Zwickl in Schwandorf
Tausendundeine Nacht neu erzählt

Narges Kalhor erhält den Bayerischen Dokumentarfilmpreis Zett. Ihr Werk ist ein Heimatfilm der anderen Art.

02.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:40 Uhr
Dietmar Zwick
Anne Schleicher (Festivalleiterin), Sam Wagner (Jury), Narges Kalhor (Gewinnerin), Julia Swoboda (Kamerafrau), Wiltrud Baier & Sigrun Köhler (Jury/Laudatoren) und Sophia Hutzler (Zwickl) (v. l.) −Foto: Dietmar Zwick

Die Zwickl Dokumentarfilmtage, die am 1. Oktober in der Schwandorfer Spitalkirche eröffnet wurden, führten heuer als Roadshow über Schönsee, Bad Kötzting, Nittenau, Regensburg und Amberg schließlich nach Schwandorf zurück. Dort machte sie vom 27. Oktober bis 1. November mit rund 20 Filmen im Metropol-Kino Station. Am Sonntagabend fand nun zum zweiten Mal die Verleihung des Bayerischen Dokumentarfilmpreises Zett statt. Gekommen waren zu Feier auch die Ehrenbürger Schwandorfs, Franz Sichler und Alt-OB Helmut Hey, sowie die stellvertretende Landrätin Birgit Höcherl. Höcherl, die die Dokumentarfilme begleitete, sprach ihren großen Dank an die Verantwortlichen aus, denn es sei eine große Aufgabe, dieses Event zu bewältigen.

Preisgeld in Höhe von 1000 Euro

Filmemacher könnten jährlich aktuelle Produktionen zum Zwickl einreichen.Berechtigt seien Filme, die überwiegend in Bayern gedreht wurden oder sich mit einem Thema befassen, welches in Bayern verortet sei, so Anne Schleicher. In einer Art Forschungsprojekt können sie der Frage nachgehen: Was ist Bayern oder wie wird Bayern gesehen? Und dies erfolge im künstlerisch-dokumentarischen Kontext. Der Preis ist mit 1000 Euro dotiert, dazu werde der Preisträger für das Magazin für Musik und Heimat interviewt. Der diesjährige, in echter handwerklicher Arbeit hergestellte Pokal kam von Fronberg Guss, gab Schleicher bekannt.

Um den Preis gewinnen zu können, hatten die Filmemacher bis November 2020 die Möglichkeit, ihre Filme beim Zwickl einzureichen, informierte Sophia Hutzler. Die Fachjury, bestehend aus Ingo Fliess, Wiltrud Baier & Sigrun Köhler, Zoe Schmederer und Sam Wagner, wählte im Dezember in einem Online-Meeting die fünf besten Filme aus. Aus diesen wurde der Gewinnerfilm gekürt. Die Durchsicht der Filme habe ihnen den Lockdown versüßt. Es sei eine schöne Möglichkeit gewesen, sich die Zeit zu vertreiben, bekannte Sam Wagner.

Jury war sich schnell einig

„Ein Heimatfilm der anderen Art – voller Humor, einem Feuerwerk an Ideen und einer Vielfalt an überraschenden visuellen Ebenen“ – so wurde der Gewinnerfilm gelobt. Die Filmemacherin erzähle das Märchen von tausendundeiner Nacht neu. Dabei begrabe sie alle herkömmlichen Vorstellungen von Dokumentarfilmen. Die Jury war sich einig: Der Bayerische Dokumentarfilmpreis „Zett“ geht an „In the Name of Scheherazade oder: Der erste Biergarten in Teheran“ von Narges Kalhor, so die Laudatoren Wiltrud Baier & Sigrun Köhler aus Baden-Württemberg.

„Es ist großartig und ich bin echt froh“, waren die ersten Worte der Gewinnerin. Es sei der Abschlussfilm ihres Studiums und dem der Kamerafrau Julia Swoboda. Dieser Preis motiviere sie wahnsinnig, freute sich die Preisträgerin. Im Anschluss lief der ausgezeichnete Film über die Leinwand des wiederbelebten Metropol-Kinos. Der Film nahm die Zuschauer mit in ein Geflecht von Geschichten. So befürchtet ein schwuler syrischer Teenager, dass sein Visum verweigert werden könnte und er zurück nach Hause müsse. Ein iranisches Mädchen hingegen träumt von einem Biergarten im Herzen von Teheran. Eine andere kämpft um ein Filmprojekt und ihren Lehrer, der nutzlose Ratschläge gibt. (szd)