Schwertransport
Zwei Riesen auf Reisen behindern Verkehr

Die Bayernoil-Raffinerie bekommt zwei neue Reaktoren. Ihr Transport vom Hafen Kelheim nach Neustadt erfordert Sperrungen.

04.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:26 Uhr
Im Hafen Kelheim-Saal warten die Reaktoren auf den Weitertransport nach Neustadt. −Foto: Hutzler

Ab Samstag, 5. Juni, kommt es zwischen Kelheim und Neustadt zu mehrtägigen Sperrungen auf mehreren Straßen. Grund ist der Transport von zwei Schwerstgewichten: zwei neue Reaktoren, die vom Hafen Kelheim-Saal in die Raffinerie nach Neustadt gelangen müssen.

Die beiden jeweils über 600 Tonnen schweren Reaktoren werden zur Herstellung von schwefelfreiem Dieselkraftstoff benötigt. Per Schiff kamen sie aus Italien nach Kelheim. Die letzte, 30 Kilometer lange Etappe führt über die Straßen und ist wegen der Ausmaße der Transporter – 35 Meter lang und 5,7 Meter breit – nur unter Vollsperrung der jeweils befahrenen Abschnitte möglich, teilen die Bayernoil-GmbH und das Landratsamt mit. Denn das Gefährt kann weder überholt noch im Gegenverkehr passiert werden.

Bau:Dimension:
Die beiden raketenförmigen Reaktoren wurden von der Firma Belleli im italienischen Mantua gefertigt. Das dauerte ca. zehn Monate. Per Schiff kamen sie via Mittelmeer und Atlantik nach Rotterdam; von dort auf dem Rhein und dem und Main-Donau-Kanal nach Kelheim.Jeder der beiden Reaktoren ist gut 600 Tonnen schwer und hat rund 400 Kubikmeter Volumen. Um sie zu befördern, sind Schwertransporter mit 20 bzw. 22 Achsen, einer Länge von 32,5 bzw. 35,3 Metern und 5,7 Metern Breite erforderlich.

Die erste Etappe erfolgt am Samstag/ Sonntag, 5./6. Juni: Da bewegt sich der Tross im Schritttempo vom Hafen in den Kelheimer Donaupark. Hierzu wird laut Landratsamt die B16 – zwischen den Anschlussstellen Untersaal/Regensburger Straße und Saal/Abensberger Straße – gesperrt; ferner die Regensburger Straße in Kelheim (St 2230).

Die Umleitung der Regensburger Straße in Kelheim erfolgt über die Maximilianbrücke, die Nordtangente (Kreisstraße KEH 38) und die Starenstraße in Kelheim. Den B16-Abschnitt umfährt man durch Saal hindurch: von Untersaal über Haupt- und Abensberger Straße bis zur B16-Auffahrt Saal-Süd.

Ab Sonntag, 6. Juni (7 Uhr) bis Mittwoch, 9. Juni (19 Uhr) steht die zweite Etappe über den Weltenburger Berg an. Dazu ist die Strecke (Staatsstraße 2233) ab dem Kelheimer Waldfriedhof an bis zur Abzweigung Thaldorf voll gesperrt. Zusätzlich wird ab dem späten Montagnachmittag auch der Abschnitt Waldfriedhof - Ortseingang Kelheim gesperrt (keine Zufahrt zum Waldfriedhof!) Nach Weltenburg wird über Regensburger, Abensberger Straße, Unterwendling und Thaldorf umgeleitet.

Für die dritte Etappe wird vom Dienstag, 8. Juni (12 Uhr), bis Donnerstag, 10. Juni (13 Uhr) die Staatsstraße 2233 im Bereich von Eining gesperrt (Abusinastraße von Hausnummer 2 und 4 bis zum Ortsausgang), so das Landratsamt und die Raffinerie weiter.

Die Umleitung nach Eining erfolgt von Kelheim aus über Regensburger, Abensberger Straße, Unterwendling, Thaldorf, Sandharlanden. Das Römerkastell erreicht man nur über Bad Gögging.

Von der vierten Etappe ist die Staatsstraße 2233 bei Bad Gögging betroffen: Von Mittwoch, 9. Juni bis Freitag, 11. Juni ist der Bereich über die Brücken am Sulzgraben, den Randkanal und die Abensbrücke gesperrt. Die Umleitung erfolgt hier von Neustadt aus über Heiligenstadt, Deisenhofen und den Birketweg in Bad Gögging. Für den überörtlichen Verkehr wird während der gesamten Zeit von 5. bis 13. Juni eine großräumige Umleitung von Kelheim nach Neustadt über die B 16 ausgeschildert.

„Bitte nicht anreisen“

Mit Blick auf die Verkehrssicherheit und die Corona-Pandemie appellieren Landratsamt und Bayernoil eindringlich, auf „Schwerlast-Tourismus“ zu verzichten und die Transportstrecke zu meiden. Erst unlängst war es bei einem anderenSchwertransport zu einem Unfallgekommen. Gleichzeitig bitten beide Stellen für die Verkehrsbehinderungen um Verständnis.

In der Raffinerie werden die Schwergewichte von Kränen aufgestellt und an die Rohrleitungen angeschlossen. Danach werden sie mit Katalysatoren befüllt und können in Betrieb gehen.

Sie ersetzen die beiden alten Reaktoren der Mild Hydrocracker-Anlage und können stündlich 300 (statt bisher 280) Tonnen von so genanntem Vakuum-Gasöl verarbeiten: Das Zwischenprodukt der Raffinade wird entschwefelt und gespalten, um schwefelfreien Dieselkraftstoff zu gewinnen. Unter anderem für den Schwerlastverkehr werde dieser Treibstoff auch in Zukunft Bedeutung haben, so Bayernoil-Geschäftsführer Michael Raue. Auf längere Sicht werde für Raffinerien auch die Transformation von der Verarbeitung fossiler Brennstoffe hin zur Produktion von Biokraftstoffen eine Rolle spielen.