Freizeit
Naturparadies mitten im Stadtgebiet

Zwischen Erholung, Naturerlebnis und Bioselbstversorgung liegt das Erfolgsgeheimnis der Kleingärten. In Neumarkt verwaltet ein Verein drei Anlagen.

25.09.2013 | Stand 16.09.2023, 7:25 Uhr
Tom Müller

Alles Bio! Kulinarisch hat fast jeder Kleingarten etwas zu bieten. Bernhard Huyer (links) und Holger Dickstefes bewundern Tomaten, denen jetzt noch etwas Sonne gut täte. Foto: Müller

„Zurzeit sind keine Parzellen frei“, heißt es auf der Website des Kleingartenvereins Neumarkt e.V. Der Verein verwaltet drei Kleingartenanlagen mit 104 Parzellen. Die Anlage „Lange Gasse“ mit 43 Gärten, „Dr.-Kurz-Straße“ mit 37 Gärten und die Anlage in der „Kornstraße“ mit 24 Gärten sind komplett ausgebucht.

Wer einen Kleingarten will, muss darauf hoffen, dass irgendwer altersbedingt oder aus Krankheitsgründen sein zwischen 180 und 380 Quadratmeter großes Fleckchen Erde aufgeben muss. „Das sind in der Regel die Gründe, warum man dieses kleine Stückchen Paradies aufgibt“, bestätigt Bernhard Huyer, der seit 1992 einen Kleingarten bewirtschaftet und inzwischen Vorsitzender des Kleingartenvereins ist.

Den Kopf frei bekommen

„Meine Tochter hat mich neulich mal gefragt, warum ich mir das mit dem Garten eigentlich antue“, erzählt Huyer lachend. „Ganz einfach“, sagt er: „Hier bekomme ich den Kopf nach der Arbeit frei. Wer gartelt, entdeckt Begabungen, die er an sich gar nicht kannte. Es macht Freude, etwas zu pflanzen und wachsen zu sehen. Und es gibt einem ein tolles Gefühl, gesundes Gemüse anzubauen.“

Als Vereinsvorsitzender hat Huyer noch weitere Gründe für den Reiz der Kleingartenanlage parat: „Der soziale Faktor ist nicht zu unterschätzen. Wir pflegen ein aktives und fröhliches Vereinsleben.“

Die Basis dafür liegt in einer bauartbedingten Besonderheit der Neumarkter Gärten. Diese sind nämlich offen. Oder wie Huyer es formuliert: „Wir hier in Neumarkt wollen uns nicht hinter Hecken verstecken.“ Wo andere Schrebergärten die Ruhe durch Abgrenzung zum Nachbarn suchen und Zäune hochziehen, ist man in Neumarkt mit einem Schritt in Nachbars Garten – und niemand stört sich dran.

Geregelt ist dies alles in der Gartenordnung, der Vereinssatzung und dem Unterpachtvertrag. Diese drei Elemente sieht das „Bundeskleingartengesetz“ vor. In jeder Anlage achtet ein Gartenobmann auf die Einhaltung der Vorgaben. In der Anlage „Kornstraße“ macht das Holger Dickstefes. Er kennt die Vorgaben. „Die Grundstücke gehören alle der Stadt Neumarkt. Diese verpachtet die Anlage an den Kleingartenverein. Und der wiederum hat Unterpachtverträge mit seinen Vereinsmitgliedern“.

Sehr günstiger Unterpachtzins

In Neumarkt zahle man den günstigsten Unterpachtzins im ganzen Bundesgebiet. 70 Euro kostet eine Gartenparzelle im Jahr. „Wir respektieren dafür die Vorgabe der Stadt, dass die Anlage keinen Wohncharakter hat“, ergänzt Bernhard Huyer. Aus diesem Grund gibt es Strom nur im Vereinsheim, nicht aber in den Gärten. „Die kleingärtnerische Nutzung muss im Vordergrund stehen“. Die Hälfte der Fläche muss erkennbar diesem Ziel dienen. Auf der anderen Hälfte darf ein Teich angelegt werden oder eine Gartenlaube stehen.

Es steckt eine Menge Erfahrung in diesen Gärten, die jetzt im Herbst ihre Schätze preisgeben. Wer etwas gesät hat, scheint es hier in Hülle und Fülle wieder zurückzubekommen. Die Gärten strotzen nur so vor Gemüse und wunderschönen Blumen. „Und das alles ohne Pflanzenschutzmittel“, betont Huyer. Chemie ist verboten im Kleingarten.

Die Chemie zwischen Gärtnern und dem Verein scheint jedenfalls zu stimmen. „Wer die Natur liebt, kommt gerne auf die grüne Insel. Und er ist hier mit Leib und Seele dabei“.