Idee hilft Geflüchteten
Ukrainische Kinder, Schüler und Studenten mit Computerspenden von Regensburg aus am Ball

09.01.2023 | Stand 15.09.2023, 2:10 Uhr
Martina Groh-Schad
Der dreijährige Dima aus Charkiv ist online mit seiner Kindergarten-Gruppe in der Ukraine verbunden. Mit Hilfe seiner Mutter Ludmila bastelt er mit seiner Gruppe und unterhält sich mit Freunden. −Foto: Fotos: Groh-Schad

Der dreijährige Dima aus Charkiv genießt es, mit seinen Freunden zu sprechen. Per Computer ist es möglich, dass Dima von Regensburg aus am Alltag seines Kindergartens in der Ukraine teilnimmt. Sie basteln Kastanienmännchen und machen Übungen für die Vorschule.

„Die ersten Wochen hier in Regensburg waren für ihn sehr schwer“, sagt seine Mutter Ludmila. Inzwischen besucht Dima zwar einen hiesigen Kindergarten, aber die Sprache bereitet ihm Probleme. „Ihm fehlte es, sich in seiner Muttersprache zu unterhalten.“ Seit er mit dem Laptop Kontakt zu seinen Freunden halten kann, geht es dem Dreijährigen besser. „Er genießt es, bekannte Gesichter zu sehen.“

Möglich machte das der Verein Computerspende, der der Familie einen gebrauchten Laptop überlassen konnte. „Die Nachfrage nach Laptops und Zubehör reißt bei uns nicht ab“, sagt Johannes Hundshammer, Gründer und Vorstand des Vereins. Es sind oft Senioren und arbeitslose Menschen, die die Unterstützung des Vereins benötigen. Im Jahr 2021 waren es viele Schüler, die dringend Geräte benötigten, um am pandemiebedingten Homeschooling teilzunehmen. In diesem Jahr sind es verstärkt Flüchtlinge aus der Ukraine, die sich auf der Suche nach Computern an den Verein wenden. Ein Computer und das Smartphone sind für sie oft die einzigen Mittel, um mit ihrer Familie und Freunden Kontakt zu halten. „Wir hoffen, dass jetzt nach Weihnachten viele Menschen bereit sind, sich von ihren Geräten zu trennen“, sagt Hundshammer. „Wir können damit anderen helfen.“

Morgens Schule, nachmittags Unterricht auf Ukrainisch am Computer

Wie zum Beispiel dem neunjährigen Damyr aus Cherson, der vor einigen Monaten mit seiner Mutter nach Deutschland geflüchtet ist. Er besucht in Regensburg die vierte Klasse einer Grundschule. Am Nachmittag versucht er mit seinen Klassenkameraden in der Ukraine Schritt zu halten und lernt online am Rechner, den er von der Computerspende erhalten hat. Seine Lehrerin stellt Aufzeichnungen des Unterrichts und Aufgaben ins Netz. „Ich bearbeite das, nachdem ich meine Aufgaben für die Schule hier gemacht habe“, erklärt Damyr.

Wenn in Deutschland Ferien sind und in der Ukraine nicht, dann kann er online sogar am Unterricht teilnehmen. „Das ist sehr schön für mich“, sagt Damyr. „So bin ich dabei.“ Seine Aufgaben schickt er online an seine Lehrerin in Cherson. Sie korrigiert es und Damyr bleibt damit Teil ihrer Klasse, auch wenn er weit entfernt in Deutschland lernt. Mit dem Vater, der in Kiew bleiben musste, hält Damyr ebenfalls online Kontakt.

Geigenunterricht aus Charkiv

Die 18-jährige Nastia aus Charkiv kam im Frühjahr allein nach Regensburg. Am wichtigsten war für sie bei der Flucht, dass sie ihre Geige mitnehmen konnte. „Ich spiele seit 14 Jahren“, sagt sie. In der Ukraine besucht sie die Musikfachschule und ist hier schon im achten Semester. „Ich will das unbedingt abschließen“, betont sie und spielt daher vor ihrem Computer. Vieles nimmt sie per Video auf und überträgt es in ein virtuelles Klassenzimmer. „Ich nehme so auch am Unterricht teil.“ In Regensburg ist sie aktuell Gaststudentin an der Musikhochschule. „Ich brauche meinen Abschluss in der Ukraine, um mich hier regulär einzuschreiben.“

Der 18-jährige Batyr aus Cherson besuchte in der Ukraine die Marineakademie. „Ich wollte Kapitän werden“, sagt er. Der Krieg hat seine Pläne durchkreuzt. Zunächst fiel der Unterricht aus, dann zog die Akademie nach Odessa um und nun gibt es Online-Unterricht. Batyr ist im 7. Semester. „Ich hoffe, ich kann die Akademie im Sommer abschließen“, erklärte er. Dann hätte er einen Abschluss, vergleichbar mit einem Fachabitur. In der Ukraine wollte er danach die Hochschule besuchen. Ob er in Deutschland Kapitän werden kann? Er zweifelt und sucht nach neuen Wegen. Aktuell lernt er Deutsch. An eine Rückkehr in die Heimat glaubt er nicht. „Unser Haus wurde zerstört“, sagt er. „Die Familie lebt verstreut in der Ukraine, in Polen und in Deutschland.“ Für Johannes Hundshammer von der Computerspende zeigen diese Fälle, wie wichtig die Arbeit der Ehrenamtlichen des Vereins ist. „Wir können hier viel bewirken“, sagt er.