Bürgerfest
Die Altstadt ist ein einziges Restaurant

Gute Musik und feines Essen in allen Gassen: Lauschen und schlemmen, so lautet die Devise am Regensburger Bürgerfest.

29.06.2019 | Stand 16.09.2023, 5:43 Uhr
Heinz Klein

Feines aus Afrika: Bei Mama Leah serviert schon Tochter Ama die afrikanischen Spezialitäten. Foto: altrofoto.de

Musik und Hamham. So könnte man das Regensburger Bürgerfest auf eine Kurzformel bringen. Die Altstadt hatte sich in ein einziges gigantisches Restaurant verwandelt – mit einem unüberschaubaren Angebot aus den Garküchen aller Kontinente. So war neben den Beinen der Bauch das strapazierteste Körperteil am Bürgerfest.

Angesichts der Hitze wurde er gerne nur spärlich verhüllt präsentiert – in zierlicher Form leichthin mitgetragen oder in stattlicher Ausdehnung bedeutungsvoll vor sich hergeschoben. Abgenommen hat an diesem Bürgerfest-Wochenende jedenfalls niemand – außer einem: dem Geldbeutel.

Welche Schlemmerei sollte man sich nun gönnen? Fischpflanzerl oder Steaksemmel, Lángos oder Donut, Tornado-Kartoffeln oder Baklava, Crêpes oder Bioburger, Feuerspieße oder Fladenbrote, Burritos oder Leberkässemmeln, Bratwürstl, Quesadillas, Pho Pia Pak, Flammkuchen, Glasnudeln, Wallerfilet, Feuerlachs, Falafel, Chicken Wings, Calamari, Apfelkiachl, real American Barbecue, Saté-Spieße mit Erdnusssauce, Pizzen aller Art oder doch den allgegenwärtigen Döner? Da konnte man nur sagen: An die Arbeit und wohl bekomm’s.

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Forelle tritt gegen Calamari an

Man konnte immer der Nase nachgehen und machte schon allein mit den vorbeiziehenden Essensdüften unsere 20 bis 30 Millionen Riechzellen im Näschen glücklich. Wären wir ein Aal, wäre es noch schöner gewesen, denn der hat eine Milliarde Riechzellen. Aal gab’s aber nicht in der Steckerlfischzentrale am Fuße des Eisernen Steges.

So schön war es am Samstag auf dem Bürgerfest:

Steckerlfisch gab’s auch drüben in Stadtamhof, wo sich die Fischerei Hofmeister in direktem Konkurrenzkampf mit einem griechischen Stand vis a vis gegenüberstanden: Forelle gegen Calamari sozusagen. Ein paar Schritte weiter brutzelte das Mutz-Fleisch zwei Stunden an offenem Feuer: Schweinernes vom Nacken mit sieben Kräutern in eine Semmel geklemmt – wirklich eine Offenbarung.

Apropos Fleisch: Man merkt gar nicht, wenn man keines isst. Den Veggie-Stand als Bekennerzentrale mit den Fleischimitatbratwürsten aus Soja braucht es nicht mehr. Veggie ist inzwischen an fast allen Ständen mit im Angebot – und es schmeckt. Zum Beispiel am Grieser Spitz, dem coolsten Eck des Bürgerfests, wo der Münchner Kenzeddine Mohammed mit seinem Marrakesch Food die Besucher mit gegrilltem arabischem Fladenbrot mit Spinat, Käse und Rucola sättigte.

Gleich daneben hielt Andrea Knuth mit schwäbischen Kässpätzle mit Emmentaler und Bergkäs die Stellung. Sie hatte sich noch dazu etwas echt Scharfes ausgedacht und ihre Spätzle als Variante mit Chili geschärft. Die selbst gemachten Röstzwiebel bekamen aber nur die traditionell schwäbischen Kässpätzle obendrauf.

Alles fein: Slow oder to go

Ungarische Lángos waren wohl der Renner im Streetfood-Angebot. Das Schild „Lángos anno 1412“ tauchte gleich an mehreren Ständen auf. Der Teig aus Kartoffelmehl und Hefe dürfte aber jüngeren Datums gewesen sein. In den Varianten süß, vegan, vegetarisch oder mit Schinken fanden sich überall recht glückliche Esser.

Die kulinarischen Genüsse auf dem Bürgerfest:

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Neben Fast Food aller Arten, stehend oder to go verzehrt, fand sich in der Thundorfer Straße natürlich wieder die lange festliche Tafel der Slow food-Bewegung. Die Langsam-Esser dinierten am Sonntag von 19 bis 21.30 Uhr in vier Gängen und aßen alles vom Bio-Schwein – versprochenermaßen vom Schnuffel bis zum Schwanz – für 44 Euro mit Tischwasser und einem Glas Wein.

In einer ganz anderen Welt, nämlich beim Strohhalm, gab’s auch ein Schweinernes, aber nicht so slow und nur eingängig mit Kartoffelsalat für bescheidene acht Euro mit einem sicherlich ganz anderen Anspruch. Es soll übrigens saugut geschmeckt haben.

Fürs gleiche Geld konnte man auch am Weißgerbergraben glücklich werden. Der Verein „Ausbildung statt Abschiebung“ hatte hier seinen Stand aufgeschlagen. Am Sonntag füllten Äthiopier die Teller mit herrlichem afrikanischen Allerlei: mit Linsen und Mais, Rotkraut und Reis, goldgelben Kartoffeln und fein gehacktem Grünkohl, Hähnchenfleisch in einer herrlichen brauen Soße mit ganzen Eiern und einer Art Chili con Carne. Und gleich daneben röstete Zeynba aus dem Mutterland des Kaffees mit ihrem Töchterchen Sifan in einer Pfanne geduldig Kaffeebohnen, bis sie zu duften begannen.

Dann gemahlen und mit heißem Wasser aufgegossen gab das den feinsten Kaffee – auch sehr slow. Man musste schon ein Viertelstündchen Zeit haben, ehe man im siebenten Kaffeehimmel schwelgen durfte.

Ach ja, noch was Süßes! Am Papaya-Stand lockten kandierte Früchte aller Art. Wenn danach nur nicht immer die Finger so pappen würden.

Gleich hinterm Papaya-Stand auf Höhe der Dompfarrei trafen wir auf il papa, den Papst aus Pappe, der freundlich zu einem Selfie einlud. Ich griff zur Kamera. „Du pappst“, warnte meine Begleiterin. Doch ich stellte sofort klar: Ich Journalist, Franziskus Papst.

Unseren Liveticker vom Regensburger Bürgerfest 2019 finden Sie hier zum Nachlesen:

Alle Informationen zum Regensburger Bürgerfest 2019:

  • Dutzende Bands traten auf dem Regensburger Bürgerfest auf.