Zerreißprobe für die Koalition
Container-Depot: Showdown im Regensburger Stadtrat

23.01.2023 | Stand 15.09.2023, 1:56 Uhr
An der Bahnstrecke Regensburg-München soll südöstlich der Osttangente das Container-Depot entsehen. −Foto: Tino Lex

Anlieger fürchten Lärm, Staub und „ungenießbares“ Gemüse. Bei der Abstimmung über den Bebauungsplan für das Container-Depot der Deutschen Bahn südöstlich der Osttangente droht die Spaltung der Rathauskoalition.



Am diesem Dienstag (24.1.) steht das Thema auf dem Sitzungsplan des Stadtrats. Die CSU droht, die Regierungsmehrheit zu sprengen und den Koalitionspartner SPD mit Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer an der Spitze zu düpieren. Die Grünen rücken in die Rolle des Züngleins an der Waage.

Naturschützer, Schrebergärtner und Anwohner stellen sich derweil quer. Widerstand leisten zum Beispiel die Kleingärtner am Ostbahnhof. Gerlinde Paul fürchtet, „dass wir uns dort nicht mehr aufhalten können, ohne unsere Gesundheit zu gefährden“. Schadstoffe könnten das angebaute Obst und Gemüse „ungenießbar“ machen. Die Tierwelt leide unter der Lichtverschmutzung.

Lärm, Hitze, Staub – schädliche Emissionen aller Art sieht der Bürgerverein Süd-Ost e.V. auf sich zukommen. Das Container-Depot soll „an einer weniger exponierten Stelle angesiedelt werden“, fordert Johann Brandl.

Johann Renner von der Bürgerbewegung „Innerer Stadtosten – Hohes Kreuz“ fragt sich, ob ein Container-Depot „mit Waschanlage und Reparaturstation für das gesamte Leergut aus dem kompletten süddeutschen Raum auf einer der letzten großen Biotopflächen im Stadtgebiet Regensburg notwendig ist“.

Bund Naturschutz ist dagegen

Im Grundsatz befürwortet der Bund Naturschutz die Stärkung des Gütertransports auf der Schiene – sofern die Pläne ökologisch seien und die Lebensqualität der Menschen erhalten bleibe. Beides sei nicht gegeben. „Wir lehnen daher einen Containerbahnhof an dieser Stelle und in dieser Größe entschieden ab“, so Raimund Schoberer, Vorsitzender der Kreisgruppe Regensburg.

Normalerweise findet man seine Gegner in der Opposition. Im Fall des Container-Depots am Odessa-Ring sitzen sie mitten in der Koalition aus SPD, Freien Wählern, FDP, CSB – und eben CSU.In deren Reihen machte sich vor allem Bernadette Dechant gegen den Bau des Container-Depots der DB Cargo stark.Die stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende ist Sprecherin der Bürgerbewegung „Innerer Stadtosten – Hohes Kreuz" und fühlt sich den Anwohnern dort verpflichtet. Die Mehrheit der CSU-Fraktion steht hinter ihr und kündigte an, gegen den Bebauungsplan zu stimmen.

Jürgen Helmes, Hauptgeschäftsführer der IHK, zeigte sich irritiert von der ablehnenden Haltung der CSU und warb um die Zustimmung der Stadtratsmitglieder. Auch der Bayernhafen hält das Depot für nötig. Dem schloss sich die Logistikinitiative Regensburg e.V. an. Ein Containerleerdepot sei „Teil von grüner Logistik“, stellte deren Vorsitzender Robert Praschl fest. Die Container kämen großteils über die Schiene nach Regensburg, das sei ein „CO2-optimierter Verkehrsweg“. „Noch grüner geht es tatsächlich nicht“, meint Praschl, dessen Verband Logistikunternehmen des Wirtschaftsraums Regensburg vertritt. Er halte den Standort für „alternativlos“ und die „Nähe zur Wohnbebauung nicht gegeben“. Laut Praschl leiste das Projekt einen Beitrag, „andere Ressourcen der Natur zu schützen – und gleichzeitig die wirtschaftliche Grundlage unserer Region mit abzusichern“.

Wichtige Infrastrukturmaßnahme

Auf dem Gelände südöstlich der Osttangente möchte die Deutsche Bahn ein Lager für leere Container errichten, die dort auch repariert und gewaschen werden sollen. Es handelt sich nicht um ein Terminal, bei dem Waren umgeschlagen werden; ein neues Container-Terminal ist von der DB Netz ein Stück weiter südöstlich geplant.

Die Kapazitäten der vorhandenen Depots reichten nicht aus, um den Bedarf etwa in der Automobilindustrie zu decken, argumentiert die DB Cargo.Das Thema spaltet die Rathauskoalition. Die SPD kämpft für das Depot.Fraktionschef Thomas Burger sagte: „Es ist eine ganz wichtige Infrastrukturmaßnahme vor dem Hintergrund, dass wir den Güterverkehr auf die Schiene bringen wollen.“

− asa