Politik
Handygespräch nur im Garten

Die Treffelsteiner streiten über geplanten Mobilfunkmasten in Birkhof. Doch viele schimpfen über das lückenhafte Netz.

13.02.2022 | Stand 15.09.2023, 21:08 Uhr
Zahlreiche Gemeindebürger kamen zur Bürgerversammlung, weil es um wichtige Themen ging. Wegen der hohen Inzidenz wurden drei Termine angeboten. −Foto: Christa Bucher

Im Gemeindewald in Birkhof soll ein Funkmast gebaut werden. Und daran scheiden sich die Geister. Während die einen den Standort befürworten, befürchten andere ein gesundheitliches Risiko. Die Ängste der Bürger würden nicht ernst genommen, sagen die Standort-Gegner. Außerdem sei die Bevölkerung nur unzureichend informiert worden. Ein Argument, das Bürgermeister Helmut Heumann so nicht gelten lassen will, immerhin habe die Gemeinde Ende vergangenen Jahres Gesprächstermine angeboten.

Die Bürgerinitiative hält dagegen, dass diese viel zu kurzfristig anberaumt worden seien. In der Bevölkerung herrsche nach wie vor ein Informationsdefizit. Aus diesem Grund hatte der Gemeinderat in seiner Sitzung im Januar eine weiterführende Entscheidung vertagt. Stattdessen beschloss das Gremium, eine Bürgerversammlung einzuberufen.

Standort ist nicht optimal

Der hohen Inzidenz war es geschuldet, dass diese nun an drei verschiedenen Terminen stattfanden, da pro Versammlung maximal 45 Personen zugelassen waren. Die erste fand am Donnerstag in der Mehrzweckhalle statt, zwei weitere folgten am Freitag. Während der Donnerstags- und der zweite Freitagstermin voll ausgebucht waren, fanden sich am Freitag um 18 Uhr lediglich rund 20 Interessierte ein.

Bürgermeister Heumann wies eingangs darauf hin, dass die Suche nach einem geeigneten Standort für einen Mobilfunkmasten die Gemeinde schon seit langem beschäftige. Um zu verdeutlichen, dass der Gemeindewald in Birkhof seit 2019 als Standort im Gespräch sei, verwies Geschäftsstellenleiter Hans Braun auf Beschlüsse des Gremiums.

Eine Bürgerbeteiligung sei nicht früher möglich gewesen, da die Fachstellen prüfen mussten, ob der Standort überhaupt zulässig ist. Das Ergebnis sei in der Sitzung vom 7. Dezember öffentlich gemacht worden. Weil aufgrund der pandemischen Lage keine Bürgerversammlung möglich war, habe sich der Gemeinderat einstimmig auf das weitere Vorgehen geeinigt: eine Bürgerbeteiligung in Form von Einzelgesprächen. Dieses Angebot haben laut Heumann aber lediglich drei Personen wahrgenommen, von den Mitgliedern der Bürgerinitiative (BI) habe sich niemand zu Wort gemeldet. Das wollte die BI so nicht stehenlassen: Eines der Mitglieder erinnerte an entsprechende Anrufe eines Anwohners.

Heumann räumte ein, dass der geplante Standort „nicht der optimalste“ sei. Dieser wäre entweder auf dem Dach des Anwesens Hauptstraße 1 oder auf dem Drachenturm. Diesem Vorschlag der Telekom habe man aber – ebenfalls einstimmig – eine Absage erteilt. Insofern sei der Standort in Birkhof für die Telekom „der passendste“, wenngleich er funktechnisch eventuell Defizite habe. Jedoch müsse das Gesamtkonzept beachtet werden, von dem letztendlich auch Biberbach profitieren würde. Überdies habe der Standort den Vorteil, dass dort bereits Stromleitung und Glasfaserleerrohre verlegt seien.

