Ausschuss
Das Jugendamt wird immer wichtiger

Das Neumarkter Jugendamt gewinnt an Bedeutung. Ein Grund dafür ist die Problematik, die aus der Corona-Pandemie resultiert.

19.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:11 Uhr
Einsam statt gemeinsam: Der soziale Kontakt fehlte beim Home-Schooling einfach. Das ist ein Problem, das in den Zeiten der Pandemie auch in den Familien aufgeschlagen ist. −Foto: Óscar J.Barroso/picture alliance/dpa/Europa Press

Vor kurzem fand die erste öffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses im Saal des Neumarkter Landratsamtes unter Vorsitz von Landrat Willibald Gailler statt. Er verwies auf die wachsende Bedeutung des Jugendamtes, die sich an der Größe des Sachgebiets widerspiegele, wird aus dem Landratsamt berichtet.

Der Jugendhilfeausschuss hat sich nach der letzten Kommunalwahl neu zusammengesetzt. Jugendamtsleiter Andrè Schilay informierte die neugewählten Mitglieder über die Aufgabenbereiche, die Leistungsangebote und die Fallzahlen im Jugendamt. Gerade im Bereich der Sozialpädagogischen Familienhilfe ist ein auffälliger Anstieg zu verzeichnen. So werden derzeit 153 Familien begleitet, davon kamen im Jahr 2021 insgesamt 74 Familien neu dazu. Das ist unter anderem der pandemiebedingten Lage geschuldet. Nachdem die Kinder ihre Zeit vorwiegend zu Hause verbringen, treten Probleme dort nun verstärkt auf.

Jugendsozialarbeit an zehn Schulen im Landkreis Neumarkt

Einigen Eltern sei durch die enge familiäre Situation erst die Schieflage in ihrer Familie bewusstgeworden. Im Bereich der frühen Hilfen ist diese Entwicklung ebenfalls festzustellen. Es zeigt sich, dass die Heimunterbringung stetig gesenkt werden kann. Allerdings geht im Gegenzug die stationäre Unterbringung im Bereich der seelischen Behinderung stetig nach oben. Auch bei den sonstigen Unterstützungsleistungen im Bereich der seelischen Behinderungen, diese reichen von ADHS über Traumatisierungen bis hin zu körperlicher und sexualisierter Gewalt, ist ein Anstieg zu verzeichnen. Der Bereich der Jugendsozialarbeit an Schulen wird stetig aufgebaut, so Kreisjugendpfleger Oliver Schmidt.

In zehn Schulen im Landkreis gibt es bereits Jugendsozialarbeit. Für das Sonderpädagogische Förderzentrum Parsberg liegt ein Antrag zur Bedarfsfeststellung vor, das Sonderpädagogische Förderzentrum Neumarkt sowie die Mittelschulen Parsberg und West Neumarkt beantragen jeweils eine Stellenaufstockung ihrer sozialpädagogischen Fachkräfte. Daraufhin stellten Mitarbeiterinnen der Koordinierenden Kinderschutzstelle – Netzwerk frühe Hilfen – die Kinderschutzkonzeption des Landkreises vor.

Es gehe darum, ein tragfähiges Frühwarnsystem zu schaffen. Kinderschutz darf nicht nur reaktives Agieren sein, sondern muss durch präventive Angebote frühzeitig Überforderung und Vernachlässigung entgegentreten. Gerade durch Vernetzung der Beratungsstellen, Jugendhilfeeinrichtungen und anderer Kooperationspartner kann eine tragfähige Struktur des Kinderschutzes aufgebaut werden. Durch steigende Geburtenzahlen werde dieses Angebot immer wichtiger. Angebote, wie Unterstützung durch Familienhebammen, Familienbegleitung, präventive Gruppenangebote und KoKi-Clearing können Unterstützung bieten.