Medizin
Ein Blick in die modernste Notaufnahme

Der Neubau am Regensburger Josefs-Krankenhaus hat zehn Millionen gekostet. Nach Ostern ist Betriebsaufnahme.

08.03.2016 | Stand 16.09.2023, 6:54 Uhr
Nach einem Jahr Bauzeit soll die neue Notaufnahme am Caritas-Krankenhaus St. Josef nach Ostern in Betrieb gehen. −Foto: Lex

Der erste Patient in der neuen Notaufnahme am Caritas-Krankenhaus St. Josef ist gleich ein medizinischer Härtefall. Ein EKG, das den Herzschlag misst, piepst kontinuierlich, die Trage klappert. Verdacht auf freie Flüssigkeit im Bauchraum – das ist die erste Diagnose von Notarzt Dr. Helmut Meyringer. Sein Patient wird bereits beatmet. Es sind nur etwa zehn Meter, die das Rettungsteam mit seinem Patienten vom Einsatzwagen bis in den Schockraum zurücklegen muss. Das geht rasend schnell. Schiebetür auf, die Erste links und dann gleich wieder links.

Der Schockraum in der neuen Notaufnahme, die insgesamt zehn Millionen Euro gekostet hat, ist lichtdurchflutet, die Tür aus edlem Holz. Aber das geht in dieser Situation förmlich unter. Ein achtköpfiges Ärzte- und Pflegeteam aus Anästhesisten, Chirurgen und Internisten steht bereit. Alle sind auf den Patienten fixiert – auch wenn das gerade nur eine Übung ist, denn die neue Notaufnahme ist erst ab Anfang April in Betrieb. „Eins, zwei, drei“, zählt ein Krankenpfleger herunter. Alle heben die Megacode-Puppe, so heißt der Testpatient, an und legen ihn auf den Eingriffstisch im Schockraum. Notarzt Meyringer brieft seine Kollegen. Die Übergabe ist beendet.

Blicken Sie im folgenden MZ-Video dem Ärzte und Pflegeteam im Schockraum über die Schultern.

Ein Roboter hilft im Schockraum

Ab jetzt kämpfen die Mediziner am Caritas-Krankenhaus um das „Leben“ der Puppe. Dabei kommt auch die Reanimationshilfe „Lucas“, eine Art Roboter, zum Einsatz. Das ist ein Gerät, das selbstständig in kurzer Zeitfolge auf die Brust des Patienten drückt. Eine der vielen Neuerungen, die es alleine im Schockraum der Notaufnahme gibt. Sie helfen, noch besser um das Leben eines Patienten kämpfen zu können. Und das ist in der „Golden hour of trauma“ wichtig. In dieser Stunde entscheidet sich maßgeblich, wie und ob der Patient wieder gesund werden kann. Der ärztliche Leiter der Notaufnahme, Dr. Andreas Hüfner, ist nach dem Test zufrieden. Das Zusammenspiel seines Teams klappt. Nur eines fällt ihm auf: „Die Patienten müssen wir hier in Zukunft rückwärts aus dem Raum fahren.“ Der Grund: Die neue Trage lässt sich so besser manövrieren.

Nur etwa zehn Meter weiter, im Isolationsraum, läuft der nächste Test. Zwei Rettungssanitäter in weißen Schutzanzügen bringen einen weiteren Übungs-Patienten. Er trägt einen Mundschutz, weil bei ihm eine ansteckende Krankheit, wie die Influenza, vermutet wird. Der Clou: Solche Patienten kann der Rettungsdienst durch einen eigenen Zugang ins Gebäude bringen. Diese spezielle Schleusen-Tür gibt es in Regensburg nur am Caritas-Krankenhaus.

Die Einrichtung der neuen Notaufnahme läuft aktuell auf Hochtouren. Morgen Mittag weiht Monsignore Dr. Roland Batz das Gebäude nach nur einem Jahr Bauzeit offiziell ein.Bischof Rudolf Voderholzer hatte sie bereits Ende Januar gesegnet.Nach Ostern sollen dann hier die ersten Patienten versorgt werden. Aber dafür müssen noch letzte Arbeiten erledigt werden. Elektriker richten gerade die Rufanlage ein. Immer wieder rauscht es am Gang.

