Rennen
Mit dem Lada ans Nordkap

Zwei Regensburger fahren 7500 Kilometer durch zehn Länder. Damit sammeln sie Geld für den Sonnenzug der Caritas.

14.02.2019 | Stand 16.09.2023, 5:46 Uhr
Anna Jopp

Für Schwendtner (li.) und Böhm (re.) ist ihr Auto, das seit den 1970er-Jahren unverändert produziert wird, das perfekte Rallye-Fahrzeug. Foto: Niekoe Fotografie

Zuerst war es nur eine spontane Idee unter Freunden, jetzt gehen Andreas Böhm und Tim Schwendtner tatsächlich an den Start: Wenn am 23. Februar in Hamburg der Startschuss für die nördlichste Rallye der Welt fällt, werden die beiden Regensburger mit ihrem Lada Taiga dabei sein.

Die „Baltic Sea Circle Winter Edition“ führt 100 Teams aus aller Welt durch insgesamt zehn Länder: Durch Skandinavien zum Nordkap und über Russland, die baltischen Staaten und Polen einmal rund um die Ostsee zurück nach Hamburg. Erlaubt sind nur Autos, die mindestens 15 Jahre alt sind. GPS und Autobahnnutzung sind tabu.

Seit Oktober hat sich das „Team Ratisbona“ auf diese Herausforderung vorbereitet. Ihren alten Geländewagen haben sie höhergelegt und mit speziellen Reifen versehen, den Motor auf die eisigen Temperaturen in Skandinavien und Russland vorbereitet. „Das Auto hat keinen Airbag und auch sonst so wenig Schnickschnack wie möglich. Dafür kann auch nur wenig kaputtgehen“, erklärt Schwendtner.

Campen bei 40 Grad minus

Die Route ist von den Veranstaltern nur grob vorgegeben: Jedes Team entscheidet selbst, wie lang die einzelnen Etappen sind und wo es übernachten will. Um möglichst flexibel zu bleiben, wollen Böhm und Schwendtner in einem ausklappbaren Zelt auf dem Autodach schlafen: Ein spärlicher Schutz gegen die eisigen Außentemperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius, die sie erwarten. Schon bei einer Probeübernachtung im bayerischen Winter sei klar geworden, wie schwierig es sei, den eigenen Körper über Nacht warm, die Verpflegung essbar und Elektronik und Motor funktionsfähig zu halten.

„Eine Pauschalreise machen kann jeder!“Tim Schwendtner, Rallye-Teilnehmer

Die Rallye ist für die beiden Freunde eine komplett neue Erfahrung. Bisher haben sie ihre Abenteuerlust hauptsächlich bei schwierigen Wandertouren ausgelebt. Das Rennen ist für sie eine Möglichkeit, aus dem „Hamsterrad“ ihres Alltags auszubrechen: „Wir wollen unsere Komfortzone erweitern und einfach sehen, ob wir das schaffen können“, sagt Böhm. „Eine Pauschalreise machen kann schließlich jeder“, fügt Schwendtner hinzu. Neben dem Kitzel der Herausforderung reizt beide vor allem die Aussicht, auf ihrer Fahrt über Landstraßen und durch kleine Dörfer Land und Leute jenseits aller Touristen-Hotspots kennenzulernen.

Um an der Rallye teilnehmen zu dürfen, muss jedes Team mindestens 750 Euro für einen guten Zweck sammeln. Böhm und Schwendtner haben sich für den Regensburger Sonnenzug entschieden, mit dem der Caritasverband einkommensschwachen Senioren mit und ohne Behinderung einen gemeinsamen Ausflug ermöglicht. Durch Spenden der Firma Bayerndienste, deren Geschäftsführer Böhm ist, sowie des Werbezentrums Wiesbauer, das neben der Spende auch Aufkleber für den Taiga beisteuerte, konnten Schwendtner und Böhm die nötige Summe bereits vor dem Start übertreffen. Trotzdem hoffen sie, durch ihre Aktion viele weitere Menschen zu einer Spende zu animieren: „Wir wissen, dass der ‚Sonnenzug‘ auf Spendengelder angewiesen ist. Der gute Zweck motiviert uns daher ganz besonders!“

100 km/h sind genug

Auch wenn das Abenteuer im Vordergrund steht: Eine gute Platzierung wünschen sich Böhm und Schwendtner trotzdem. Der Lada fahre zwar nur 100 Stundenkilometer, für einen Sieg zähle aber nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch eine Reihe von Aufgaben, die es unterwegs zu erledigen gilt. Worum es dabei geht, erfahren die Teilnehmer erst am Tag vor dem Start. Team Ratisbona wird dann bereits auf dem Weg nach Hamburg sein.