Explizit wies das Gemeindeoberhaupt noch einmal darauf hin, dass der Mast eigenwirtschaftlich von der Deutschen Funkturm GmbH gebaut werde, und zwar nur im Gemeindewald in Birkhof. „Ein anderer Standort kommt für sie nicht in Frage. Wir können zehn Vorschläge machen, die Telekom wird ihn nirgends anders aufstellen“, sagte Heumann und las ein Schreiben der Telekom vom 8. Februar vor. Darin erklärt Christian Blenk, Kommunalbeauftragter Mobilfunk Bayern der Deutschen Telekom, dass der Standort als sogenannter Landversorger mit den untersten Frequenzen ausgestattet sei – 4G LTE mit 800 und 900 MHz-Bändern. 5G sei in der Vorbereitung auf 700 MHz (unterstes Frequenzband). Diese Techniken reichten aus, um eine hochqualitative Sprach- und Datenkommunikation im Verhältnis zur Einwohnerzahl zu liefern. Der Kern liege hier auf einer Flächenversorgung, um möglichst viele Bereiche abzudecken. Diese Frequenzen würden seit über 30 Jahren im Bereich Mobilfunk eingesetzt.

Blenk machte klar: Der Standort im Gemeindewald in Birkhof „stellt bereits eine Kompromisslösung in Sachen Funkversorgungsqualität der Telekom dar“. Andere würden nicht mehr geprüft, da sie für das Unternehmen nicht in Frage kommen. „Notfalls müssen wir uns vom Mobilfunkausbau in der Gemeinde Treffelstein zurückziehen und das Projekt vorzeitig beenden.“ Das Unternehmen nehme für den Bau eines Mobilfunkmasts viel Geld in die Hand, deshalb müsse der Standort möglichst viele Bereiche abdecken.

Die Gemeinde selbst könne es sich nicht leisten, einen Mast zu bauen, stellte Heumann klar. Deswegen werde er dem Gemeinderat in der nächsten Sitzung erneut den Standort Birkhof vorschlagen. In der Diskussionsrunde wies ein Gemeinderat aus Birkhof darauf hin, dass Anwohner gesundheitliche Bedenken wegen der Strahlen hätten. „Die Leute haben Angst und das muss man ernst nehmen“, sagte er und warf dem Bürgermeister vor, nicht auf die Probleme der Bürger einzugehen. Die befürchteten überdies, dass der Bau des Masts den Wert der Grundstücke und Immobilien in Birkhof mindere. Das treffe umgekehrt auch auf den Nordhang zu, „weil sie keine vernünftige Verbindung herbringen“, hielt Heumann entgegen.

Landwirt versteht Debatte nicht

„Ich verstehe die ganze Diskussion nicht“, sagte ein Landwirt aus Biberbach. „Das ist doch lächerlich“, meinte er und erntete dafür Applaus. Er habe auf seinem Anwesen so gut wie kein Netz. „Das ist eine Katastrophe.“ In dieselbe Kerbe schlug eine Bürgerin. Sie müsse zum Telefonieren in den Garten gehen. Das beeinträchtige ihre Arbeit als Lehrerin – vor allem in Zeiten von Homeschooling.

Einen anderen Bürger erinnert die ganze Sache an das Floriansprinzip. Jeder will telefonieren, aber niemand will den Masten vor seiner Haustür. Das rief wiederum einen Vertreter der BI auf den Plan, der betonte: „Wir sind nicht generell dagegen. Nur eben nicht am geplanten Standort“, der ja ohnehin nur eine Kompromisslösung sei. „Wir wollen sehr wohl eine Versorgung für das ganze Dorf“, sagte er im Namen der BI. Die aber werde es nur geben, wenn der Mast in Birkhof gebaut werde, stellte Heumann klar.

Hauptgewinn ohne Lottospiel

Die Leonet AG will den Hauptort eigenwirtschaftlich mit Glasfaser erschließen. Bürgermeister Helmut Heumann sieht darin eine einmalige Chance. „Ohne Lotto gespielt zu haben, bekommen wir den Hauptgewinn“, sagte er. Denn: Leonet wird auf jeden Fall ausbauen, unabhängig von der Zahl der Anschlusswilligen, wie Vertriebsbetreuer Karl-Heinz Wühr betonte. Wenngleich sich der Bauumfang anhand der Rückmeldungen etwas reduzieren könne. Die Bauarbeiten, die ein Unternehmen aus der Region ausführen wird, sollen im zweiten Quartal dieses Jahres beginnen. „Ab Mai stehen bei euch die Bagger.“

In der Januar-Sitzung hatte der Gemeinderat einer Kooperation mit Leonet zugestimmt. Im Februar startet nun die – bis 31. März begrenzte – Vorvermarktung. In dieser Phase würden die Bürger informiert. Dazu gehören Hausbesuche des Kundenberaters. Termine werden auch in der Gemeindekanzlei angeboten. Zudem findet am Donnerstag eine Online-Veranstaltung statt. (wbf)