Eröffnung
Die Geschichte der Schachteln im Blick

Das Oberpfälzer Volkskundemuseum lädt zur ersten Sonderausstellung nach der Corona-Pause ein. Das Thema ist hochaktuell.

12.04.2022 | Stand 15.09.2023, 6:02 Uhr
Norbert Wanner
Die Sonderschau „Von wegen alte Schachtel“ eröffneten (v. l.) Ingrid Nörl (Vorsitzende Museumsverein), Christina Scharinger (Museumsleiterin) und Evi Dams (Sammlerin) sowie 3. Bürgermeister Sebastian Bösl. −Foto: Norbert Wanner

Künftige Kreuzworträtselfrage: Merkmal der Corona-Pandemie (vier Buchstaben): Maske! Doch gibt es vielleicht ein zweites Merkmal? Ja! Dieses Merkmal versteckt sich beispielsweise in einer Überschrift des „Manager Magazins“: „Onlinehandel legt kräftig zu“. Das Merkmal der Pandemie, das zweifellos nachhaltige Auswirkung auf die Gesellschaft zeigt, ist die Schachtel. Ohne diesen unscheinbaren Gegenstand wäre der Boom des Onlinehandels nicht möglich. Die Schachtel kann man formulieren, ist der Container des kleinen Mannes.

Museumsbesuch:Angebot:Modernste Technik:
Geöffnet ist das Oberpfälzer Volkskundemuseum Mittwoch bis Freitag sowie Sonntag, jeweils von 14 Uhr bis 17 Uhr. Feiertage können abweichen. Der Eintritt: Erwachsene ein Euro, Kinder ab sechs Jahren 50 Cent. Die aktuelle Sonderausstellung „Von wegen alte Schachtel“ läuft bis zum 15. August.Neben der Sonderschau umfasst das Museum 36 Abteilungen. Darin gewinnen die Besucher detaillierte Einsicht in die Volkskultur und Lebensweise der oberpfälzischen Bevölkerung vom 18. bis ins 20. Jahrhundert.Seit Februar 2017 präsentiert sich das Museum im Erdgeschoss in insgesamt sieben Räumen runderneuert und multimedial.

Noch einen zweiten Aspekt hat die Sonderschau. Am Freitagabend konnte mit der Vernissage im Sonderausstellungsraum des OVK quasi die Wiedereröffnung nach der erzwungenen Pause gefeiert werden. Lange musste die im Februar vergangenen Jahres neu gekommene Museumsleitern Christina Scharinger warten. Am Ende durfte sie sich über eine gelungene Premierenausstellung freuen, mit entspannten Gästen samt musikalischer Umrahmung durch Anna Deml.

Das Museum lebt wieder

Entsprechend formulierte 3. Bürgermeister Sebastian Bösl in seiner Begrüßung der Gäste mit Blick auf die erste große öffentliche Veranstaltung nach der Coronaauszeit, es gebe „Grund zur Freude“. Augenzwinkernd verglich er die „alten Schachteln“ mit der derzeit in Berlin laufenden Gauguin-Ausstellung, die er vor kurzem besucht hatte. Eine solche Ausstellung könne jeder machen, Texte und Beschreibungen seien reichlich vorhanden. „Alte Schachteln aber sind deutschlandweit eine Besonderheit.“

Einen ersten tieferen Blick ins Sujet tat Ingrid Nörl, Vizevorsitzende des Museumsfördervereins, die ein wenig von persönlichen Erfahrungen mit Schachteln berichtete. Große Rama-Schachteln, in denen ihre Mutter über viele Jahre lang Babywäsche aufbewahrte, beispielsweise. Sie nutzte die Gelegenheit auch, der neuen Museumsleiterin die Unterstützung des Fördervereins zu versprechen, „wo immer es uns möglich ist“. Ihr Dank ging an die „Schachtelbesitzer“ Evi Dams und Gerhard Pretzl, deren Sammlungen die Ausstellung erst möglich machten.

Blick in die Ausstellung

Besagte Evi Dams, ehemalige Vorsitzende des Fördervereins, und Scharinger machten sich zum Abschluss des offiziellen Teils im Zwiegespräch auf, weitere Blicke auf die Ausstellung zu werfen. Dabei stellten sie fest, dass es „Verpackungen schon immer gab“. Eierschalen, Nussschalen, Baumrinde… diese Verpackungen habe sich der Mensch aus der Natur abgeschaut und weiterentwickelt. Je moderner die Welt wurde, desto größer die Vielfalt an Formen und Materialien. Wie wichtig dabei die Pappschachtel ist, zeigt, dass rund 50 Prozent der Papierproduktion in Verpackungsmaterialien fließt. Welche unglaubliche Vielfalt dabei entstanden ist und wie untrennbar Schachteln zu modernen Leben gehören, all das zeigt diese sehenswerte Ausstellung.