Erziehung
Corona-Pandemie geht an die Substanz

Kinderhaus St. Paulus in Reichenbach hält trotz Quarantänemaßnahmen den Betrieb am Laufen und setzt auf Information.

04.02.2022 | Stand 15.09.2023, 21:21 Uhr
Ulrike Niklas
Unbeschwerter Kinderhaus-Alltag, trotz Corona. Das Personal tut, was es kann – stößt aber auch an seine Grenzen. −Foto: Ulrike Niklas

Zittern, bangen, hoffen, melden, informieren und mit Personalausfällen trotzdem eine optimale Betreuung für die knapp 150 Kinder in der Altersgruppe von einem bis zwölf Jahren ermöglichen: So schildert Leiterin Monika Kulzer ihren Alltag im Kinderhaus St. Paulus Reichenbach, der nun seit zwei Jahren anhält.

Auch wenn es im Kinderhaus immer wieder positive Corona-Fälle von Kindern sowie im Team gab, musste der Betrieb noch nie eingestellt werden. Kulzer: „Jeder Tag sei eine neue Herausforderung.“ Erst in der vergangenen Woche mussten einige Kinder aus der Schulkindbetreuung für zwei Tage zu Hause bleiben. Weit schlimmer traf es den Krippenbereich, hier waren 18 Familien von der Quarantäne betroffen. Allerdings konnte eine Ansteckung nicht verhindert werden, so dass einige Kinder erkrankten.

Gerade an diesen Beispielen zeige sich, so Kulzer, dass die Ansteckung mit der Omikron-Variante im Krippen- und Kindergartenbereich anders verlaufe als bei den früheren Varianten. Während die Schüler Masken trügen, mehr Abstände untereinander einhielten, die Pooltestung in der Schule erfolge, und die Ergebnisse schnell da seien, sei dies im Krippen- und Kindergartenbereich nicht möglich. Das lange Warten auf PCR-Testergebnisse von bis zu drei Tagen verschlimmere die Situation, da die anderen Kinder weiterhin die Einrichtung besuchten und sich gegenseitig anstecken könnten.

Wird in anderen Bereichen bereits pragmatisch vorgegangen, scheint es noch immer, dass die frühkindliche Betreuung seitens der Politik ein Stiefkind ist und nur geringe Beachtung erfährt, so Kulzer. Die Kleinsten könnten sich nicht schützen und seien daher auf ihr Umfeld angewiesen. Um die schwierige Situation im Griff zu behalten, seien alle Beteiligten gefragt.

Hier ist das Kinderhaus laut Kulzer dankbar, dass alle Familien sehr gut mithelfen, Ansteckungswellen gebremst werden und der normale Betrieb möglich ist. Vor allem werde viel in Information und Kommunikation mit den Eltern investiert.

Monika Kulzer: „Ja, die Situation geht an die Substanz – nicht nur bei den Familien, sondern auch im Team.“ Einerseits seien Teammitglieder selber Eltern und müssten aufgrund von Verdachtsfällen oder Erkrankungen bei ihren Kindern zu Hause bleiben; andererseits seien sie wegen ihrer Arbeit von Quarantänemaßnahmen betroffen. Kinder in Quarantäne könnten sich nach fünf Tagen freitesten, Mitarbeitende aber erst nach sieben Tagen. So könne es passieren, dass zwar die Kinder wieder da seien, aber nicht das Personal. „Das zu verstehen ist manchmal schwer.“ So musste der Betrieb kürzlich anstatt mit 29 Mitarbeitenden nur mit 15 geschultert werden. Kulzer ist froh, „ein tolles Team“ zu haben, das sich auch in Notlagen gut um die Kinder kümmert. Mit einer Impfquote von 93 Prozent im Team, täglich professionellen Schnelltests und dem Hygienekonzept wird alles getan, was möglich sei. run)