Ausstellung
Skandal machte ein Trio kurz berühmt

Seit Sonntag geht es in Neumarkts Museum Lothar Fischer um die Gruppe „RADAMA“. Die Eröffnung glänzte durch Verständlichkeit.

25.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:55 Uhr
Lothar Röhrl
„Bitte jene Pose einnehmen, als das Schwarz-Weiß-Foto entstanden ist“: In Abwesenheit von Erwin Eisch (rechts im Foto von 1961) kamen Max Strack und Gretel Stadler-Eisch der Bitte der Pressefotografen gerne nach. −Foto: Lothar Röhrl

Das ist eine Ausstellung, an der auch Nicht-Kunstfreunde ihren Spaß haben könnten: Seit Sonntag geht es im Museum Lothar Fischer bis 30. Januar um die dreiköpfige Künstler-Gruppe „RADAMA“. Heutzutage ist dieser Name weitgehend unbekannt. Doch vor exakt 60 Jahren hat er für einen bundesweit beachteten Skandal gesorgt. Diese Pointe ist eine Facette der neuen Schau. Am Sonntag wurde sie im Beisein der Gruppe-Mitglieder Gretel Stadler (84 Jahre alt, verheiratete Eisch) und Max Strack (87) eröffnet. Der voll besetzte Vortragssaal im Erdgeschoss musste nur auf die Anwesenheit von Erwin Eisch (94), den Ehemann von Gretel Stadler, verzichten.

Die Drei stehen für die Art von Scherz, die sich ähnlich auch Till Eulenspiegel, Karl Valentin oder Joseph Beuys erlaubt hatten. Als viertes Mitglied präsentierten sie 1961 einen gewissen Bolus Krim. Um ihn trauerten sie mit Kranz, einem großen Transparent und einem Krückstock. Die Trauer hatte jedoch einen Haken: Jenen Krim hat es nie gegeben.

„Die ganzen Mühen haben sich gelohnt.“Dr. Pia Dornacher, Leiterin des Museums Lothar Fischer

Auch heutzutage kann man die Gaudi gut erahnen, die Gretel Stadler, Erwin Eisch und Max Strack damals beim Durchblättern des Presse-Echos auf das Ableben Krims gehabt haben mussten. In teils doppelseitiger Aufmachung ließen sich Feuilletonisten führender deutscher Tageszeitungen über die Werke dieses Bolus Krim meist begeistert aus. Dann flog alles bei einem Fernsehinterview auf. Übrigens: Lange hielt sich der ausgelöste Sturm der Entrüstung nicht. Denn die Anfang 1960 gegründete Gruppe löste sich schon 1962 wieder auf. Danach geriet sie in Vergessenheit.

Weil „RADAMA“ als Abspaltung von der Gruppe „SPUR“ eine nahe Beziehung zu ihrem in Neumarkt aufgewachsenen Zeitgenossen Lothar Fischer hatte, bemühten sich die Verantwortlichen des Museums um eine Ausstellung. Für die Leiterin Dr. Pia Dornacher wurde der Sonntag zum Finale einer nicht zuletzt wegen Corona außergewöhnlich langen Vorbereitungszeit. Die Mühen hätten sich gelohnt, betonte Dornacher. Denn das Neumarkter Museum habe nicht nur vor „größeren Häusern“ den Zuschlag als Ausstellungsort bekommen, sondern auch ein großzügiges Präsent. Die „RADAMA“-Künstler haben alle ihre Werke plus den regen Briefwechsel untereinander dem Neumarkter Haus geschenkt.

Große Schar von Ehrenamtlichen im Museum Lothar Fischer

Zu einem weiteren Geschenk für diese Eröffnung wurde, dass Dr. Margrit Brehm ihre Einführung zur Ausstellung in freier Rede hielt. Die Co-Kuratorin zeichnete den Werdegang von „RADAMA“ nach. Die Vernissage nutzte Dr. Barbara Honold zu einem Blick hinter die Kulissen des Museums. Die Vorsitzende des Kuratoriums der „Lothar & Christel Fischer Stiftung“ bedankte sich in Anwesenheit von Christel Fischer, der Witwe von Lothar Fischer, bei einer großen Schar von Ehrenamtlichen und beim Förderverein. Ihrer Überzeugung nach könnte das Museum ohne deren Einsatz nicht bestehen.

Die Eröffnung der Neumarkter Ausstellung leitete für das Ehepaar Eisch eine Woche ein, die es so schnell nicht vergessen dürfte. Am Mittwoch erhalten beide in München den „Kulturpreis Bayern“.