Politik
Ringen um alternative Energie

Thema im Marktrat in Postbauer-Heng waren Bauanträge für weitere Solaranlagen und Luftfilter für die Erich-Kästner-Schule.

07.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:47 Uhr
Josef Wittmann
Zwischen dem bestehenden Solarpark an der Bahnlinie und dem Wald im Hintergrund will der Betreiber weitere Solarmodule installieren. −Foto: JOSEF WITTMANN

Über den richtigen Weg der Energiewende gehen die Meinungen auch in Postbauer-Heng auseinander. Zwischen den Ortsteilen würden Unterschiede gemacht, monierte der Köstlbacher Matthias Marx (CSU): „Wieviele Prozent von Pavelsbach sind mittlerweile bebaut? Das ist eine bodenlose Frechheit, Köstlbach überhaupt noch näher in Betracht zu ziehen“.

Anlass waren zwei Anträge für PV-Freiflächenanlagen. Eine liegt im Nordosten von Köstlbach an der Bahnlinie. Dort betreibt die Firma Greenovative beiderseits der Bahnlinie einen Solarpark. Den möchte sie um 6 Hektar erweitern. Und in Köstlbachs Süden möchte die Firma Südwerk künftig Strom erzeugen. Zusammen würden sich ihre Fläche auf fast 18 Hektar summieren.

Bürgermeister Horst Kratzer weiß, dass diesen Anträgen weitere folgen werden und hat deshalb das Grundsatzthema auf die Tagesordnung gesetzt. Wieviel Photovoltaik soll seine Kommune, die flächenmäßig die kleinste im Landkreis ist, haben?

Wo sollen die PV-Anlagen hin?

Landschaftsarchitektin Annette Boßle vom Regensburger Fachbüro Lichtgrün präsentierte die Fakten. Andernorts werde oft ein Prozentsatz der landwirtschaftlichen Nutzfläche zur Entscheidungsfindung genutzt. Schon heute umfassen die bestehenden PV-Anlagen in der Gemarkung Heng etwa 3 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche. Würde beiden Neuanträgen entsprochen, wäre ein Zehntel von Solarpannelen bedeckt.

Allerdings sieht Boßle die beiden Projekte unterschiedlich. Für das Projekt von Südwerk hegt sie wenig Sympathien, weil die Zersiedelung der Landschaft dort offensichtlich und schon von der belebten Strasse nach Tyrolsberg aus für alle einsehbar sei.

Die Erweiterungsfläche an der Bahnlinie sei dagegen geeignet. Annette Boßle war mit Bürgermeister Kratzer vor Ort. „Man sieht, dass man nichts sieht. Das Gelände ist wunderbar eingegrünt“, sagt sie. Auch das Landesamt für Umweltschutz empfehle Freiflächenanlagen dort, wo es schon Vorbelastungen wie eine Bahnlinie gebe. Und die Bodenqualität liege dort unter dem Durchschnitt des Landkreises. Denn gute Ackerböden sollen weiter landwirtschaftlich genutzt werden.

Bestehende PV-AnlagenAnfrageflächenKriterien
: In Postbauer-Heng existieren schon auf 10,7 Hektar Photovoltaikanlagen auf Freiflächen. das entspricht 0,43 % des Gemeindegebiets. In den Ortsteilen Pavelsbach und Postbauer gibt es noch keine solchen Anlagen.: Mit den Antragsflächen von Greenovative (6,4 Hektar) und Südwerk (17,6 Hektar) wären insgesamt fast 3 Prozent des Gemeindegebiets bedeckt. Für die Gemarkung Heng errechneten sich fast 10 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche: Die bis zu drei Meter hohen Module sind hinter Hecken und Gehölzen zu verstecken. Vorbelastete Flächen (Bahnlinie, Stromtrasse,...) sind geeigneter als die freie Landschaft. Die Bodenqualität soll unter dem Durchschnittswert des Landkreises liegen.

Die Räte sind aber skeptisch und Gabriele Bayer regt an, ob wir „wirklich schon alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft haben. Vielleicht bauen wir ein Bürgerwindrad mit Berngau zusammen“. In der Oktobersitzung will der Marktrat prüfen, wo mehr PV auf den Dächern öffentlicher oder anderer geeigneter Gebäude Sinn machten. Weitere Freiflächenanlagen sollten nicht der erste nächste Schritt sein. Außerdem solle die „Juraenergie“ in Veranstaltungen und im Mitteilungsblatt der Gemeinde noch mehr Öffentlichkeitsarbeit machen. Das Ziel sei, dass auch mehr PV-Anlagen auf Privathäusern istalliert werden. Die noch bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen wolle man eher schonen.

Doch Lüftungsgeräte für die Schule

Noch einmal standen mobile Lüfter für die Erich-Kästner-Schule auf der Tagesordnung. Die Schulleitung habe nun Interesse signalisiert. Jetzt sollen 47 Geräte für drei Jahre geleast werden. Die Angebote werden bis Montag erwartet. Dann will die Gemeinde bestellen, wenn auch die Stellungnahme der Schule verbindlich auf dem Tisch liegt. Was die Lieferung betrifft ist Horst Kratzer optimistisch. Die Lager der Produzenten seien gut gefüllt.

Auch personell gibt es eine Veränderung. Matthias Schäfer (Die Grünen) verlässt aus beruflichen Gründen Postbauer-Heng in Richtung Hessen. Petra Sebiger aus Pavelsbach rückt in den Marktrat nach. Und der Markt hat sich zur Teilnahme am Pakt zur Nachhaltigen Beschaffung in den Kommunen der Metropolregion Nürnberg angemeldet. Last not least darf sich die Jugend auf die Erweiterung der Skateranlage freuen.

Zum Schluss gab es noch aufgeregte Wortwechsel wegen einer gemeindlichen Umfrage bei den Bewohnern der Ulmenstraße in Pavelsbach. Dort schwelt seit langem ein Konflikt um eine noch fertigzustellende Durchgangsstraße, gegen die anscheinend ein Betroffener agitiere. Das Thema wird die Räte bei einer der nächsten Sitzungen weiter beschäftigen.