Gratwanderung
Für CSU und Papst

Geglückte Integration? Bora Ataman ist einen Schritt weiter gegangen und hat sich assimiliert.

04.04.2011 | Stand 16.09.2023, 21:08 Uhr
Helmut Wanner

regensburg.Bora Ataman ist der einzige Moslem in Regensburg, der den Zugang zur päpstlichen Familie hat und sucht. Auf seiner Facebook-Seite bezeichnet sich der 36-jährige Türke als bester Freund des Papstbruders und dokumentiert dies auch durch ein Foto. Es zeigt Bora Ataman und Domkapellmeister Georg Ratzinger im Esszimmer unterm Papstbild. Dass ihm Agnes Heindl schon einen Strudel gekocht habe, ist für ihn besonders wichtig. Die Freundschaft zum Papst und die Nähe zur katholischen Kirche eint ihn mit Fürst Albert von Thurn und Taxis. Ataman kennt ihn aus Pindl-Zeiten und hat nicht nur seine Handynummer, sondern auch schon „stundenlang mit ihm telefoniert“.

2007 hat er sich mit der „BAG Vermögensverwaltung Ltd. & Co. KG“ selbstständig gemacht. Er ist in der Firma, die ihm zu 100 Prozent gehört, geschäftsführender Gesellschafter. Ein Jahr später ist er der CSU beigetreten, auch weil es noch jemand geben muss, der die christlichen Werte schützt. Er habe es auch aus Dankbarkeit getan gegenüber dem bayerischen Staat. Mittlerweile ist der „Wertetyp“ im Ortsverband Süd-Ost im Vorstand und stimmberechtigt bei der Kreisdelegiertenversammlung. Der 168 cm große Mann mit der Figur eines Ringers lebt auf erstaunlich großem Fuß (42er Schuhgröße), den er gerne in italienische Designerschuhe mit Stoff-Applikationen kleidet. Er ließ sich neben einer Reihe von Porsches fotografieren. Dabei hat er sehr klein angefangen.

„Meine Eltern waren unter den ersten Siemensarbeitern in Regensburg“, sagt Bora. Um arbeiten zu können, haben sie ihren einzigen Sohn Bora in Pflege gegeben. Bis zu seinem 14. Lebensjahr ist er in einer bayerischen Familie in Neudorf (Pettendorf) aufgewachsen. Er erinnert sich an Sonntage auf dem Land, die er in Trachtenanzügen verbrachte. Seine Eltern Perihan und Enim sah er nur während der sechs Wochen, in denen sie ihn mit nach Kumburgaz, einen Stadtteil von Istanbul direkt am Marmarameer, in Urlaub mitnahmen.

Mit seinen 36 Jahren hat er viele Berufsleben hinter sich gebracht und sich dabei zum absoluten Allrounder entwickelt. Im Hotel am See in Neutraubling hat er Koch gelernt, war danach drei Jahre bei der Regensburger Müllabfuhr, drei Jahre beim Götz-Sicherheitsdienst, zwei Jahre bei BMW und auch bei der Fleischfabrik Glöckl. „Da kommt viel z‘amm“, resümiert er auf Bayerisch. Für seine heutige Selbstständigkeit prägend war jedoch seine letzte Tätigkeit als Organisator bei einer Bauträger-Firma. Zu den Kunden seiner „BAG“ zählt er Claus Kellnberger und Zweirad Stadler. Bora Ataman: „Helmut Stadler ist wie ein Vater für mich.“