Porträt
Golf spielt bei Daisy die zweite Geige

Das Tagblatt war beim Neumarkter Christkind zu Besuch. Obwohl noch ein wenig Zeit ist, weihnachtet es bei ihr schon sehr.

21.11.2016 | Stand 16.09.2023, 6:41 Uhr
Das Neumarkter Christkind Daisy Miranda spielt nicht nur selbst Golf, sondern trainiert auch Kinder. Hier beobachtet sie die siebenjährige Emma Hoferer beim Abschlag. −Foto: Neumayer

Nein, zu Deutschland sucht den Superstar (DSDS) oder zum Supertalent möchte sie nicht, sagt Daisy Miranda – obwohl dasNeumarkter Christkindschon seit elf Jahren Geige spielt und ihr Instrument bestens beherrscht. „Grundsätzlich bin ich zwar nicht ganz abgeneigt gegenüber Casting-Shows, aber den Konkurrenzkampf habe ich bei der Geige nicht so gern“, erklärt die 16-Jährige.

Unser Medienhaus ist zu Gast bei Daisys Familie in Lauterhofen. Auch wenn es noch ein wenig hin ist bis Heilig Abend – bei Daisy weihnachtet es schon sehr. Auf der Terrasse steht der beleuchtete Christbaum, den Wohnzimmertisch schmückt ein Adventskranz und die ersten Plätzchen liegen bereit. Alles traditionell deutsch – bis auf den schwarzen Tee, den wir serviert bekommen. „Der ist aus Sri Lanka“, sagt Daisys Mutter, Ingeborg Miranda-Meyer.

Am großen Tag ohne den Papa

Aus dem Inselstaat im Indischen Ozean kommt nicht nur das Heißgetränk, sondern auch Daisys Vater. „Er hat in seiner Heimat Hotelmanagement gelernt“, erzählt Daisy. Doch in Deutschland ist seine Ausbildung nicht anerkannt. Deshalb arbeitet Daisys Vater nun in einer Firma in der Nähe von Altdorf. „Er ist seit über 20 Jahren in Deutschland“, sagt sie. Doch ausgerechnet an Daisys großem Tag – bei der Eröffnung des Neumarkter Weihnachtsmarktes – kann er nicht anwesend sein. „Er ist in Sri Lanka bei unseren Verwandten und kommt erst zwei Tage nach der Eröffnung wieder zurück“, sagt Daisy. „Das ist schade, aber ich verstehe das .“

Im Video zeigt Daisy ihr Golf-Talent und spielt auf der Geige eine bekannte Melodie:

Von Nervosität keine Spur

Dennoch ist Daisy zuversichtlich, dass am Donnerstagabend alles klappt. „Der Prolog sitzt“, sagt sie ganz nüchtern. Vergangene Woche habe sie noch ein zweites Mal mitGesangslehrerin Barbara Mrowetzgeübt. Jetzt studiere sie den Text noch ein paar Mal zu Hause ein, ehe sie an einem der Fenster im Neumarkter Rathaus stehen wird. „Ich bin nicht nervös“, sagt sie. Zum einen hat sieErfahrung als Christkind, zum anderen spielte sie bereits zweimal als kleines Mädchen im Rahmen des Unterhaltungsprogramms des Neumarkter Tagblatts am Weihnachtsmarkt auf der Geige.

