Neumarkt
Pläne für den alten Kanal werden konkret

Hausboote, Biergarten und gläserne Senkgärten: Mit einem Antrag will die Neumarkter SPD eine Diskussion im Stadtrat anstoßen.

25.02.2022 | Stand 15.09.2023, 7:00 Uhr
Die Neumarkter SPD möchte den alten Hafen touristisch nutzen. −Foto: Eva Gaupp

Im Juni vergangenen Jahres hatte die Neumarkter SPD zum ersten Mal ihre Idee einer touristischen Nutzung des alten Kanals präsentiert. Jetzt liegt ein fertiges Konzept auf dem Tisch und die SPD hat nach eigenen Angaben mit den zuständigen Ämtern für Wasserwirtschaft, Denkmalschutz und Naturschutz über die Realisierbarkeit gesprochen. Auch bei der Stadtverwaltung habe das Projekt „großen Anklang“ gefunden, teilt SPD-Pressesprecher Jan Seibel am Freitag mit. Es war seine Idee gewesen, den alten Kanal besser zu erschließen.

Damit soll der nächste Schritt getan werden: Die SPD-Stadtratsfraktion hat einen Antrag für eine der nächsten Stadtratssitzungen gestellt, das Areal des Ludwig Donau Main Kanals aufzuwerten – und zwar begrenzt auf den Abschnitt zwischen Florianstraße und die B299 bei Holzheim.

Neumarkt: Alter Kanal steht unter Denkmalschutz

Zusammen mit der Neumarkter Ingenieurin für Stadt- und Regionalplanung, Susanne Müller, seien die Hinweise aus den Gesprächen mit den Behörden eingearbeitet worden, so Seibel. Denn der Alte Kanal ist ein Denkmal, wodurch Eingriffe einschränkt sind. So dürfe zum Beispiel nichts dauerhaft an die Hafenmauer bei der Flussmeisterstelle montiert werden, erklärt Seibel im Gespräch mit unserer Zeitung. Wo das Gelände am Ufer aufgeschüttet wurde, sind Einbauten nicht möglich, anders sieht es bei dem gewachsenen Gelände aus.

Insgesamt hat die Planerin den definierten Abschnitt des Kanals in vier Teilsegmente untergliedert. In jedem sollen den Erholungssuchenden schwimmende Stege oder feste Anbauten am Ufer angeboten werden, vergleichbar mit dem, der bereits in Berg entstanden ist. Allerdings wollen die Planer die Stege mehr als verbindende Elemente des Konzepts verstanden wissen, um Wasser unmittelbar erlebbar zu machen, und nicht, um zum Schwimmen einzuladen. Das ist nicht vorgesehen. Vorgesehen ist aber ergänzend jeweils ein besonderes Angebot: Das kann ein Kunstobjekt oder eine Aktion sein.

Besonderes Potenzial sehen die SPD-Vertreter im alten Hafen hinter der Flussmeisterstelle: Das Becken böte die Chance, Hausboote zu Wasser zu lassen, die beispielsweise an Radtouristen vermietet werden könnten. Außerdem könnte ein „Biergarten im historischen Ambiente“ eröffnet werden. Ob das überhaupt noch möglich ist, war am Freitag nicht mehr zu erfahren. Denn bereits 2019 hatte die Stadt vorgehabt, den Parkplatz zwischen Flussmeisterstelle und Ostendorfer Gymnasium an die Firmengruppe Max Bögl zu veräußern. Diese hatte geplant, darauf ein Parkhaus sowie ein Boardinghaus zu errichten. Die FLitZ-Stadträte hatten damals als einzige heftig gegen dieses Ansinnen protestiert.

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Inzwischen unterstreicht auch das Flugplatz-Konzept die Bedeutung einer attraktiven fußläufigen Verbindung zwischen dem neuen Stadtquartier am Flugfeld und der Innenstadt. Diese verläuft direkt am alten Hafen und der Flussmeisterstelle entlang. Weil sich die Unterführung zwischen Hafen und Kanal unter der Nürnberger Straße hindurch wenig attraktiv präsentiert, stellen sich die Initiatoren ein Kunstprojekt direkt an der Decke der Unterführung vor: Ein Lichtspiel oder Wellenspiegel könnte das Licht einfangen und auf der Wasseroberfläche spiegeln.

Ein Treidelschiff am LGS-Park in Neumarkt

Gegenüber des Krankenhauses mit seinem Rosengarten säumen bereits jetzt Obstbäume den Ufersaum. Hier sieht das Konzept den idealen Standort für Holzliegen sowie Sitzstufen auf der Krankenhausseite, die von Patienten wie auch Spaziergängern gleichermaßen genutzt werden könnten.

Auf Höhe des LGS-Parks mit seinem Seecafé könnte das Freizeitangebot durch ein Treidelschiff ergänzt werden. Der Zugang über eine Treppe sei bereits vorhanden, heißt es dazu in den Unterlagen. Auf der gegenüberliegenden Seite Richtung Fußballplatz des FC Holzheim könnten ein längerer Steg bzw. Holz-Sitzstufen optisch dem historischen Treidelschiff angepasst werden. Und den Schauturm auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände könnte man wie schon 1997 als Aussichtspunkt für Besucher öffnen.

Senkgärten aus Glas im vierten und letzten Abschnitt des Konzepts direkt an der Holzheimer Grundschule könnten den natürlichen Mikrokosmos am Wasser erlebbar machen – und damit nicht nur den Unterricht durch persönliche Erlebnisse ergänzen. „Mein Ziel ist es, das Leben an den Kanal zu holen, das Wasser erlebbar zu machen und Treffpunkte für alle Altersgruppen zu schaffen – ebenso wie Orte zum Verweilen und Kraft tanken“, erläutert Susanne Müller. Und der Fraktionsvorsitzende Günter Stagat ergänzt: „Mit diesem Projekt bringen wir die Natur zu den Bürgerinnen und Bürgern von Neumarkt – insbesondere zu denen, die keinen eigenen Garten haben.“

Die SPD erwarte nicht, dass ihre Pläne 1:1 umgesetzt werden, sagt Seibel. Aber sie sollen als Diskussionsgrundlage und Anregung dienen. Manche Aspekte ließen sich unkompliziert umsetzen, andere wie der Hafen für Hausboote dauerten sicher länger und müssten abgestimmt werden. „Und sicher kommen noch weitere interessante Vorschläge dazu.“