Wallfahrt auf dem Rad
Radpilger aus Maxhütte-Haidhof fuhren mit dem Drahtesel nach Altötting

29.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:31 Uhr
Norbert Wanner
Die Rappenbügler Radpilger brechen bei jedem Wetter zur Gnadenkapelle auf. −Foto: Andreas Popp

Altötting gehört zu den bekanntesten Pilgerorten Deutschlands. Eine Million Menschen sollen es sein, die pro Jahr zur Gnadenkapelle pilgern. Diese Tradition gibt es seit Jahrhunderten. Auf eine besondere Art ist auch eine Gruppe aus Rappenbügl ein Teil dieser Tradition. Deren Anfänge liegen im Jahr 1999 und sind mit Heribert Popp verbunden.

Der war in den Jahren vorher zehnmal zu Fuß nach Altötting gegangen, zusammen mit den Schwandorfer Fußpilgern. Grund war, wie er sagt: „Ich war und bin ein gläubiger Christ, allerdings fehlt im täglichen Leben das emotionale Erlebnis des Christseins. Das stellt sich für mich ein, wenn ich mich körperlich besonders anstrenge.“

Sportlicher Pfarrer Nikolaus Grüner fuhr gerne Rad

Wie die Zufälle so spielen, gab es 1999 mit Pfarrer Nikolaus Grüner in der Pfarrei St. Josef einen erstens sportlichen Pfarrer, der zweitens gerne mit dem Rad fuhr. Außerdem hatte sich in Altenschwand eine Pilgergruppe gebildet, die statt zu Fuß mit dem Rad die Strecke nach Altötting bewältigte. Nicht nur Popp reizte dieser Ansatz. Schnell fanden sich Miststreiter, ob aus spirituellen oder aus sportlichem Ansatz und Popp nahm die Dinge in die Hand. Eine Route wurde festgelegt, Kirchen für die Andachten gesucht und diese vorbereitet, die Übernachtungen geplant sowie ein Radanhänger für den Rücktransport organisiert.

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Im April vor 23 Jahren war es so weit: 16 Radler und Radlerinnen machten sich auf den Weg. 160 Kilometer waren in eineinhalb Tagen zu bewältigen und bei gutem Wetter lief alles glatt. „Damals natürlich ohne Elektrohilfe“, wie Popp sich erinnert. Fast alle, die beim Auftakt dabei waren, signalisierten, das wiederholen zu wollen. So kommen manche auf rund 20 Fahrten gen Altötting.

Das Wetter spielte nicht immer mit

Bis zu 40 Teilnehmer hatte die Gruppe schon, mit einem großen Anteil von Jugendlichen. Natürlich habe dabei auch immer das Wetter eine Rolle gespielt. Im Dauerregen des Jahres 2013 war es gerade ein Dutzend, die mit ihren Rädern unterwegs waren.

Popp, der akribische Statistik führt, kommt so auf insgesamt 707 Pilgerinnen und Pilger und multipliziert man die Jahre mit den 161 Kilometern gen Gnadenkapelle, sind das 113827 Kilometer – das ist fast dreimal um die Erde herum. Wenn das Gerüst für die Fahrt nach Altötting auch immer gleichblieb, eines hat sich im Lauf der Jahre geändert: „Der Anteil der E-Bikes betrug diesmal 59 Prozent.“ Auch Popp selbst ist seit einem Jahr „mit Freude“ mit Motorunterstützung unterwegs. „Es sind 1200 Höhenmeter bis wir ankommen.“

Radpilger sind insgesamt 20000 Kilometer gefahren

Der Pilgerleiter kann aber auch noch eine andere Rechnung aufmachen: „Mit dieser Tour haben die Rappenbügler Radpilger rund 20 000 Kilometer insgesamt zurückgelegt.“ Diese Rechnung ergibt sich, weil ab 2005 nicht nur Altötting im Programm war. Ein Geschenk zum 50. Geburtstag an ihn, vom damaligen Pfarrer von Rappenbügl, Kazimierz Pajor, mit dem Titel „Der Jakobsweg“, führte zur Idee, auch das mal mit dem Rad zu versuchen.

Gesagt geplant, in fünf jährlichen Etappen wurden die 2850 Kilometer in Angriff genommen. So kam ein Ziel zum nächsten zum Beispiel Jerusalem oder Rom. Addiert man all die Strecken, kommen die 20 000 Kilometer zusammen – und weitere werden ganz sicher folgen.