Studie
WÜM: Einzigartig in Deutschland

Über die Hälfte der Waldmünchner begeistert sich für altes Auto-Kennzeichen, das es ab Sommer gibt. Prof. Dr. Ralf Bochert stellt eine Umfrage vor.

19.02.2013 | Stand 16.09.2023, 7:27 Uhr
Markus Heigl

Bis in die 1970er Jahre prägten Autos mit dem Kennzeichen WÜM das Stadtbild Waldmünchens. Foto: Archiv Foto-Atelier Beer

Wer ein eingefleischter Waldmünchner ist, will das auch zeigen. Mit dem Auto zum Beispiel. Mehr als die Hälfte der Trenckstädter – genau 56,5 Prozent – wollen mit den drei Buchstaben WÜM den Namen ihrer Heimat hinaus in die Welt tragen. Aber nicht, um in Nostalgie zu schwelgen. Vielmehr wollen sie kundtun, dass sie stolz sind auf ihre Stadt und sich mit ihr identifizieren.

Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Hochschule Heilbronn im vergangenen Jahr für alle Bundesländer erstellte. Gestern hat der Ideengeber der „Initiative Kennzeichen-Liberalisierung“, Prof. Dr. Ralf Bochert, persönlich Vize-Bürgermeister Josef Brückl und Rainer Wagner von der Stadtverwaltung das Umfrage-Resultat Waldmünchens vorgestellt.

Für Bochert ist das WÜM-Kennzeichen etwas ganz Besonderes: „Das ist bundesweit der einzige Fall mit Buchstaben-Dreher“, hat der Hochschullehrer herausgefunden. Eigentlich müsste es entsprechend dem Ortsnamen Waldmünchen WMÜ lauten. Doch der Aussprechbarkeit wegen wurde das vielen auch nach 40 Jahren Landkreisreform noch geläufige WÜM daraus. Josef Brückl erinnerte sich daran, wie schwierig es Mitte der 1950er Jahre war, diesen Buchstaben-Dreher auf Bundesebene durchzusetzen: „Das war nur mit politischem Druck möglich.“

WÜM geht flüssig über die Lippen

„WÜM geht einem ganz flüssig über die Lippen“, bestätigte nun, Jahrzehnte später, auch Professor Bochert. Deshalb ist das alte Auto-Kennzeichen für ihn „total interessant“ und ein „Hingucker“. Und mit Blick auf das Umfrage-Ergebnis: „Viele Autofahrer sehen das WÜM-Kennzeichen als Link zu ihrer Stadt, verbunden mit einer gewissen Außenwirkung“, so Bochert. Damit werde ihre Heimat stärker wahrgenommen. Touristisch allerdings werde die Wiedereinführung kaum etwas bewirken, „außer einem Erinnerungseffekt vielleicht“.

Ende September vergangenen Jahres haben zwei Studentinnen der Hochschule Heilbronn (Fakultät Technik, Wirtschaft, Informatik) 227 Personen in Waldmünchen, davon 199 Einheimische, zum Thema „Wiedereinführung des auslaufenden Kennzeichens WÜM“ befragt. „Das ist vor Ort zwar nicht repräsentativ, aber es macht die Stimmung deutlich“, erklärte Bochert. Bundesweit dagegen spiegle das Ergebnis durchaus den Querschnitt der Meinungen in der Bevölkerung wider; in 212 Städten waren 50000 Menschen befragt worden.

Auch wenn sein Lehrstuhl das Projekt wissenschaftlich aufarbeitete: So richtig ernst nahm es Bochert dann doch nicht: „Das ist ein kleines, nettes Spaßthema. Da geht es nicht um Leben und Tod.“ Dennoch berührte er damit die Gefühlswelt der Menschen, denn: Drei Viertel der Autofahrer haben ein Wunschkennzeichen und zahlen sogar für diese Art der Individualisierung. Der Trend laut Bochert: Je kleinräumiger die Region, desto mehr wollen sich die Menschen mit ihr nach außen hin identifizieren. Vor diesem Hintergrund sprachen sich allein in Bayern mehr als 60 Prozent für die Wiedereinführung früherer Auto-Kennzeichen aus.

Marke und Symbol

Nicht anders in der Trenck-Stadt. WÜM ist nach den Worten Bocherts aus Marketing-Sicht eine Marke und damit wichtig für Waldmünchen: „So ein Symbol lässt sich leicht verbreiten. Die Leute schauen hin. Das ist im Marketing von Bedeutung“, stellte der Volkswirtschaftler fest.

Was ihm noch auffiel: Weil das Auto vor allem ein Männer-Thema ist, waren es auch mehr Männer als Frauen, die das alte Kennzeichen bevorzugen würden. Überraschend war für Bochert, dass sich die jüngeren Leute für WÜM begeisterten und nicht so sehr die älteren: „Die hatten das Kennzeichen ja früher schon.“ Eine weitere Waldmünchner Besonderheit, auf die die beiden Studentinnen bei ihrer Befragung stießen: Hier gab es etliche „Kosten-Skeptiker“, die glaubten, das WÜM-Kennzeichen sei teurer. Bochert: „Außer die üblichen Mehrkosten von rund 10 Euro für ein Wunschkennzeichen ist sonst nichts zu bezahlen.“ Die Umstellung der EDV in den Kfz-Zulassungsstellen sei „kein Aufwand“. Nach Auskunft des Landratsamts steht das Kennzeichen voraussichtlich ab Juli zur Verfügung.

Vize-Bürgermeister Brückl sprach von einer „interessanten Studie“. Wird er sein CHA-Kennzeichen gegen WÜM austauschen? Seine diplomatische Antwort: „Vielleicht.“ Er lässt erstmal Bürgermeister Markus Ackermann den Vortritt.