Fussball
Tribüne wandert ins „Auge-Stadion“

Der SV Donaustauf hat sich 380 Sitze aus dem Jahnstadion gesichert. Statt für Freude sorgte die Anschaffung aber für Ärger.

08.03.2016 | Stand 16.09.2023, 6:55 Uhr
Norbert Lösch
Die spärlich besetzte Vortribüne bei einem der letzten Spiele im alten Jahnstadion gegen den Chemnitzer FC −Foto: MZ-Archiv/Geradtz

Der ambitionierte Fußball-Bezirksligist SV Donaustauf rüstet weiter auf: Nach der spektakulären Verpflichtung von Klaus Augenthaler als neuem Trainer soll das bislang wie ein klassischer Dorf-Sportplatz anmutende Spielgelände des Tabellenführers mit „historischem“ Gestühl ertüchtigt werden. Der SVD hat sich die 380 Sitzplätze umfassende ehemalige Vortribüne aus dem alten Jahnstadion gesichert und will sie am heimischen Rund wieder aufstellen. Die Aktion ist aber erst einmal gestoppt – nach Irritationen um angeblich gefällte Bäume und einer hitzigen Debatte im Donaustaufer Gemeinderat.

Einen „Ladenhüter“ erstanden“

Dabei ist der Vorgang an sich durchaus erfreulich. Die Vortribüne war nämlich ein Ladenhüter, den der Jahn nach dem Umzug in die Continental Arena auch bei einer professionellen Auktion nicht an den Mann bringen konnte. Offenbar war niemand bereit, den im Sommer aufgerufenen Startpreis von 5000 Euro für die 380 Sitzschalen samt kompletter Unterkonstruktion aus Stahl auf den Tisch zu legen. Was der SV Donaustauf jetzt für die Recycling-Tribüne hinblätterte, soll ein Geheimnis bleiben. Denn wieder einmal ist die Anschaffung einem Sponsor zu verdanken, der nicht genannt werden will. Zumindest verrät Fußball-Abteilungsleiter Lothar Rengsberger dessen Namen nicht.

Rengsberger räumt ein, die Tribünen-Aktion etwas blauäugig angegangen zu sein. „Wir haben alle Fehler gemacht. Vor allem hätten wir unser Vorhaben enger mit der Gemeinde abstimmen müssen“, sagt er. Dabei hatten die SVD-Fußballer schon Grünes Licht für ihren Plan bekommen, die Tribüne an der Ostseite des Spielfelds aufzubauen. 44 Meter breit und fünf Meter tief soll sie werden, die 380 Sitzschalen sollen gestaffelt in zehn Reihen montiert werden. Der Gemeinderat hatte keine Einwände – vorausgesetzt, das alles ordnungsgemäß beantragt wird. Das vorläufige Plazet vom 5. November galt allerdings nur für den Standort an der Ostseite des Sportplatzes.

„Wir haben alle Fehler gemacht. Vor allem hätten wir unser Vorhaben enger mit der Gemeinde abstimmen müssen.“SVD-Fußballabteilungsleiter Lothar Rengsberger

Den befanden die SVD-Verantwortlichen letztlich aber für untauglich. „Da hätten wir aus Platzgründen auf ein Drittel der Tribüne verzichten müssen“, so der Abteilungsleiter der Fußballer. Wie bei einem Spiel gab es einen spontanen Seitenwechsel: Man entschied sich für die Westseite. Dort standen allerdings drei Bäume im Weg, und vor einigen Tagen schickten sich Helfer des Vereins an, sie zu fällen.

Kaum war die Motorsäge angeworfen, stoppte Bürgermeister Klaus Sommer die Aktion. Bauhof-Mitarbeiter hätten ihn darauf aufmerksam gemacht, berichtete Sommer unlängst in einer Gemeinderatssitzung. Bei einem Ortstermin habe er die Baumfällaktion sofort unterbunden. Damit war auch die Darstellung von Gemeinderat Bernd Kellermann entkräftet, der moniert hatte, am Westrand des Fußballplatzes seien gesunde Bäume gefällt worden.

Die Gemeinde einschließlich des Bürgermeisters waren offenbar nicht oder zumindest nicht ausreichend über die Pläne des Sportvereins informiert worden. Laut Sommer habe der Verein lediglich per E-Mail mitgeteilt, dass die Tribüne nunmehr an der Westseite des Platzes aufgebaut werden soll. Mittlerweile seien die SVD-Verantwortlichen zu einer Aussprache geladen worden, sagte Sommer in der Sitzung. Der SVD werde nun, wie bereits zuvor gefordert, einen Bauantrag stellen.

„Bäume stehen nicht unter Schutz“

Dass die drei Ahornbäume noch stehen, dokumentierte die stellvertretende Bürgermeisterin Brigitte West mit einem Foto, das sie unserer Zeitung schickte. Sie spricht von einer Reihe von „Missverständnissen“. Dabei erlaube das Sondernutzungsrecht für die Sportanlage durchaus, dass auf dem Gelände Bäume gefällt werden. Allerdings müsse der Sportverein auch das beantragen und nachweisen, dass sie weichen müssen. Die Bäume hätten keinen besonderen Schutzstatus, zumal es in Donaustauf keine Baumschutzverordnung gebe. Sie habe, so West, mit den Verantwortlichen allerdings auch schon über das Thema Ersatzpflanzung gesprochen.

„Wir stellen jetzt ganz offiziell einen Bauantrag“, gibt sich Fußballchef Rengsberger etwas kleinlaut. Es sei sein Fehler gewesen, die Gemeinde nicht über die geplante Rodung der Bäume informiert zu haben. Zudem habe der SVD nicht bedacht, dass die vorläufige Genehmigung für den Tribünenbau nicht für den neuen Standort an der Westseite gegolten habe.

In der laufenden Spielzeit, die der SVD als Meister der Bezirksliga Oberpfalz Süd beenden will, werde es wohl nichts mehr mit dem Tribünenbau. Aber wenn Startrainer Klaus Augenthaler im Sommer seine Mission beginnt, „wird sie hoffentlich stehen“.