Betrugsmasche
84.000 Euro gefordert: Nittenauer Taxifahrer rettet Seniorin (82) vor Betrügern

15.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:41 Uhr
Ein Lob für vorbildliches Verhalten: Christian Allgeier (l.), Chef der Polizeistation in Nittenau, überbrachte Günther Zeitler (r.) eine Dankesbotschaft von Polizeivizepräsident Thomas Schöniger aus Regensburg. −Foto: Cornelia Lorenz

Großes Lob vom Polizeivizepräsidenten für Günther Zeitler aus Nittenau: Der Taxifahrer hat eine 82-jährige Frau vor großem finanziellen Schaden bewahrt – er schützte sie vor dem Zusammentreffen mit skrupellosen Trickbetrügern.



Den 10. Januar wird Zeitler so schnell nicht vergessen. Der 66-jährige ehemalige Sparkassenangestellte ist beim Taxiunternehmen Schmidbauer in Nittenau als Fahrer tätig – und bekam den Auftrag, eine Kundin zuhause für eine Fahrt innerhalb des Stadtgebiets Nittenau abzuholen. So weit nichts Ungewöhnliches – doch als die Seniorin bei ihm im Auto saß, fiel ihm schnell auf, dass etwas nicht stimmte. „Die Frau war furchtbar nervös und sagte, dass es ihr sehr pressiert“, erinnert sich Zeitler. Als sie ihm dann auch noch erklärte, sie müsse zuerst zur Bank und dann zum Notar, wurde er stutzig und hakte bei seiner Kundin nach.

Seniorin aus Nittenau hatte Angst um ihre Tochter

Was die Seniorin ihm schließlich berichtete, ließ bei Zeitler alle Alarmglocken schrillen: Sie erklärte ihm, sie habe einen Anruf einer Polizistin aus Regensburg bekommen. Diese habe ihr mitgeteilt, ihre Tochter habe dort mit dem Auto eine Radfahrerin totgefahren. Um ihre Tochter vor einer Verhaftung zu bewahren, müsse die Seniorin beim Notar in Nittenau 84000 Euro an die Polizei übergeben.

Zunächst ging die 82-Jährige auf das Drängen der Anruferin nicht ein – weshalb diese innerhalb einer Stunde noch vier weitere Male bei der Seniorin anrief und sie immer mehr unter Druck setzte. Solche betrügerischen Anrufer seien professionell geschult und wüssten sehr genau, wie man älteren Menschen Angst machen kann, sagtChristian Allgeier, Chef der Polizeistation Nittenau. So sei es auch im Fall der 82-Jährigen gewesen: Die Sorge um ihre Tochter habe sie schließlich dazu gebracht, auf die Forderungen einzugehen: Sie versprach der Anruferin, bei ihrer Bank Geld abzuheben.

Betrüger riefen der Frau in Nittenau ein Taxi

Auf ihren Hinweis, sie sei schlecht zu Fuß und nicht mobil, hatte die falsche Polizistin gleich die passende Antwort parat: Wie Allgeier erklärt, rief sie, ebenfalls mit unterdrückter Nummer, für die 82-Jährige ein Taxi. Für ihren Fahrer war es gar nicht so leicht, ihr diese Geschichte zu entlocken. Kein Wunder: Wie die Seniorin Zeitler schließlich berichtete, habe die Anruferin zu Stillschweigen verpflichtet. Wenn sie etwas weitererzähle, schade sie ihrer Tochter, lautete die Drohung.

Als Zeitler die ganze Geschichte kannte, war ihm klar, dass er eingreifen musste: Er kontaktierte eine Angehörige der 82-Jährigen und brachte sie zu ihr. Die falsche Polizistin ließ derweil immer noch nicht locker: Weil die Seniorin nicht bei der Bank auftauchte, rief die Betrügerin erneut beim Taxiunternehmen in Nittenau an – und ließ Zeitler ausrichten, er möge seine Kundin darum bitten, ihr Handy einzuschalten. „Dass die Betrüger noch einmal angerufen haben, hat mich total geschockt“, sagt Zeitler.

Ein Lob vom Polizeivizepräsidenten aus Regensburg

Seiner Aufmerksamkeit ist es letztendlich zu verdanken, dass die 82-Jährige nicht zur Bank und nicht in persönlichen Kontakt mit den Betrügern kam. Das hat auch die Polizei gewürdigt: Thomas Schöniger, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Oberpfalz, dankte Zeitler schriftlich für sein engagiertes Handeln, das höchsten Respekt verdiene. Mit seiner Umsicht und seiner Besonnenheit habe er eine Straftat verhindert. Für Zeitler selbst war sein Verhalten dagegen ganz normal. „Das war doch selbstverständlich“, sagte er.

Dieser konkrete Vorfall in Nittenau ist ein Beispiel von vielen. Die Kripo Amberg hat die Ermittlungen übernommen. Allgeier betont, solche Betrugsversuche am Telefon mit Drohungen und Einschüchterungsversuchen kämen auch im Raum Nittenau immer wieder vor. Die Anrufer seien professionell geschult und versuchten mit verschiedensten Maschen, Senioren zu betrügen. Dass sich Kriminelle als Amtspersonen wie zum Beispiel Polizisten ausgeben und am Telefon Zahlungen einfordern, sei eine gängige Variante. „Wir als Polizei fordern niemals Geld“, betont er.

Senioren sensibilisieren

Für Angehörige von Senioren hat Allgeier einen wichtigen Ratschlag: Er empfiehlt ihnen dringend, mit älteren Menschen aus ihrem Umfeld über solche Betrugsmaschen zu sprechen, sie zu sensibilisieren und ihnen zu erklären, dass sie sich niemals auf solche Schockanrufe einlassen dürften. „Der beste Weg der Prävention ist immer das Gespräch“, sagt der Polizeichef.