue Stiftung Jugendaustausch wurde von der Ministerin angesprochen.