Mit fünf Jahren habe sie angefangen, Geige zu spielen. „Es war schon immer klar, dass ich ein Instrument lerne“, sagt Daisy. Ihre Mama habe Klavier und ihre Oma Orgel gelernt. Der Papa habe früher in einem Gospelchor gesungen. „Zuerst habe ich Klavier gespielt, aber das hat mir nicht so gefallen“, erzählt sie. Dann habe sie an einem Tag der offen Tür an der Musikschule sämtliche Instrumente ausprobiert. „Und Geige hat mich einfach fasziniert.“ Denn damit könne man in verschiedene Richtungen gehen – von Kammermusik über Sinfonie-Orchester bis hin zu moderner Musik à la David Garrett. Im Orchester der Camerata des Ostendorfer Gymnasiums (OG) spiele sie lieber klassische Stücke, privat bevorzugt die Zehntklässlerin das ein oder andere Mal modernere Werke. „Aber als Ausgleich höre ich auch mal Rock-Musik.“

Geige soll „nur“ ein Hobby bleiben

Doch Daisy streicht nicht nur über die Saiten, sondern setzt auch ihre Stimme ein. Am OG singt sie seit der fünften Klasse im „Großen Chor“. „Allerdings macht mir Geige mehr Spaß als singen.“ Weil sie es besser kann? „Das ist auch ein Grund“, sagt Daisy und lacht. „Aber hauptsächlich, weil mich die Geige schon so lange begleitet.“ Gedanken, ihr liebstes Hobby zum Beruf zu machen, habe sie aber nicht: „Es soll immer ein Hobby bleiben.“

Neben dem Singen und der Geige ist das Golfen Daisys Leidenschaft. „Das ist mein Ausgleich zur Geige“, sagt sie. Beim Golfen könne sie in der Natur einfach abschalten. Bereits im Alter von vier Jahren habe Mama Ingeborg Daisy des Öfteren mit zum Golfplatz in Lauterhofen genommen. „Ich bin in diesen Sport durch meine Mama hineingewachsen.“ Ingeborg Miranda-Meyer ist Jugendwart im Golfclub Lauterhofen. Daisys Handicap liegt bei 23,1. Grundsätzlich sei sie damit schon zufrieden, sagt sie. „Aber es wäre schon schön, wenn vorne statt der 2 eine 1 stehen würde.“ Damit sie ihr Wissen auch an den Nachwuchs weitergeben kann, hat Daisy den C-Trainerschein „Breitensport“ absolviert. „Mir macht es Spaß, den kleinen Kindern etwas beizubringen.“ Deshalb unterstützt sie seit der vergangenen Saison den Trainer und coacht die fünf- bis zehnjährigen Nachwuchsgolfer in Lauterhofen. Doch bei aller Liebe zum Golf gesteht Daisy, dass ihr Instrument wichtiger sei. „Geige stand bei mir schon immer an erster Stelle.“

Höhepunkte ihrer Geigen-Karriere

Dementsprechend viel hat sie als Violinistin erlebt. Viermal war sie bei der internationalen Jugendbegegnung dabei. Außerdem war Daisy mit der Camerata des OG in der Münchner Philharmonie. „Das war sehr aufregend, zumal ich direkt neben einem Profi der Münchner Philharmoniker gesessen bin“, erzählt sie. Doch das sei nicht ihr persönliches Highlight gewesen. „Der erste Auftritt im Kindergarten und in der Grundschule sind meine Höhepunkte.“ Denn diese bleiben ihr länger in Erinnerung.

Lange im Gedächtnis wird ihr vermutlich auch die Eröffnung des Neumarkter Weihnachtsmarktes bleiben. Als sie vor zwei Jahren das damaligeChristkind Johanna Haberlerbeim Prolog gesehen habe, sei sie verzaubert gewesen. „Die Kulisse mit dem Rathaus ist sehr schön.“ Damals dachte sie sich, dass es toll wäre, das Neumarkter Christkind zu werden. „Als ich es tatsächlich geworden bin, habe ich mich natürlich riesig gefreut.“

Ihre Oma Karin Meyer dagegen habe daran gezweifelt, dass sie ausgewählt wird, gibt sie zu. „Weil sie dunkelhaarig ist.“ Aber als sie es dann erfahren habe, sei die Freude groß gewesen. Natürlich ist sie am Donnerstag dabei. „Aufgeregt bin ich nicht, weil ich weiß, dass Daisy es schaffen wird.“

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