Regensburg
Was tun, wenn die Beziehung kriselt?

Eine Krise sei nicht das Ende, sagen die Paartherapeuten Ulrike und Erich Koller. Kommunikation ist eine große Stütze.

14.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:56 Uhr
Die Hemmschwelle sich zu trennen, ist gesunken, sagen die Regensburger Paartherapeuten Ulrike und Erich Koller. −Foto: Julian Stratenschulte/picture alliance / dpa

Verliebtsein gehört zu den schönsten Gefühlen der Welt – doch zwangsläufig kehrt in Beziehungen der Alltag ein. Wie geht man damit um? Und wie können es Partner schaffen, gemeinsam Täler zu durchschreiten? Die Paartherapeuten Ulrike und Erich Koller geben Antworten.

Warum kommt es zu Trennungen? Was ist der häufigste Trennungsgrund?

Nach der Verliebtheit, wo sich jeder gerne von seiner besten Seite zeigt, kehrt der Alltag ein. Dabei geht es anfangs oft um banale Sachen wie Ordnung und Sauberkeit. In dieser Phase muss sich erweisen, ob nun das realistische Bild vom Anderen den eigenen Ansprüchen genügt. Dies wäre schon ein wichtiger Zeitpunkt, um sich von außen Hilfe zu holen, denn die Hemmschwellen einer Trennung sind heutzutage wesentlich niedriger. Oft scheitern Beziehungen nicht, weil sie besonders unglücklich sind, sondern weil die Partner glauben, glücklicher sein zu können, mit einer Sehnsucht nach dem vermeintlich ungelebten Leben. Der häufigste Trennungsgrund ist eindeutig eine Affäre. Sie ist ein handfestes Argument zur Beendigung einer schon brüchigen Beziehung. Meist ist der Partner lange aus der Beziehung ausgestiegen. Viele Beziehungen scheitern daran, andere werden durch einen Seitensprung gerettet. Eine Affäre zu überstehen ist die höchste Leistung in einer Partnerschaft.

Was kann man tun, wenn man merkt, dass es in einer Beziehung „kriselt“?

Das wichtigste vorweg: Eine Beziehungskrise ist nicht das Ende. Um einander zu verstehen, ist Kommunikation eine große Stütze. Gesprächsregeln festlegen. Der eine spricht, der andere hört zu, ohne zu kommentieren und umgekehrt. Dabei erfährt man mehr von seinem Partner, als man denkt. Ein Beziehungstagebuch, in dem Krisensymptome festgehalten werden, ist hilfreich und eine erste Information für Beziehungsratgeber. Auch eine Trennung auf Zeit kann sich als Chance erweisen. Wenn sich die Fronten verhärtet haben, ist eine Auszeit oft damit verbunden, wieder Bewegung in die Beziehung zu bringen.

Wie merkt man, dass man in einer „toxischen Beziehung“ ist?

Das erkennt man an den sogenannten „apokalyptischen Reitern“: Kritik mit Schuldzuweisung, bezogen auf den Charakter des Partners, Verachtung durch Sarkasmus, Zynismus, Respektlosigkeit, Rechtfertigung des Anderen auf die Kritik, Mauern, das heißt Zurückziehen räumlich und innerlich, Schweigen, den anderen ignorieren.

Wie kommt man am besten mit Liebeskummer zurecht?

Es braucht Zuversicht, dass es das Leben wieder gut mit mir meint. Wichtig ist auch, dass man die Gegenbewegung kann. Nachschauen, was habe ich dazu beigetragen, dass die Beziehung nicht funktioniert hat.

Wie kann man Freunde, die unter Liebeskummer leiden, unterstützen?

Indem man sich die Zeit nimmt zuzuhören. Dadurch kommt Bewegung in die oft entstandene „Starre“. Ratschläge zu erteilen halten wir für keine gute Idee. Wichtiger ist es, offene und ehrliche Gespräche zu führen und keinen Schuldzuweisungen zuzustimmen.