Ausstellung
Ein Gedächtnis in Bildern, das bleibt

Seine Regensburger Werkschau findet ohne Horst Hanske statt. Vera Bachmann sagt, warum seine Demenz nicht verschwiegen wird.

13.11.2015 | Stand 16.09.2023, 6:53 Uhr
Die dunklen Winkel und engen Gassen hat der Regensburger Fotograf Horst Hanske festgehalten. −Foto: Hanske

Frau Dr. Bachmann, der Titel der Ausstellung, die von 16. bis 27. November im MZ-Verlagshaus zu sehen ist, lautet „Erinnern und Vergessen“. Der Titel wurde bewusst auch im Hinblick auf Horst Hanskes Demenzerkrankung gewählt. Warum?

Wir haben den Titel gewählt, um der Situation gerecht zu werden: eine Geburtstagsausstellung zum 80. für jemanden zu machen, der sich selbst nicht mehr beteiligen kann, weil er an Demenz erkrankt ist. Daher haben wir uns entschieden, die Krankheit nicht unter den Teppich zu kehren, sondern offensiv damit umzugehen.

Sie sind die Schwiegertochter des Fotokünstlers, Zeichners und Schriftstellers Horst Hanske und daher sehr nah dran. Was verändert sich durch diese Erkrankung? Haben Freunde oder Bekannte Berührungsängste?

Demenz gibt es inzwischen in fast jeder Familie. Fast jeder kennt jemanden, der damit zu tun hat. Trotzdem ist es eine Krankheit, mit der wir in unserer Kultur schwer umgehen können. Das ist nicht mehr der Mensch, den wir kannten. Unsere Vorstellungen von Individualität und Persönlichkeit werden erschüttert. Wir haben deshalb beschlossen, das Thema der Krankheit zum Thema der Ausstellung zu machen: „Erinnern und Vergessen“. Es gibt gerade unglaublich viele Bücher, viele Romane und Konferenzen, die sich mit Demenz befassen. Das ist in unserer Gesellschaft ein brennendes Thema. Kein Tabu, aber es ist eine Irritation. Die Anfänge dieser Krankheit sind oft schwierig. Als Angehöriger ist man oft irritiert über das Verhalten des Erkrankten. Wir haben uns lange gefragt, was los ist. Das war eine sehr schwierige Phase. Als die Diagnose feststand, war das eine Erleichterung.

Wie wird Demenz in der Ausstellung thematisiert?

Im übertragenen Sinn: Erinnern und Vergessen – dieser Titel funktioniert auf mehreren Ebenen. Zum einen erinnert die Ausstellung an Horst Hanskes Werk.

Wie ist es für Sie als Mitglied der Familie, sich all seine Erinnerungen, Texte und Bilder, vor Augen zu halten?

Wir haben hier eben den Sonderfall, den man bei den meisten Demenzkranken nicht hat: dass ein Teil seines persönlichen Bildergedächtnisses festgehalten ist, dass einige seiner Erinnerungen dokumentiert sind, weil er Journalist gewesen ist.

Was passiert mit Horst Hanskes Werk?

Die jetzige Ausstellung zeigt nur einen kleinen Teil der Werke. Die Stadt Regensburg hat das Negativarchiv von Horst Hanske gekauft. Das bringt aber nichts, wenn es da nur schlummert. An der Bayerische Staatsbibliothek in München haben sie angefangen, Nachlässe von Münchner Fotografen zu digitalisieren. Diese Werke sind über den Online-Katalog zugänglich und für die Nachwelt weiter greifbar. Das würde ich mir auch für Horst Hanskes Werk wünschen. Für Studenten der Medienwissenschaft werde ich zwei Führungen durch die Ausstellung geben. Vielleicht kommt so jemand auf die Idee, über Horst Hanske zu arbeiten.

In der Ausstellung sind nicht nur seine Fotografien, sondern auch zahlreiche Karikaturen ausgestellt. Auch diese halten doch in besonderer Weise Vergangenes fest: Originale, Szenen, den Redaktionsalltag in der „Woche“...?