Finanzen
Erbitterter Streit um den Yachthafen

Vor der Jahresversammlung des Motorsport-Clubs Kelheim an diesem Samstag fliegen vereinsintern die Fetzen.

16.05.2015 | Stand 16.09.2023, 7:04 Uhr
Die Idylle trügt: Rund um den Yachthafen Kapfelberg tobt eine heftige Auseinandersetzung innerhalb des Motorsport-Clubs. −Foto: Dr. Satzl

Im Motorsport-Club (MC) Kelheim spitzt sich der Streit rund um den Yachthafen Kapfelberg zu. Unmittelbar vor der Jahreshauptversammlung, die am heutigen Samstag, 16. Mai, nicht-öffentlich angesetzt ist, erheben MC-Vorsitzender Willi Mansdorfer und führende Vertreter des Bootsclubs Kapfelberg (BCK, eine Untergruppe im MC) schwere Vorwürfe gegeneinander. Spannend werden daher wohl nicht nur die Neuwahlen.

Die Schatzmeisterin des BCK, Susanne Hecker, hat nach eigenen Worten schriftlich per Einschreiben beantragt, dass die Mitglieder in der JHV eine „wahrheitsgemäße Aufklärung der Finanzen des MC“ erhalten. Sie und der BCK-Vizevorsitzende Albert Galster werfen Gesamt-MC-Chef Willi Mansdorfer vor, dass er den Verein wie ein „Alleinherrscher“ führe und die Kassenlage verschleiere.

Das weist Mansdorfer entschieden zurück und beklagt seinerseits, dass mit derlei haltlosen Vorwürfen sein Ruf ruiniert werde. Die Unterlagen, die jetzt vom BCK eingefordert werden, „waren früher auch schon offengelegt – aber da haben sie niemanden interessiert“, sagt der MC-Vorsitzende. Mit seinem Rechtsanwalt werde er in der heutigen Versammlung alle Unterlagen vorlegen und damit „alles widerlegen, was von den Leuten vom Bootsclub behauptet wird“. Rechtliche Schritte gegen die BCK-Vorwürfe habe er sich mit seinem Anwalt überlegt, aber bleiben lassen. „Das hätte ja doch nichts gebracht.“

Namens der BCK-Vorstandschaft hatte der Regensburger Rechtsanwalt Dr. Alfons Hölzl ein Schreiben verfasst, das im Oktober 2014 zu Beginn einer außerordentlichen MC-Mitgliederversammlung an die Teilnehmer verteilt wurde(MZ berichtete). Danach wurde das Treffen, bei dem es um die Geschäftsform des Hafens gehen sollte, umgehend abgebrochen.

Im Schreiben hatte Anwalt Hölzl unter anderem die Hafen-Bilanz 2013 angezweifelt, die den Mitgliedern im März 2014 vorgelegt worden sei: „Es fehlten (…) allein in 2013 Einnahmen in Höhe von rund 100 000 Euro“, lautete die Rechnung des Juristen. Er berief sich dabei insbesondere auf Albert Galster, der als Ex-Hafenmeister Einblicke in die Vermietung der Bootsliegeplätzen und die Serviceleistungen im Hafen gehabt habe.

„Diese Berechnungen sind falsch“, kontert Willi Mansdorfer und unterstellt dem BCK Absicht. Zum Beispiel könne man nicht einfach anhand der Bootssteg-Länge die Mieteinnahmen des Hafens berechnen – da gehöre die tatsächliche Belegung der Stege über die Saison hinweg ebenso dazu wie die jeweiligen Vertragskonditionen.

Schreiben an die MC-Mitglieder

Namens der BCK-Vorstandschaft hatte Anwalt Hölzl in seinem Schreiben die MC-Mitglieder ermuntert, in der außerordentlichen Versammlung (die aber dann ja abgebrochen wurde) den Vorstand zur „umfassenden Auskunft und Rechenschaft über die Vereinsgeschäftsjahre 2008 bis 2013“ und über den Mitgliederstand zu verpflichten; dazu solle binnen drei Monaten eine weitere Mitgliederversammlung einberufen werden. Die unklare Finanz- und Schuldenlage des Vereins habe nämlich sogar zwischen den einzelnen MC-Untergruppen zu Misstönen geführt, bedauert Susanne Hecker und fasst sich dabei an die eigene Nase: Auch sie habe zu Unrecht Vorwürfe gegen die vermeintlich „neidischen“ Sportfahrer erhoben.

