Stadt wird aktiv
Testkäufe beweisen: Regensburger Jugend kommt leicht an harten Alkohol

21.02.2023 | Stand 14.09.2023, 23:46 Uhr
Griff ins Gin-Regal: Versuchen Jugendliche in Regensburg harten Alkohol zu kaufen, haben sie oft Erfolg. Die Stadt möchte das nun ändern. −Foto: Symbolbild: Daniel Reinhardt, dpa

Jugendliche können in Regensburg relativ einfach Spirituosen kaufen, das geht aus einer Pressemitteilung der Stadt hervor, die in den vergangenen Wochen vermehrt Testkäufer einsetzte.



In rund 50 Prozent aller Fälle konnten sie ohne Probleme harten Alkohol erwerben – obwohl sie zu jung dafür waren. Gegen diesen Missstand geht die Stadt nun vor.

Der Pressemitteilung zufolge waren besonders Super- und Getränkemärkte, sogenannte CBD-Shops und Läden, die E-Zigaretten verkaufen im Fokus der Testkäufer, die vom Amt für Jugend und Familie losgeschickt wurden. Dabei bot sich den Behörden ein durchaus erschreckendes Bild: Die Abgabe von hochprozentigem Alkohol wird laut Stadt „oft nicht oder nur ungenau kontrolliert.“

Spätestens beim dritten Anlauf gibt es harten Stoff

Die Testkäufer erzielten demzufolge eine Trefferquote von rund 50 Prozent. Heißt im Klartext: Versuchen minderjährige Regensburger an harten Alkohol zu kommen, haben sie allerspätestens beim dritten Anlauf Erfolg.

Das könnte Sie auch interessieren:Krankenkasse meldet weniger jugendliche Rauschtrinker − Hedwigs-Klinik hält dagegen

Ziel der Kontrollen ist es laut Stadt auch, die Beschäftigten im Einzelhandel zu sensibilisieren. Auch die Stadtspitze sieht in den Vorfällen ein drängendes Problem. Bürgermeisterin Astrid Freudenstein wird in der Mitteilung zitiert: „Neben Aufklärungsarbeit mit Jugendlichen braucht es eben auch eine gezielte Kontrolle. Auch wenn die Maßnahmen bei den Betroffenen nicht unbedingt populär sind.“ Das Einschreiten der Stadt scheint Wirkung zu zeigen. Jugend-Amtsleiter Volker Sgolik sagt: „Bei Geschäften, die nach einem Verstoß ein weiteres Mal kontrolliert wurden, gab es nichts mehr zu beanstanden.“

Regensburg: Weniger Probleme in CBD-Shops

Deutlich besser stellt sich die Situation laut Stadt in Geschäften dar, die CBD und E-Zigaretten verkaufen. Cannabidiol (kurz: CBD) ist ein Wirkstoff, der aus der Hanfpflanze gewonnen wird. Er soll beruhigend wirken und ist im Gegensatz zu Marihuana legal. Die entsprechenden Läden haben sich laut Stadt verantwortungsbewusst, gut informiert und aufgeklärt über die bestehenden Jugendschutzbestimmungen gezeigt. Es seien lediglich vereinzelt Verstöße festgestellt worden. Zum Beispiel fehlten in manchen Läden Aushänge zum Jugendschutzgesetz. Diese seien nach der Beanstandung durch die Stadt jedoch umgehend angebracht worden.

Auch interessant:Faschingspartys im Landkreis Regensburg liefen teilweise aus dem Ruder

Jugendliche und Alkohol sind in Regensburg nach wie vor ein großes Thema. Während laut einer Studie der Kaufmännischen Krankenkasse die Zahl minderjähriger Rauschtrinker bundesweit sinkt, scheint das in Regensburg weiter ein Problem zu sein. Pro Jahr müssen in der Hedwigsklinik rund 50 Minderjährige behandelt werden, weil sie zu viel getrunken haben. Im Durchschnitt sind die Patienten 15 Jahre alt. Die Fälle gehen laut Krankenhaus nicht zurück.

Regensburg: So viele Straftaten begehen betrunkene Jugendliche

Immerhin: Die Zahl der Straftaten, die in Regensburg von Jugendlichen im Rausch begangenen werden, sinkt. 2019 verzeichnete die Polizei noch 25 entsprechende Delikte. 2020 waren es 16, 2021 schließlich nur noch neun. Der Rückgang kann Polizeiangaben zufolge allerdings auch an den Einschränkungen durch Corona liegen.

Die Stadt indes wird ihre Kontrollen auch in den kommenden Monaten fortsetzen. Im Übrigen weist sie darauf hin, dass eine Abgabe von hartem Alkohol an Jugendliche zu einer Strafe von bis zu 2000 Euro führen kann.

− ph