Im Lager liegen 3200 Pflaster bereit

Das stört Tobias Graf, den pflegerischen Leiter der Notaufnahme, nicht. Er schiebt gerade einen Transportwagen in das zentrale Lager. Das befindet sich direkt in der Mitte des Neubaus. So ist es schnell aus jedem der 18 Behandlungsräume zu erreichen. Gelagert wird hier alles, was das Pflegeteam benötigt. Das sind zum Beispiel 16 800 Handschuhe, 10 000 Kompressen zur Wundversorgung, 3200 Pflaster oder vier Kilometer Verband – der reicht übrigens für gerade einmal eineinhalb Monate. Pro Jahr verbraucht die Notaufnahme am Caritas- Krankenhaus nämlich über 31 Kilometer Verbandszeug. Wie behält man bei so viel Medikamenten und Ausrüstung den Überblick im Lager? Darum kümmert sich ein externes Logistikunternehmen. „Diese Firma kommt vier Mal in der Woche und befüllt bei Bedarf jeden der 400 Schübe“, erklärt Tobias Graf.

Auch wenn das Caritas-Krankenhaus fast alles neu angeschafft hat, ein nahtloser Übergang von der alten zur neuen Notaufnahme wird nicht möglich sein. Geräte müssen angeschlossen, die EDV hochgefahren werden. Das geht nicht in einer Minute. „Wir müssen uns am Tag der Inbetriebnahme kurz bei der Leitstelle offline melden“, sagt Dr. Andreas Hüfner. Das heißt: Wenn die Notaufnahme offline ist, kann sie der Rettungsdienst nicht mehr anfahren. Wann wird das sein? Das genaue Datum ist noch nicht bekannt, wahrscheinlich kurz nach Ostern. Auf keinen Fall an einem Montag oder Freitag. An diesen Tagen ist in der Regel in einer Notaufnahme am meisten los. Dr. Hüfner: „Wir werden uns wahrscheinlich in den Morgenstunden offline melden. In etwa von sechs bis zehn Uhr.“

Notfallversorgung ist nicht in Gefahr

Patienten, die an diesem Tag von selbst in die Notaufnahme kommen, werden davon nicht viel mitbekommen. „Wir arbeiten an diesem Tag mit einer Doppelschicht und versorgen die Fußgängerpatienten weiter“, sichert Dr. Hüfner zu. Auch die anderen Notaufnahmen in der Stadt, bei den Barmherzigen Brüdern und an der Uniklinik, fürchten die kurze Offline-Phase nicht. „Das wird sich bei uns nicht stark auswirken. Wir rechnen täglich mit Schwankungen“, sagt Dr. Felix Rochmann, Chefarzt des Notfallzentrums der Barmherzigen Brüder.

Lesen Sie außerdem: Der ärztliche Leiter der neuen Notaufnahme, Dr. Andreas Hüfner, spricht im MZ-Interview über die besondere Ausstattung und den bevorstehenden Umzug.

Sobald die neue Notaufnahme in Betrieb ist, rechnet Julia Wohlgemuth, Referentin der Geschäftsführung am Caritas-Krankenhaus, mit weiter steigenden Patientenzahlen. „Das kann in den ersten Monaten ein Plus von 20 Prozent geben“, sagt Wohlgemuth. Darauf sei man vorbereitet, das Personal wurde bereits aufgestockt. In der alten Notaufnahme hat das St. Josef Krankenhaus jährlich rund 30 000 Patienten versorgt. Die Zahlen stiegen von Jahr zu Jahr an.Der Neubau für zehn Millionen Euro war aus Sicht der Klinikchefs mehr als erforderlich.Die Räume der alten Notaufnahme werden übrigens umgebaut und danach vom Fachbereich Endoskopie genutzt, der ebenfalls mehr Platz benötigt.