Als die geforderte Versammlung nicht einberufen wurde, wollte der BCK sie erzwingen. Laut Vereinssatzung muss dafür ein Drittel der MC-Mitglieder unterschreiben. Doch wer und wie viele das sind, habe man nicht in Erfahrung bringen können, beklagt Albert Galster: „Wir hatten keine Möglichkeit, eine aktuelle Mitgliederliste einzusehen.“ Bei Mansdorfer selbst sei man abgeblitzt; der MC-Vizevorsitzende habe nur eine völlig veraltete Liste gehabt, „der Rest von der Vorstandschaft gar keine“. 72 Unterschriften habe der BCK via Anwalt vorgelegt. Während aber in den bisherigen Versammlungen jeweils von 185 Mitgliedern die Rede gewesen sei, habe Mansdorfer nun die Zahl von 220 Mitgliedern genannt – damit wären rechnerisch 73 Unterschriften nötig gewesen. Per Rechtsanwalt habe man mittlerweile eine aktuelle Mitgliederliste eingefordert – bislang wiederum ohne Erfolg, kritisieren Hecker und Galster im MZ-Gespräch.

Falsches Spiel bei der Unterschriftensammlung hält indes MC-Vorsitzender Mansdorfer der BCK-Führungsriege vor: Gesammelt habe diese die Unterschriften mit der Begründung, eine außerordentliche Versammlung solle die Vorgänge aufklären. Auf einer zweiten Seite sei als Ziel aber auch die „Abwahl“ der Vorstandschaft genannt gewesen. Er, so Mansdorf, kenne selbst Unterzeichner, die von dieser zweiten Seite gar nichts gewusst hätten. Außerdem hätten Leute unterschrieben, die gar nicht zu den – aktuell 218 – Mitglieder gehörten. „Das sind doch schon fast kriminelle Methoden!“, empört er sich. BCK-Vize Albert Galster winkt bei diesem Vorwurf ab: „Ganz normal – das sind doch wieder nur Ausreden von ihm.“

GmbH-Pläne lösten Streit mit aus

Ein Auslöser des Streits im Motorsport-Club waren die Pläne von Vorsitzendem Mansdorfers, den wirtschaftlichen Hafenbetrieb in eine GmbH zu überführen. An sich kein Problem, räumt BCK-Kassenhüterin Hecker ein: Das sei ein durchaus übliches Vorgehen. Doch der Bootsclub, der sich als Interessensvertretung der Liegeplatz-Mieter und Bootsgäste im Hafen versteht, fordert, dass eine solche Hafen-GmbH zu 100 Prozent im Besitz des Vereins bleiben müsse. Denn wenn stattdessen ein Investor mit einsteige, werde der aus dem Hafen mehr Kapital schlagen wollen, auf Kosten der Hafennutzer, befürchtet BCK-Vizevorsitzender Albert Galster.

Das GmbH-Modell, das Mansdorfer im März 2014 in der JHV vorstellte, sah eine Mitbeteiligung der Familie Mansdorfer vor. „Ich hätte die Finanzlage des Vereins aufbessern wollen. Aber es ist mir genau andersherum ausgelegt worden“, beklagt der Kelheimer. In der aktuellen Versammlung will er das GmbH-Modell deshalb gar nicht mehr ansprechen. Managen könne er den Verein auch in der bisherigen Form.

Wenn er Vorsitzender bleibt. Denn ob er bei der Wahl wieder kandidiert, „entscheide ich erst in der Versammlung: wenn die Mitglieder das wollen und das Vertrauen in mich haben“, kündigt er an. Sicherlich nicht mehr zur Wahl antreten werde sein bisheriger Vize, ergänzt Mansdorfer: Den habe die BCK-Vorgehensweise regelrecht gesundheitlich mitgenommen.

Offen ist, ob der BCK bei der Wahl zum Vorsitzenden einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken wird – entsprechende Gerüchte kursierten im Vorfeld der Versammlung. Der BCK fände es laut Susanne Hecker sinnvoll, dass „jemand aus dem Landkreis Kelheim kandidieren würde“. Für sich und Albert Galster könne sie eine Kandidatur „definitiv ausschließen“; für den BCK-Vorsitzenden Stefan Müller könne sie nicht sprechen. Dieser, im Landkreis Schwandorf beheimatet, war für die MZ telefonisch nicht erreichbar. Jedenfalls werden dem Vernehmen nach die Rechtsanwälte beider Streitparteien die Wahl gemeinsam leiten.