Vorwürfe
Chef: Sex war einvernehmlich

Eine Rodingerin soll ihren Ex-Vorgesetzten zu Unrecht der Vergewaltigung bezichtigt haben. Nun sagte der frühere Chef aus.

25.10.2018 | Stand 16.09.2023, 5:57 Uhr
Marion Boeselager

Sagt sie die Wahrheit? Die Angeklagte mit ihrem Anwalt Patrick Schmidt. Foto: Boeselager

Wegen falscher Verdächtigung steht seit Montag eine 47-jährige Büroangestellte aus Roding vor dem Regensburger Amtsgericht. Die Frau soll ihren früheren Chef zu Unrecht der Vergewaltigung bezichtigt und angezeigt haben.Während die 47-Jährige am ersten Prozesstag bei ihren Vorwürfen blieb,trat am Mittwoch ihr angeblicher Peiniger in den Zeugenstand. Er versicherte, es habe niemals sexuelle Übergriffe gegen den Willen der Frau gegeben. Die Affäre sei vielmehr von beiden Seiten ausgegangen und einvernehmlich gewesen. Und: Die Frau habe nicht akzeptiert, dass er mit ihr Schluss machte.

Aussage steht gegen Aussage

Nach Angaben der Angeklagten hatte sie ihr ehemaliger Vorgesetzter zunächst schikaniert und gemobbt. Eines Tages im Jahr 2015 habe sich die Situation aber grundlegend geändert: Er habe ihr erst Herzchen aufs Handy geschickt, ihr dann seine Liebe gestanden und nicht mehr locker gelassen. Schließlich sei es zu sexuellen Übergriffen, Küssen gegen ihren Willen und Fummeleien über und unter dem Slip gekommen. Allerdings deuteten einige Textnachrichten der Frau an ihren damaligen Chef wie „Ich muss ständig an Dich denken!“, die die Richterin verlas, doch auf zärtlichere Gefühle der angeblich Bedrängten hin.

„Ihre Frau geht fremd. Ich habe sie beim Küssen beobachtet.“Das schrieb der Chef dem Ehemann der 47-Jährigen

Der frühere Vorgesetzte bestritt sowohl die von der 47-Jährigen behaupteten Schikanen als auch die sexuelle Nötigung. In der Teeküche des Unternehmens, berichtete der Zeuge, sei es zu einem ersten Kuss zwischen ihnen gekommen. Danach hätten sie sich zwei bis drei Mal pro Woche zu Treffen in der kleinen Küche verabredet, wo es zu weiteren - einvernehmlichen - Küssen gekommen sei. Sie seien in ständigem WhatsApp-Kontakt gewesen. Als er aus dem Urlaub zurückkam, sei ihm die Angeklagte um den Hals gefallen, habe ihn geküsst und gesagt: „Ich habe Dich vermisst.“ Danach seien die Zärtlichkeiten und gegenseitigen Berührungen intensiver geworden. Auf seine Frage danach, ob sie es bereue, habe die Frau geantwortet: „Im Gegenteil!“

Auch außerhalb der Firma, im Auto und sogar in der Wohnung der Angeklagten sei es zu weiteren Treffen und Schmusereien gekommen. Einmal habe ihn die 47-Jährige bei sich nur mit einem Morgenmantel bekleidet empfangen. Doch da seine Frau schließlich misstrauisch wurde, fuhr der verheiratete Mann fort, habe er Schluss mit der Angeklagten gemacht.

Ehemann anonym informiert

Dies soll die 47-Jährige aber nicht akzeptiert haben: Sie habe ihn seitdem noch intensiver mit Textnachrichten geradezu bombardiert - zum Argwohn seiner Frau. Auch die Kollegen hätten begonnen zu reden. Um dem ein Ende zu bereiten, habe er schließlich dem Ehemann seiner Flamme anonym einen Brief geschrieben. Der Inhalt: „Ihre Frau geht fremd. Ich habe sie beim Küssen beobachtet.“

Die Affäre kam dann doch noch ans Tageslicht, als die Angeklagte bei der Kripo Regensburg Anzeige gegen ihn erstattete. Das hatte für den Mann katastrophale Folgen: Seine Ehe bekam einen tiefen Riss. Die Frau leidet seitdem an Schlafstörungen und muss Medikamente einnehmen. Auch er sei gesundheitlich angeschlagen. Ihm wurde der Job gekündigt. An seinem neuen Arbeitsplatz verdiene er 500 Euro weniger. Außerdem sei er durch die Anzeige zum Stadtgespräch geworden. Da half es auch nichts mehr, dass das Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen Vergewaltigung „wegen erwiesener Unschuld“ eingestellt wurde. Der Prozess ist auf sechs Verhandlungstage angesetzt.

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